Winterreisen im Sommerland

Afroditi TreppeNur noch ein paar letzte Gedanken zum Reisen auf Kreta im Winter.
Wenn ich meinem normalen Reise-Rhythmus folge, schreibe ich ja erst im Jahre 2046 das nächste Kapitel über die Insel … 🙂 …!
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Man muß sich darauf einstellen, daß vieles nur eingeschränkt möglich ist im Winter. Natürlich sind auch die ganz Harten im Januar in Bikini und Shorts unterwegs (gesehen am Strand in Stavros), denn an guten Tagen ist die Außentemperatur auch mal bei 22°C und das Wasser kann auch um 15°C „warm“ sein (gemessen am Strand von Elafonissi).
Aber übernachten sollten Sie nicht in einem Strandort. Außerhalb der Saison schließt da alles, Hotels, Supermärkte, Bäckereien, Tavernen.
Und das Wetter ist unbeständig, es ist wie in Nord-Europa im April.
Wenn Sie ein paar Regentage hintereinander haben und in einem verlassenen Hotel-Ort durchs Fenster aufs graue Meer schauen, kriegen Sie vielleicht Depressionen. (Allerdings sind fast alle Apotheken in Griechenland auch außerhalb der Touristen-Saison geöffnet …)
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Elafonissi Badethermometer
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Hochwissenschaftliche Wassertemperatur-Untersuchung
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Ziehen Sie also in die Stadt. Versuchen Sie eine gut eingerichtete Wohnung zu finden, in der Sie sich ausbreiten können. Wir hatten drei Räume auf drei Etagen, mit Dachterrasse usw. in der Altstadt von Chania. Alle nötigen Haushaltsgeräte waren da, und sie funktionierten auch.
In der Altstadt sind die Grundstücke natürlich winzig und man baut in die Höhe. Was zu abenteuerlichen Treppenkonstruktionen führt, die die Geschosse verbinden. Aber Treppensteigen ist gesund, und wenn Sie anfangs die Dinge, die sie ständig brauchen, immer auf der falschen Etage abgelegt hatten, werden Sie nach 30 mal 25 Treppenstufen für Ordnung und Übersicht sorgen …
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Nachteil einer Unterkunft im Zentrum ist: Ihre griechischen Nachbarn stört Lärm in keiner Weise. In einer drei Meter breiten Gasse sorgt eine einzige Musikbar für gemeinsames „Entertainment“ im Umkreis von 100 Metern, ggf. bis morgens um drei, und das bei geschlossenen Fenstern und Türen.
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Und zuletzt: Sie brauchen ein Auto, und besser ein nicht zu kleines. Die Entfernungen sind groß, die Tagestouren lang, und die Höhenunterschiede erheblich. Und Sie müssen flexibel sein, denn Sie werden häufig vergeblich vor den in den Reiseführern empfohlenen Tavernen stehen, und in den offenen Lokalen oft nichts zu essen angeboten kriegen.
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Und … es gibt praktisch keinen öffentlichen Nahverkehr im Winter, jedenfalls keinen, der die Hauptstraßen verläßt. Wenn Sie ein Ziel in den Bergen haben, haben Sie schon Glück, wenn zwei Mal am Tag ein Bus fährt (am Wochenende fährt eher gar nichts). Sie verlassen die Stadt morgens um acht, und können frühestens nachmittags um fünf zurück. Und zwischendurch stehen Sie da im Regen.
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Planen Sie statt einer längeren Tageswanderung lieber zwei oder drei kürzere Spaziergänge (und nehmen Sie zur Sicherheit immer einen Notvorrat im Rucksack mit).
Trotz allem wollen wir nicht den klugen Satz vergessen, der auch im Winter gilt:
„Was du nicht erlaufen hast, hast du nicht erfahren.“
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Weg nach Katholiko
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Ja, zwischen den Klöstern auf der Akrotiri-Halbinsel kann man gerade im Winter gut zu Fuß unterwegs sein!
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Da Chania im Winter so gut wie touristenfrei ist, fehlt die übliche touristische Infrastruktur. In unserem Wohnungsmietvertrag stand die Klausel, daß wir bei einem Aufenthalt von einer Woche eine Gratis-Kutschfahrt in Anspruch nehmen könnten (haha …).
Aber (A) gab es in der Stadt im Januar keine Kutschen und (B) sollte man solche Albernheiten eh sein lassen:
