Kalymnos Villa Melina

Siehe auch: Adonis Antonoglu, Themelina und Karagiozis 2010
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Ein Text für die Simone, die unbedingt einen Text über Kalymnos haben wollte …

Der Hafen von Pothia

… in dem Tauchen und Schwämme drin vorkommen. (“Wann kommt denn bei dir endlich Kos, Kalymnos und Nyssiros, als die Touristen wie ich die Inseln heimsuchten und keine Schwämme mehr fanden beim Tauchen????”)

Nun hat Kalymnos zwar angeblich immer noch eine Schwammfischerflotte, jedoch fischen die Leute nicht mehr in der Nähe der Insel. Die Blütezeit der Schwammfischerei ist im Dodekanes schon ein paar Jahrzehnte her. In Pothia werden zwar immer noch Haufen echter Schwämme verkauft, und jeder Verkäufer wird versichern, die seien auch aus lokaler Erzeugung … nun ja …

Der Großteil der 13.000 Einwohner von Kalymnos lebt im Hauptort Pothia. Abgesehen vom Tal von Vathi mit seinen Zitrusfrüchten und Oliven ist die Insel eher karg und trocken. Da bleibt man lieber gleich in der Stadt. Und der Tourismus ist nicht die bestimmende Kraft im Leben der Insel. Daran wird auch der neue kleine Inselflughafen (Olympic-Flüge nach Athen) nichts ändern. Kalymnos bietet an der Nordwestküste ein bescheidenes touristisches Umfeld und von Myrties aus werden auch Ausflugsboote zur kleinen Nachbarinsel Tenedos angeboten.

Wir blieben auch in der Stadt. Mitten drin. Wenn man in die deutschen Griechenland-Internetforen schaut, findet man beim Thema “Kalymnos” immer sofort die Villa Themelina (heute Villa Melina). Egal, wer auf Kalymnos war, er/sie war wohl IMMER dort … 🙂 …:


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Ist ja auch eine nette alte, jedoch nicht sehr griechische Architektur. Die Dodekanes-Inseln waren von 1912 bis 1943 unter italienischer Verwaltung. Man sieht die damaligen Latinisierungsversuche am besten noch auf der Nachbarinsel Leros (in Lakki). Dort wurde versucht, von Grund auf eine italienische Muster-Stadt zu bauen. Art-Deco-Häuser an faschismusparadefähigen Alleen statt des griechischen Eselsweg-Individualismus … man ist aber nicht weit gekommen.

Auch in Kalymnos wurde die Villa Themelina so gebaut, daß sie ihren finanziell opulenten italienischen Erstbesitzer wohl an den Gardasee erinnerte. Heute gehört sie Adonis (Antonios Antonoglu), der in Aachen eine Ewigkeit lang (25 Jahre) die Taverne Kalymnos betrieb. Seine Geschichte ist so eine zu 100% typische BRD-deutsch-griechische Sache, hier von der TAZ schrecklich nett und treffend erzählt:

http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/02/28/a0022

Nur ganz kurz aus der TAZ zitiert: 1969 kam Adonis nach Aachen, geflüchtet vor dem Militärdienst. Er studierte einige Jahre Elektrotechnik und schaffte es, “erfolgreich abzubrechen”. Es gab Wichtigeres: Aachen wurde so etwas wie die deutsche Keimzelle des Widerstands gegen die griechische Militärdiktatur (1967-74), und Adonis war mittendrin. Mit der sozialistischen Hochschulgruppe organisierte er Demos und ein großes Solidaritätskonzert mit Mikis Theodorakis. Heute sagt er: “Doktrinäre Kommunisten waren nie meine Freunde, ich bin humanistischer Sozialist. Und meine politischen Ansichten sind immer sehr stabil geblieben.”

Den Artikel muß man lesen, in voller Länge! Aber lesen und hierher zurückkommen! Danke! Ja, was wir in Deutschland nicht alle an Lebensgefühl ausgerechnet dieser Junta verdanken, die die ganzen linken Griechen in unsere nördliche Region vertrieben hat! Was für eine Ironie des Schicksals …

Ich bin zwar mal in Aachen von Freunden aus dem sozialistischen Uni-Milieu zum Essen “zu dem Griechen” geschleppt worden … zu einer Taverne, die der TAZ-Beschreibung zufolge wahrscheinlich Adonis gehörte … aber das ist schon lange her. Vielleicht waren wir auch woanders. An die Qualität des Essens kann ich mich nicht erinnern. Und wenn Wirt Adonis schlecht kochte, wie die TAZ schreibt, dann ist er nördlich der Alpen weiß Gott nicht der einzige …

Ich hatte später von der Villa Themelina im Reiseführer gelesen. Als wir dann ins Haus geweht wurden am Wochenende nach dem orthodoxen Ostertermin, machte sich Adonis gerade auf den Weg zurück nach Deutschland. Seine Koffer standen schon vor der Tür. Schnell ein Kaffee und eine Hausführung, dann waren wir die einzigen Gäste im alten, etwas verwohnten Haus samt Garten. Das Frühstück wurde für uns von Adonis’ Gattin exklusiv in der Küche im Keller zubereitet.

