Kea, Korissia: Das grüne Haus


„Unser Haus” am Hafen …


… und es sind nur ein paar Minuten Fußweg zum Fähranleger!

Wenn das Haus, in dem man auf einer Reise vorübergehend wohnt, nach persönlichem Empfinden das Beste ist, was der Ort (die Gegend) einem zu bieten hat, ist das dann ein gutes Zeichen, für den Ort …? 🙂
„Unser Haus” in Korissia hatte Katharina im Internet gefunden. Und ja, die Präsentation dort war beeindruckend. Ich hatte es umgehend gebucht:
102 Quadratmeter in zwei Etagen. Oben drei kleine (Schlaf)zimmer, ein kleiner Balkon und das Bad, unten das große Wohnzimmer mit Kamin, das Gäste-WC, die komplett eingerichtete Küche, vor der Haustür eine möblierte schattige Terrasse.
Gebucht zunächst nur für fünf Tage – ich selbst bin aber noch zwei Tage länger dort geblieben (dazu später im 2. Teil).

Unser Haus ist das mit den grünen Fenstern, es umschließt mit dem „roten Haus“ in U-Form einen zur Straße gerichteten zweigeteilten Hof. Unser „grünes Haus“ ist das Zweit-Haus unserer Vermieterin. Sie wohnt in Athen, und kommt im Sommer nur zur Hausübergabe auf die Insel.
Ihre Vorfahren stammen auch nicht von hier. (So bedeutend die Insel noch in der Antike bzw. Vorgeschichte war, so uninteressant und fast menschenleer war die Insel im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit. Erst nach dem Bevölkerungsaustausch nach dem griechisch-türkischen Krieg siedelten sich auf der Insel in den 1920er Jahren Flüchtlinge/Ausgewiesene an, die sich hier eine neue Existenz aufbauten.)

Das Haus überzeugt außen durch seine schlichte Art. Das Baujahr ist schwer zu schätzen, da das Gebäude offenbar ständig modernisiert wurde. Alles ist technisch auf dem neuesten Stand. Und es ist solide eingerichtet, mit gefüllten Küchenschränken und Kühlschrank, mit Wandschränken voll mit den üblichen Bedarfsgegenständen – es ist, als übernähme man vorübergehend das Haus von Freunden, weil man auf deren Bitte in deren Abwesenheit die Haustiere betreuen soll und die Blumen gießen …


Und für uns, die noch völlig fremden Gäste, stehen auch frisches Obst und Getränke zur Verfügung. Wir dürfen uns an allem bedienen, was im Schrank steht. Obst, Kaffee, Honig und Wasser nehmen wir gerne, aber wir nutzen die Küche nur fürs Frühstück. Der Supermarkt und der Bäcker und eine Reihe von Tavernen sind in unmittelbarer Nähe.


Vor jedem Frühstück müssen allerdings erst unsere Nachtgäste von der Terrasse vertrieben werden. Sie verschwinden aus dem tiefsten Tiefschlaf heraus wie der geölte Blitz, sobald sie hören, daß sich die Küchentür bewegt.


Ganz nebenbei, bevor Sie noch fragen: Ich zeige hier absichtlich nicht die Zimmer des Hauses, obwohl ich natürlich alle fotografiert habe.

Glauben Sie mir, das Haus ist – wie es jetzt ist – ganz großartig! Aber … meine persönliche Vorstellung vom Idealzustand des „grünen Hauses“ ist nicht ganz erreicht:

Die Treppe zum ersten Stock ist eng und steil – selbst unsere Vermieterin fürchtet sich davor. Die Treppe zur Dachterrasse ist aus Sicherheitsgründen sogar vom Zugang gesperrt. Und die Erste-Hilfe-Box im Gäste-WC ist nicht zu übersehen … allerdings hilft bei einem Treppensturz weder Aspirin noch Heftpflaster. 🙂



In Meyers Reisebibliothek “Der Orient” (Band 2, S. 242, Leipzig 1882) finde ich folgende Zeilen über Kea in der Antike: “Da die schnelle Zunahme der Bewohnerzahl die Furcht vor Übervölkerung erweckte, entstand die seltsame Sitte, dass alte erwerbsunfähige Personen beiderlei Geschlechts ihrem Leben freiwillig durch Trinken von Schierlings- oder Mohnsaft ein Ende machten.”

Hm, ob das heute noch nachwirkt? Jetzt Suizid durch Treppenstürze …?

In der ersten Nacht hatte ich mir noch eingeredet, meine Knie würden den Weg über die Treppe nicht überstehen, und hatte auf der viel zu schmalen und viel zu kurzen Bank im Wohnzimmer übernachtet. Übernachtet …? Ein großes Wort. Wie hatte ich in der halb durchwachten Nacht diesen Schlafplatz verflucht. Ich habe diese Selbstfolter nicht mehr  wiederholt.


Man müßte im Idealfall das rote Haus nebenan auch noch übernehmen! Das Haus war zur unserer Zeit unbewohnt. Aber … fast alle Fenster und die Haustüren und Balkone beider Gebäude öffnen sich zum gleichen Hof.
Durch die große Nähe muß man auf nette und rücksichtsvolle Nachbarn hoffen. Die beiden Häuser gehören einfach zusammen, gehören in eine Hand.
(Nebenbei: Die unvermeidbar große Nähe zu den Nachbarn bei den aufeinander gestapelten Kykladendorfhäusern ist oft nichts für mich. Ich habe auch ein anderes Gefühl für Lärm als die meisten Griechen.)

Wenn mir das grüne (und das rote?) Haus gehören würde, wäre einiges umzuordnen und umzubauen … ach nein, ich könnte mir das Haus ja gar nicht leisten …!
Na gut, dann geht es vielleicht im nächsten Leben.
Aber dann sind wir jenseits der Folgen der Klimakatastrophe … der Meeresspiegel in der Ägäis ist um 1,5 Meter gestiegen und das Wasser schwappt bereits über meine untersten Treppenstufen …
🙂
Aber … dann würde auch mein Foto in dieser Ahnenreihe hängen:


Egal. Raus aus Kritik und Spekulation. Gehen wir mal vor die Tür, schauen wir mal auf die Hafenzeile, spazieren wir mal in die Nachbardörfer:

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