Kastro, Särge und Säulen

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Kastro: My home is my temple
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Man kann es sich auch einfach machen, um nach Kastro zu kommen. Von Apollonia sind es drei Kilometer, da haben Sie sich im Bus noch gar nicht richtig hingesetzt, da sind Sie schon da. Wie öde. Auf Sifnos kann man von Apollonia aus fast alles zu Fuß erreichen, also geht es auch nach Kastro zu Fuß, vielleicht über Ano Petali und Aghios Loukas. Von dort zunächst dem Wanderweg 1 folgen bis zur Panaghia Poulati Kirche. Ein schöner Spaziergang:
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Wenn Sie noch ein bißchen weiter ausholen wollen, machen Sie noch einen Bogen zur Metamorphosi Sotiros Kapelle in Richtung Norden:
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Dieser Weg ist eine Empfehlung, die auf der Terrain-Skai Karte Sifnos 1:20.000 zu finden ist (Trail 09). Dem Weg bin ich auch gefolgt. Man hat nur kleine Probleme, den versteckten Eingang zu dem monopatia in Richtung der Kapelle zu finden – der ist an der Straße Richtung Heronisos/Norden, schon kurz vor dem Dörfchen Aghia Anna. Rechts ab, Richtung “Bella Vista” Mühle, und sofort links rein, an der Elektroleitung. Der ummauerte, in unregelmäßigen Stufen gesetzte Fußweg geht durch altes Bauernland, im Frühjahr ein Blütenteppich, am Horizont verschwimmt der Schatten von Paros, wunderbar …
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Irgendwann treffen Sie auf dem Rückweg den Wanderweg 1, steigen zur Panaghia Poulati ab, und folgen dann dem Fußweg an der Küste, mit Blick auf die Halbinsel, auf der Kastro hockt, am Ende noch ein kleines Extra-Halbinselchen mit der Kirche der sieben Märtyrer (Epta Martires). Ja, auf Sifnos gibt es kaum ein exponiertes Plätzchen, wo nicht die Kirche ein weißgestrichenes Zeugnis ihrer Existenz hingesetzt hat …
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Der Küstenweg hat mich übrigens stark an die Cinque Terre Wanderwege an der italienischen Riviera erinnert, wenn auf Sifnos auch die supersteil angelegten Weinterrassen fehlen, auf denen die ligurischen Weinbauern mit ihren abenteuerlichen Zahnradbahnen herumschweben. (Ich hoffe, sie tun das noch, ich war leider lange nicht da …) Und Kastro ist auch nur halb so groß wie zum Beispiel Vernazza, aber doppelt so tot …
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Womit wir langsam zu den Sarkophargen kommen … 🙂 … nein, zunächst mal zu praktischen Dingen: Wie wäre es jetzt mit einem Kaffee? Man war ja schon vorgewarnt, in Kastro ist nichts los … das stimmt, in Kastro war im Mai lediglich die Taverne Leonidas geöffnet und das Café am Buswendeplatz. Sonst nichts. Aber Gäste gab es ja auch keine …
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Ich kriegte meinen Frappé, da sich die Putzfrau im Café auf wunderbare Weise in eine Kellnerin verwandelte. Dann machte ich mich auf meinen Rundgang durchs Dorf. Auffällig, am Weg sehr alte Kirchen (alle zu) und sehr alte Särge (alle auf):
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Auf dem letzten Bild fallen Ihnen ganz im Hintergrund vielleicht zwei Kinder auf dem Fahrrad auf. Zusammen mit zwei holländischen Touristen bildeten sie in Kastro an diesem Tag das volle Leben … halt, nein, da war noch mehr Leben, aber das bewegte sich nicht, das zog den Zustand der Meditation vor:
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Es war schon irritierend, zu sehen, wie vertrackt auf dieser kleinen felsigen Grundfläche gebaut worden war, um im Mittelalter möglichst viele Leute im Ort unterzubringen:
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Mit welchen Tricks zum Beispiel von den Dächern aus, über die Gasse unten weg, mit Brücken zum oberen Stockwerk Haustüren erreicht wurden:
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Alles vorbei. In Kastro wohnt kaum noch jemand. Vom 14. Jahrhundert an hatte Kastro auf der Insel die Stellung einer “Hauptstadt”. Die Familie Gosadini aus Venedig hatte die Stadt befestigt, der kleine Hafen unterhalb der Stadt war einmal das, was Kamares heute ist. Unter der osmanischen Herrschaft verlagerte sich jedoch (besonders wegen der Piratengefahr) das Interesse weg von der Küste in Richtung von Apollonia und Artemonas, die Festung Kastro wurde bedeutungslos. Man findet heute aber noch Reste aus der Antike und wiederverwendete Relikte der mittelalterlichen Herrschaft in den verbliebenen Bauten. Der gesamte Ort Kastro steht seit 1975 unter Denkmalschutz.
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Ich bin noch zu den sieben Märtyrern auf dem Halbinselchen heruntergestiegen. Es ist eine gute sportliche Übung, aber es lohnt sich nicht wirklich, was die Aussicht angeht. Die Kirche war abgeschlossen, die Märtyrer wollten auch mal ihre Ruhe haben. Hier wenigstens ihr Haustürschild (Hm, sieben Mal klingeln, hätte das was gebracht …?):
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4 comments

  1. DAS Namensschild könnte dann aber die ganze Insel bedecken. Sollten man die Kirche deshalb nicht besser auf Rhodos oder Kreta bauen? Oder in Athen – dann wäre da auch Ruhe.

  2. Nachtrag zu meiner Bemerkung oben zu den Wanderwegen an den Cinque Terre Küsten:
    Meine Begegnung mit den Weinbergen an der ligurischen Riviera ist schon über zwanzig Jahre her. Damals war es (außerhalb der Saison) noch ganz verschlafen dort. Gerade kriege ich von einer Freundin Franz Hohlers „52 Wanderungen“ (btb-Verlag) geschenkt, und siehe da, auch Hohler war auf dem Weg unterwegs, am 24.04.2003. (Ich habe nachgeschaut, der Tag war der Donnerstag nach Ostern!)
    Zunächst darf er an einem Kassenhäuschen in Monterosso 6 Euro Eintritt bezahlen, damit er überhaupt auf den Weg darf, der die fünf Cinque-Terre-Dörfer verbindet, und dann wird es eng, und immer enger: „Der Weg wird nun von immer größeren, mehrheitlich italienischen Scharen bevölkert, man kommt oft nur aneinander vorbei, wenn eine Gruppe stehenbleibt, es herrscht, in der Sprache der Autobahn ausgedrückt, stockender Kolonnenverkehr.“
    So ist es auf den Fußwegen auf den Kykladen ja zum Glück noch nicht …

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