Hydra, und der Berg

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Hydra Traktor Ochsner
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Aufstieg zum Profitis-Elias-Kloster. Wer hätte das gedacht, daß ich ausgerechnet auf Hydra mal wieder auf einem Traktor sitzen sollte? Ist ein Ochsner aus Österreich, mindestens 40 Jahre alt, ein kleines bißchen restaurationsbedürftig. Aber es ging zu Fuß weiter.
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Da wir unsere Wanderungen auf Hydra – mit Katharina und ihrer Mutter Hedi – auf drei aufeinander folgende Tage komprimieren mußten, ging es (A) einmal nach Westen, (B) einmal nach Süden, und (C) einmal nach Osten. Immer so weit es eben ging. Die Südstrecke, zum höchsten Gipfel der Insel, wurde von Katharinas Mutter allerdings boykottiert, und mein linker Fuß, mit seiner chronischen Bänder- und/oder Sehnenentzündung, versuchte auch mal wieder einen Streik. Aber nichts da, er mußte mit rauf …
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Hydra Hafen Panorama
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Rückblick auf den Hafenort
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Meinen Sie nicht, von null auf 588 Meter, und wieder runter auf null, das wäre nichts. Und für einen kaputten Fuß wie meinen, da ist runter schlimmer als rauf. Also ging es bei mir schon von Anfang an vorsichtig rauf … bloß nicht falsch treten! Dann ist der Tag vorbei! Aber am unteren Weg-Abschnitt gibt es noch Alleewege und steinerne Sitzbänke, für die Klosterpilger.
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Das Zwischenziel auf dem Weg zum Eros sind die auf einem „Vor-Gipfel“ gelegenen beiden Klöster … Aghia Efpraxia und Profitis Elias. Bis dahin ist der Weg ein ordentlich gelegter, BVB-gelb-schwarz markierter und gepflegter Treppen-Steinweg. (Darauf sind auch noch einige Leute unterwegs, die aber scheinbar nie oben ankommen …)
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Katharina und ich verlieren uns am Ende, sie nimmt irgendwann die Direttissima, und ich die Serpentinen. Ich lande zuerst beim Nonnenkloster, sie direkt beim Profitis Elias. Beide Klöster sind nicht geöffnet. Das Nonnenkloster ist leer, eine Stahlkette verschließt das Tor schon von außen. Zwischen den beiden Klöstern (auf 420 Metern Höhe) geht der Weg zum Gipfel des Eros ab, ein schmaler Fußpfad durch den Wald. Wir beraten uns: Sollen wir uns die zwei Stunden noch antun …? Ja, sollten wir.
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Hydra Profitis Elias Kloster
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Profitis Elias Kloster: Was hat der Prophet mit den Quadriga-Pferden vom Brandenburger Tor zu tun?
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Aus dem Waldweg wird irgendwann ein irregulärer Aufstieg durch den Schräghang. Steigen über die Steine hinweg, zwischen den Steinen durch. Die Markierungen sind rar. Mal rote Flecken, mal Steinmännchen. Nein, den Zugang zum Gipfel kann man kaum noch „Weg“ nennen.
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Hydra Eros
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Und Katharina ist bald wieder weg. Sie winkt vom Gipfel, während ich durch den jetzt flacher werdenden, strauchüberwachsenen Hang steige.
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Hydra Eros
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Nur noch ein paar Schritte … die beiden Klöster im Hintergrund
(Foto Katharina R.)
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Noch geht es meinem Fuß einigermaßen. Aufstieg kann er ja … abwärts mache ich den ersten Fehler. Am Hang ein falsch berechneter Schritt nach unten, trotz Wanderstock-Unterstützung, von da an ist es nur noch Quälerei.
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Hydra Eros Gipfel
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Und jetzt wieder runter? Oh nein …
(Foto Katharina R.)
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Hydra Gipfel Katharina
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Ein wunderbares Panorama hat man vom Eros-Gipfel. Im Norden die Argolis, von Spetses im Westen bis zu den Tsevelinia-Inselchen im Osten. Unter uns die Klöster. Hin zum einsamen Insel-Süden fällt der Hang steil ab, die Küste des Peloponnes verschwimmt im Dunst der Frühsommerhitze. Ich bilde mir ein, Monemvasia entdecken zu können, dieser blaue Schatten da … Katharina schüttelt den Kopf: Kann nicht sein. Sie hat recht, stelle ich später fest, die Halbinsel ist von hier aus hinter einem hohen Vorgebirge verborgen.
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Hydra Eros Inselwesten
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Der Inselwesten, vom Eros
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Und was macht die Wanderin auf dem Berg, wenn ich sie da schon warten lasse? Eine SMS Richi-tung Rheinland schreiben zum Beispiel. Umgehend kommt die Antwort. 10° in Köln … hehehe! Da fühlt man sich doch gleich besser!
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Hydra Eros SMS Richi
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Doch abwärts ist es für mich nur noch eine Quälerei. Ich kann kaum noch auftreten auf den linken Fuß. Ich rate Katharina, schon vorzugehen. Das ist doch nervig, ständig auf mich warten zu müssen! Erst ziert sie sich, aber dann ist sie weg. Auf dem Abstieg über den Treppenweg treffe ich an diesem Spätnachmittag niemanden mehr. Ich höre nur den Insekten-Chor und meine Flüche über mein Gehwerkzeug dazu …
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Als ich die Hauptgasse in Hydra hinunterhinke, um in Katharinas Hotel die Botschaft über mein Überleben auszurichten, hält mich ein älterer Mann an. Britisches Englisch. Er hat uns schon heute morgen gesehen, dort beim Aufstieg hinter den Brunnen. Ich erzähle von unserem Weg und meinem Fuß. Aha? Da helfe nur ein schönes Glas Whisky, nach den Strapazen, rät er! Er wohnt hier, aber er ginge nie mehr da rauf auf den Berg. Und „your wife“, wo wäre die denn jetzt, will er wissen. Schon unten im Hotel, seit einer Dreiviertelstunde, schätze ich. Er seufzt, hebt die Hand mit abgespreiztem kleinen Finger, als hätte er eine Tasse in der Hand. Diese Frauen … sie säße jetzt bestimmt schon irgendwo im Café und tränke gemütlich eine Tasse Tee.
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Abends sitzen wir zum Essen auf der platia vor dem alten Douskos. „Katharina, du bist heute nachmittag verheiratet worden …“
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Beim Klosterbesuch am nächsten Tag hält mich übrigens jemand (vom Personal) für Katharinas Vater. Sag ich doch immer, die Kirche vermittelt uns eine völlig falsche Weltsicht …
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Was ich ja noch keinem verraten habe: Ich fahre nach Griechenland nur darum, um Supermarkt-Plastiktüten zu sammeln. Für den Müll aus meiner Küche. Und nebenbei: Manchmal packt man als Wanderer seine Vorräte in so eine Tüte, und hat gleichzeitig eine schöne Wanderkarte dabei. Leider ist Monemvasia nicht mehr mit drauf … 🙂 …:
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Hydra Karte Supermarkt
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2 comments

  1. Ich habe schon zwei Rückfragen vom US-amerikanischen und britischen Geheimdienst, die deine Botschaft noch nicht entschlüsseln konnten! Aber ich verrat nix. Und Grüße von Putin!

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