Kappadokien 1

Hasan Dag
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Der Hasan Dağ
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Wer hat vor Abertausenden von Jahren das Material für die bizarre Landschaft von Kappadokien herbeigeschafft? Sie sind noch da, die Urheber! Sie stehen um die Hochebene einfach so herum: Vulkane wie der Hasan Dağ, der Melendiz Dağ, der Erciyes Dağ. Und dazu kam die Erosion. Feuer und Wasser eben.
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Heute ist es für diejenigen, die die “Türkische Riviera” besuchen, ziemlich gängig, auch einen Ausflug nach Kappadokien zu machen. Wegen der bizarren Felsformationen, wegen der byzantinisch-griechischen Höhlenkirchen. Und es kommen immer mehr. (6,7 Mio. Deutsche fuhren 2013 in die Türkei, nur 2,2 Mio. nach Griechenland …)
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Goereme Karte(Karte: wikipedia)
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Es gibt auch Anbieter, die diesen kuriosen Teil der anatolischen Hochebene bei einer All-inclusive-Türkei-Reise schon fest einbauen. Hier ein Angebotsbeispiel (Ganzseiten-Farbanzeige aus Die Zeit, 30.01.2014):
Der Veranstalter bietet eine 8-Tage-Reise „Kappadokien“ an für 222 Euro/Person (!), mit Flug. Und mit den üblichen Fallstricken im Kleingedruckten. An allen (!) Reiseterminen (außer im Dezember) gilt zum Beispiel ein „Saisonzuschlag“. Der kann im Oktober 180 Euro/Person (!) ausmachen. Und man hält sich nur 2 Tage (von 8) überhaupt in Kappadokien auf (Pflichtbesuch in einer Teppichfabrik eingeschlossen)! Eigentlich sollte die Reise auch 922 Euro kosten, steht da, aber ein gewisser „Verein zur Förderung des Tourismus in Anatolien“ trägt die Differenz von 700 Euro. In orientalischer Großzügigkeit. Wau! Pauschaltourist, du bist zu beneiden …
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1980 war das noch nicht so. Hans-Georg Behr schreibt im Dezember 1980 (Kursbuch 62, „Alltag mit Wölfen“): „Der Tourismus wird von einem Dutzend italienischer Hippies bestritten, manchmal verstärkt durch zwei, drei Deutsche.“ Nun ja, die Touristenzahlen wuchsen schnell. Wir waren im April 1987 zu zweit und haben damit das deutsche Soll-Kontingent von 1980 schon fast ausgefüllt … 🙂 … aber Hippies waren wir ja gar keine. Und gesehen haben wir auch keine. Wer in Kappadokien lange Haare trug, ein Glöckchen um den Hals hatte und Gras konsumierte, war gewöhnlich ein Schaf …
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Göreme Felskamine
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Ein Herde von Felskaminen
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Ja, Hippies. Aus Italien. Dolce far niente. Was das „süße Leben“ anging, das hat uns auch interessiert … 🙂 . Wir waren dazu in einer Kadaif-Manufaktur (ohne Kaufzwang). Man hatte uns von der Straße hereingebeten. Nachdem wir den Meister von draußen lange genug bewundernd angestaunt hatten. Vielleicht wollen Sie die Produktion des Kadaif-Rohmaterials ja auch mal sehen. Der Teig wird aus dem gelochten Rohr unter dem schwenkbaren Behälter in langen Fäden auf die rotierende heiße Messingscheibe gegossen und trocknet in kürzester Zeit:
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Kataif Produktion
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Schritt 1: Start, Rotation der Platte einschalten, Ventile öffnen.
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Kataif Fäden trocknen
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Schritt 2: Warten, daß die Teigfäden sich kräuseln.
Die noch flexiblen Fäden vom Blech wischen. Fertig.

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Kataif Manufaktur
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Die Kadaif-Manufaktur in ganzer Größe. Jetzt noch Honig und gehackte Pistazien besorgen …
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In Murray’s Handbook „Asia minor“ von 1895 findet man ein Kapitel mit Überlebenshinweisen für Anatolien. Über Kadaif nur den einen Satz: „Kataif is a kind of vermicelli sweetened with honey.” (“Vermicelli” steht im Englischen auch für die asiatischen “Reisnudeln”.) Und Murray‘s warnt vor dem Genuß von Halva (helva). Sei sehr unbekömmlich für Ortsfremde! Ganz im Gegensatz zu Kebâb, Pilaf und Dolma.
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Halt, Ende des Ausflugs in den kulinarischen Sektor … Kappadokien selbst ist doch das Thema! Und seine byzantinisch-griechische Geschichte, die erst vor knapp 100 Jahren endete. Die Kleinstadt Avanos trägt heute noch ihren griechischen Namen …
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Ja, und wie kamen wir dazu, ausgerechnet Nevshehir zur Basis für unsere Ausflüge in der Göreme-Gegend zu machen? Nevshehir, laut Kursbuch-Beitrag von Hans-Georg Behr die Stadt der (rechtsextremen, ultranationalen) „grauen Wölfe“.
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