Da saßen wir nun wie die Frühkapitalisten oben im Haus in hohen Räumen mit 2 Balkonen und Kamin und mit geschultem Personal im Souterrain … ja, “Wohn Den Mussolini” … 🙂 … und hin und wieder wuselten Adonis leicht verwöhnte Kinder durchs Haus und inszenierten vor ihrer Mutter lautstark den altersüblichen Trotz … pateras Adonis war ja nicht mehr im Haus …

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Inzwischen ist das Haus grundrenoviert, höre ich, die alte bürgerlich-italienische Atmosphäre sei jedoch erhalten geblieben. Und hinter dem Haus gibt es auch den Pool und die Suiten in den neueren Bauten:


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Wenn man von der Insel nicht viel zu sehen kriegt, ist das nicht so tragisch (wenn man ähnliche Inseln schon kennt) … und Pothia ist nicht unbedingt eine leise Stadt. Aber vom Lärm kriegt man in der Villa Themelina nicht viel mit, wenn man, wie wir, dort drei Tage faulenzt, weil ein Loch im Fähren-Fahrplan das so wollte.

Hm, zufrieden ist die Simone jetzt bestimmt nicht mit meinem Insel-Text.
Zu wenig Schwämme drin …

Villa Themelina Telefon: +30 22430 22682
Und eine sehr schöne und klare website  gibt es jetzt:
villa-melina


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15.12.07 … da fallen mir gerade meine Kalymnos-Notizen in die Hände. Ich schreib das mal kommentarlos ab: “Die Leute in K. sind sehr nett, steht im Dumont. STIMMT. Helfen sofort, Weg zu finden, drücken einem Busfahrplan in die Hand, der Busfahrer läßt uns UMSONST zurückfahren. Es wird GELÄCHELT! Dicke Kinder, auffallend viele Behinderte (alles Tauchunfälle). Auch Adonis Vater war Kapitän (!) eines Schwammbootes. Gehbehindert seit Unfall. Themelina 1927-1934 gebaut. Adonis ist nomineller Besitzer eines Hauses auf Symi, das Freunde von ihm bewohnen (Architekten). Symi = strenge Bauvorschriften. Über Ostern hatte er 3 Internet-Buchungen von Familien. Die große Villa mit Garten bietet sich dafür an.
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Wenn Sie die 2. Seite über die Villa Melina nicht mehr lesen wollen (Link ganz oben), dann:
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One comment

  1. Da fällt mir noch eine Anekdote aus Kalymnos ein, die Ludwig Ross 1852 in „Reisen nach Kos, Halikarnassos, Rhodos und der Insel Cypern“ veröffentlich hat. Ja, Geiz zahlt sich nicht immer aus:

    “Der Besitzer des Grundstücks hatte hier im vorigen Winter gegraben, um Steine zum Hausbau zu suchen; da stieß er in der Tiefe von nur zwei Spannen auch auf eine einfache Todtenkiste aus weißem Marmor. Da er den schweren Deckel nicht allein abzuheben vermochte, rief er einen Nachbar von dem angränzenden Acker zu Hülfe; sie öffneten den Sarg und fanden nun einen reichen Goldschmuck, der nach der Beschreibung meines Begleiters und des Finders selbst aus folgenden Stücken bestand:
    1) einem anderthalb Finger breiten einfachen Diadem oder Stirnbande aus massivem Golde; 2) aus einem einen Finger breiten sehr kunstreich gearbeiteten Halsbande, an welchem an zwei feinen einen Finger langen Kettchen zwei goldene Gärstenkörner (?) hingen; 3) aus zwei großen goldenen Ohrreifen, in deren jedem eine schwebende geflügelte Figur stand, die in der einen Hand eine Flasche oder einen Krug, in der andern eine Schale hielt, als wäre sie im Einschenken begriffen.
    Diese Goldsachen hatten zusammen ein Gewicht von 42 1/2 Venetianischen Ducaten, also etwa 2000 Türkische Piaster an Goldwerth. Außerdem fand sich in dem Sarkophage noch eine Silbermünze von Kalymnos und ein bronzener Spiegel ohne Figuren. Der Besitzer hätte sich seines werthvollen Fundes ungestört erfreuen und folgenden Tages damit nach Athen oder Smyrna segeln können, wenn er nicht aus Knikkerei den Nachbar für seine Mühwaltung mit 5 Piastern (10 Silbergroschen) hätte abfinden wollen.
    Dieser verlangte nur 80 Piaster, und da der Finder sie ihm nicht bewilligen wollte, zeigte er die Sache dem Türkischen Aga an, der sie an den Paschah nach Rhodos berichtete. Hassan-Paschah ließ sich den Goldschmuck und die Münze ausliefern, und zahlte dem Finder nach Türkischem Rechte nur ein Dritttheil des Metallwerthes. In den zahlreichen andern Gräbern, welche die Kalymnier in dieser Gegend geöffnet haben, hat sich keine so werthvolle Ausstattung gefunden.“

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