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Kutschfahrt Poster
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Ich kann mir vorstellen, daß im Sommer in den Städten der Insel das reine Verkehrs-Chaos herrschen muß (nicht nur zum Leiden der Kutschpferde). Selbst im Winter verließ man morgens nur ungern seinen Parkplatz … es konnte ja gut sein, daß man am Abend keinen mehr kriegen würde … und die Treppe in unserem Haus war zu steil und zu schmal, um das Auto ins Wohnzimmer mitzunehmen.
Ja, Verzicht und Ungewißheit bestimmt das Reiseleben … 🙂 …
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Parkplatz 1
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Aber die Autofahrer auf Kreta sind recht diszipliniert und rücksichtsvoll. Auf den Landstraßen nehmen sie auch Rücksicht auf ihre Bäume. Die bleiben dann beim Asphaltieren mitten auf der Straße stehen und man wird mit einem Hinweisschild daran vorbeigeleitet:
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Baum rechts fahren
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Weniger Rücksicht nimmt man auf Fußgänger. An den Parkbuchten auf Bergstraßen muß ab und zu darauf hingewiesen werden, daß man die Wanderer unter sich weder mit hinuntergeworfenem Müll noch mit rollenden Steinen „erfreuen“ sollte. Dabei ist das Echo in den Schluchten doch so eindrucksvoll …
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Warnschild Schlucht
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Die Straßen sind ohnehin schwer steinschlaggefährdet. Weite Strecken sind mit Draht-Netzen abgedeckt …
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Steinschlag Netz
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… und an den engen Stellen (etwa bei einspurigen Tunneln) mit Ampeln abgesichert. Man kann nur hoffen, daß der Verkehrsteilnehmer auf der anderen Seite auch die Augen auf hat und sein rotes Licht bemerkt:
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Tunnel einspurig
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Für die Verkehrsteilnehmer, die sich eher durch Hören und Riechen orientieren, war unser Auto durchaus interessant und nützlich. Beim ersten Foto-Stop in einem Bergdorf pinkelt der Dorfhund an alle Räder, beim zweiten Stop im nächsten Dorf wird die Botschaft mit großer Aufmerksamkeit gelesen … sorry, weggeschnüffelt:
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Hundebotschaft am Auto
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Manchmal zweifelt man auch, ob man überhaupt ins nächste Dorf kommt. So richtig breit sind manche Landstraßen ja nicht:
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Schmale Landstraße
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Schußlöcher WarnschildAch so, was Bergdörfer angeht … ich wäre gerne mal in Anogia gewesen. Ich hatte so viele schöne Fotos aus dem Ort gesehen (hallo Marga), von den Bewohnern, die ihre Musikkultur pflegen (Xylouris) und ihre traditionellen Bräuche noch nicht vergessen haben. Wir sind nicht dazu gekommen. Vielleicht besser so. Es gibt Zeiten, da wollen die da oben gar keinen Besuch …
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http://www.kreta-umweltforum.de/Merkblaetter/180-06%20-%20Waffen.pdf
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Naja, es gibt auch Klöster, die keinen großen Wert auf Besucher legen. Mancher Besucher, der trotzdem kommt, sitzt dann still im Klosterhof und denkt über sich und das Leben nach:
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……….Aghia Triada Hof
Foto: Katharina R.
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One comment

  1. Was die “Musikberieselung” in unserer Gasse in Chania angeht, da gibt es eine Bewertung von Taina aus Spanien vom 08.12.2013. Taina hat schwer unter dem nächtlichen Lärm aus der Musik-Bar gelitten, aber sie schlief im zweiten Stock (wie ich) und nicht im dritten (wie Katharina). Tainas Text endet mit dem Satz: “I stayed in the big room of the second floor and it is fair to say that my friend who slept in the third floor room didn’t hear anything.”

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