Aegina Mix, mit regionalen Erzeugnissen

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Der Hafen von Aegina in den 1950er Jahren
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KatsoulesGastronomosGr_A395Foto: gastronomos.gr
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Rund um die Fischmarkthalle der Stadt drängt sich ein Lokal ans andere. Aber an einem Wochentag  im Mai ist es hier abends noch sehr ruhig.
„Try Katsoula, a local fish, not on the menu!”
“Katsoula …?”
“There is no English word for it!”
So empfiehlt es mir der Wirt vom Karafaki. In Mehl gewälzt und fertig gebacken, leuchtet der Fisch noch so warnjacken-rot-orange wie roh auf der Theke des Fisch-Händlers. Schmeckt auch gut. Ist etwa doppelt so lang wie im Foto. 5 Stück ohne Beilage 12 Euro.
Den seltenen Fisch gibt es wirklich nur im Meer bei Aegina, und irgendwo bei Rhodos, erfahre ich später. OK, bereuen wir wieder mal eine Umweltsünde …
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Am nächsten Tag habe ich schon am Morgen Heißhunger auf Fischsuppe. (Nein, kein Kater-Gefühl…) Im renommierten Agora am hinteren Ausgang der Fischmarkthalle bedauert der Kellner, nein, ist schon zu heiß, Fischsuppe will der Gast nur im Winter.
Versuche ich es doch mal an der Hafenfront – auch wenn das Oikonomou nach Touristenfalle aussieht. Es ist fast leer – und bleibt auch leer, die Köchin steht gelangweilt an der Bordsteinkante, auf Gästefang. Fischsuppe, klar, macht sie, Teller 8,90, vorher Taramosalata 3,80. Oh, nicht gerade Touristen-Nepp-Preise …
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Und …? Ich habe kaum jemals eine so gute Fischsuppe gegessen, und der Vorspeisen-Teller hatte am Ende sicher deutliche Kratzspuren, weil ich auch den allerletzten Rest Tarama mit der Gabel weggeschabt hatte.
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Inzwischen hatte sich die Köchin auf ihr Motorrad geschwungen, mit einem Plastikbeutel voller food-to-go, und war in der Dunkelheit verschwunden. Sie kam nicht zurück. Besser so. Sonst wäre ich ihr vor Dankbarkeit noch um den Hals gefallen … 🙂 …
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Wofür ist Aegina sonst noch berühmt? Ach ja, Aegina, die Pistazien-Insel
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Ja, Pistazien gibt es an jeder Ecke. Unglaubliche Mengen, also wüchse das Zeug auf jedem Quadratmeter der Insel (das Kilo bei der Genossenschaft 14 Euro). Wahrscheinlich gibt es einen geheimen Handelsweg in den Iran, der den Import-Boykott unterläuft …
Die Händler laufen schon mit kleinen Probebecherchen ins Café nebenan, wenn die Schlange an ihrem Stand es zuläßt.
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Und Pistazien-Eis wird weggegessen, als sei es eine Art Weltwunder.
War schon vor 30 Jahren meine Sortenkombination, nicht nur im Eiscafe Kika’s in Essen-Werden: Pistazien-Saure Sahne-Schokolade … (kikas.de).
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Für den Preis von einem Kilo Pistazien können Sie auch 20 Minuten lang mit der Kutsche durch die Stadt fahren. Vergessen Sie nicht Ihren selfie-stick:
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Wenn Sie selber in die Pedalen treten möchten, um damit den Verkehr auf der Hafenstraße aufzuhalten, auch da gibt es passende Fahrzeuge. Sehr beliebt bei Schulausflüglern aus Athen:
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Am günstigsten ist es natürlich, eins dieser Pedalomoblie unterwegs zu kapern. Die Mädels werden den Versuch der Jungs gleich aber erfolgreich abwehren:
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Um noch mal auf den Fischfang vor Ort zurückzukommen. Der bedeutet, wie überall in der Ägäis, nicht mehr viel. (Essen Sie also lieber keine der seltenen Katsoules, ich tue es auch nicht mehr.) Aber die Griechen sind ja anpassungsfähig. Gibt es eben Obst und Gemüse ab Fischerboot:
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Für Keramik- und Tonwaren war die Insel auch mal berühmt, und auch das wurde am Hafen unter die Leute gebracht:
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Hilfe, wer hat das schwere Zeug am Abend bloß alles wegräumen müssen? Oder wurde damals nicht geklaut?
Aber das Plastikzeitalter hat diesen Geschäftsbereich auch weitgehend beseitigt.
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Aber verlassen Sie auch mal die Hafenstraße, und all die chinesischen Reisegruppen, die
indischen Großfamilien, die Hipster mit Tarnfarben-Shorts und Birkenstock-Füßen, die pilgernden Kirchengemeinden im Rentenalter, die wuseligen Schüler, die andächtigen Eis-Esser, die Yachtführer, die Koreaner mit ihren Bauchläden.
Die verkehrsberuhigte verwinkelte Altstadt von Aegina ist noch gut erhalten und einen Besuch wert, selbst wenn Sie in den (nicht so zahlreichen) Edel-Läden gar nichts konsumieren wollen:
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Aber auch hier zeigt sich der Zeitenwechsel. Ich hatte vor ein paar Jahren schon mal einen Aufenthalt auf Aegina geplant und hatte mir das altmodisch-bürgerliche Eginitiko Archontiko zum Übernachten ausgesucht. Die Reise war aber entfallen. Auch diesmal hätte ich mir das Hotel ausgesucht, aber es war nirgendwo buchbar. Warum? Das Haus ist zu verkaufen, die Inhaberin will aus Altersgründen aufgeben:
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Hoffentlich schafft sie es, einen Nachfolger zu finden. Ich kenne noch andere Hotels auf den Inseln, deren Eigentümer ihr Geschäft seit langem loswerden wollen. Aber seit der Schuldenkrise läuft da in Griechenland gar nichts mehr – obwohl die Immobilienpreise im Keller sind.
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Also noch ein kleiner Ausflug in den Süden der Insel, nach Perdika. Muß-man-gesehen-haben, Nur-da-kann-man-wohnen, hatte ich schon in Deutschland gehört. Hier der Stadtplan, der im Ort hängt – man beachte die Perlenkette der Tavernen und Cafés, die den Hafen säumen:
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Erstaunlicherweise gibt es relativ wenig Hotelbetten im vom Tourismus geprägten Ort. Gibt ja auch nur ganz wenig Strand. Aber hier haben sich eine Menge Nordeuropäer fest niedergelassen. Und im Café Liotrivi treffen sich die Einheimischen mit diesen Zugezogenen. Ich sitze auch da beim Bier, mit großen Ohren …
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… und erfreue mich an dem, was ich vom Nachbartisch höre. Upper class Briten mit Standesbewußtsein, im Rentenalter, den nagelneuem Jeep mit britischem Kennzeichen und Union Jack gerade eben eingeparkt:
Er: “That bloody idiot BMV driver with his stupid sunglasses, I could kill him! Bloody idiot …”
Sie: “Oh shut up, he could be sitting somewhere close to us!”
Er: “I care shit! That bloody damn idiot …”
Bestellen müssen sie nicht, Stammgäste, zwei Bier kommen automatisch.
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Und noch was am Ende: Ich liebe diese kleinen Fähren, wie die Agios Nektarios, wo man gemütlich draußen sitzen kann, im Plastik-Sessel …
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