Kreta 86 -4- Lentas

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Auch Matala hatte 1986 schon seine “besten Zeiten” hinter sich. Lentas hinter den Asterousia-Bergen galt inzwischen als eine “ursprüngliche” Alternative. Eine Freundin von mir hatte uns den Ort warm ans Herz gelegt und uns den Weg zu “ihrer Griechin” beschrieben. “Sagt ihr, daß ich euch geschickt habe!”
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Wir müssen von Plakias über Rethimnon und Agia Galini fahren. In Agie Deka steigen wir in den Bus nach Lentas um. Er kommt aus Iraklion, und er ist voll. Unsere Rücksäcke passen noch in den Gang zwischen den Sitzen. Ich verbringe die Fahrt stehend, auf der untersten Treppe beim Fahrersitz. Die Aussicht ist von dort nicht übel, teilweise schaue ich in Serpentinenkurven direkt unter mir ins senkrecht abfallende Nichts.
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Lentas ist voll bis zum Rand. (Das ist nicht schwer, das Dorf ist winzig.) Zum Glück hat “die Griechin” ihre Residenz direkt neben der Bushaltestelle. Ich starte im Laufschritt, und wir kriegen ihr letztes Zimmer. (Sie hat acht oder zehn Zimmer, und immerhin zwei Toiletten und zwei Duschen, eine innen, eine draußen im Hof …)
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Unser Zimmer war wohl mal als Fertiggarage gedacht, ist aber zurechtgebaut und mit zwei Betten und zwei Stühlen sparta-komfortabel hergerichtet. Und zur Toilette ist es nicht weit, wie praktisch. Na bitte. Ach, und einen automatischen Wecker hat das Zimmer auch! Jeden Morgen beim Sonnenaufgang wendet der über Nacht geparkte Bus in Fahrtrichtung Iraklion, und läßt den Motor warmlaufen, den Auspuff auf das Loch in unserer Fensterscheibe gerichtet. Aber meistens sind wir schon früher wach, da einige Abreisende schon seit einer halben Stunde unter unserem Fenster sitzen und palavern.
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An das Essen im Dorf habe ich zwei Erinnerungen: So rustikal wie kostspielig. Die Infrastruktur des Dorfes bestand aus einem Kramladen und einem Bäcker, der um halb zehn ausverkauft ist. Mittags sitzen einige der Dauergäste mit dem Küchenpersonal vor den Tavernen und quatschen und putzen zusammen Gemüse. Das gibt Kaffee umsonst …
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Der Rest des Volkes ist unten am Strand, mit Aussicht auf das löwenförmige Kap, und pflegt die lückenlose Sommerbräune. Wer hier unten was anhatte, galt als verklemmt. Das prägte. Meine nächsten beiden Reisen gingen nach Ligurien und in die Türkei, man fühlte sich dort am Strand ungewöhnlich unbequem “bekleidet” in der Badehose … 🙂 …
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Östlich von Lentas ist das Land menschenleer. Und um diese Jahreszeit war nicht mal mehr genug Futter für die Ziegen da.
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Es war beruhigend, da alleine langzuwandern, und nichts zu hören, als seine eigenen Schritte, das Rauschen des Windes, und in der Ferne die leise Brandung. Brutal heiß war es auch. So heiß, daß sich aus dem Nichts plötzlich Buschbrände bildeten … die nach einer halben Stunde aus Mangel an brennbarem Material von selbst erstickten.
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Wir bleiben nicht so lange in Lentas, wie es unsere Freundin prophezeit hatte. Wir bewegen uns wieder nach Westen, nach Agia Galini, ins zivilisierte Touristen-Leben, und kriegen zum Lentas-Übernachtungspreis (!) ein großes nagelneues Apartment mit zwei Zimmern, Küche, Bad und Balkon. Wir sind fast die allerersten Gäste im Haus, noch fehlen die Treppenhaus- und Balkongeländer. Wir sollen ganz vorsichtig sein, rät man uns.
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Auch Galini kann nicht über zu wenig Besuch klagen. An den roten Stränden liegen die Leute wie die Ölsardinen. Es bleibt uns noch Zeit für einen Tag in Phaistos … und ein ziemliches Entsetzen über die planlos wuchernde Gewächshausregion in der Ebene an der Messarasbucht. Zerrissene Plastikplanen, rostige Öfen und Rohre, Autowracks … schwarze Pflanzenfelder, sonnenverdorrte Kompostberge … unbefestige Fahrwege, erosionszerfurcht, zu Stein getrocknete Schlammrinnen. Gespenstisch. Ein Skelettfeld. Aber wir sind es selbst schuld, im Februar brauchten wir ja unbedingt frische Gurken und Tomaten auf dem Tisch …
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