Zakynthos Shipwreck Island

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Schildkröten zum Drauftreten für 5 Euro
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Was ist, wenn eine Insel nichts hat, was bei Touristen ihr IMAGE prägt? Obwohl die Insel doch In ihrem Süden so schöne lange Sandstrände hat? (Deren Weite die Touristen sich jedoch dummerweise mit diesen geschützten ruhebedürftigen Meeresschildkröten teilen müssen, die das Ionische Meer leider auch schätzen. Es war eine lange Auseinandersetzung zwischen dem Touristengewerbe und den Naturschutzorganisationen wegen der caretta caretta, bis ein Interessen-Kompromiß gefunden wurde.)
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Vielleicht ist diese Insel in fernen Zeiten auch mal mit gutem Grund zum Ruf der “Blume des Ostens” gekommen? Vielleicht zu Zeiten, als die (ganz nette) Hauptstadt noch nicht von einem 10 Kilometer breiten Gürtel von Vororten und Gewerbegebieten umringt wurde? Vielleicht … als da noch Oliven wuchsen und Wein, und Esel herumliefen?
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Auf der Straße zwischen Zakynthos-Stadt und Lithakia … 10 Kilometer … habe ich nach 10 betriebsbereiten Tankstellen das Zählen aufgegeben. Und mitten drin der internationale Flughafen. (Was kann eine Insel mehr verändern als solch ein Objekt.) Wenn einer der Piloten beim Landen zu kurz ansetzt, landet er voll im Eierablagegebiet der caretta caretta, oder zwischen Sainsbury’s Supermarkt und McDonalds in Laganas …
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Das ist ein nur ganz winziger Ausschnitt aus dem Plan von Laganas, einem Zentrum des Zante-Tourismus. Wenn Sie nun annehmen, etwa so sähe eine typische griechische Dorfstraße aus, dann waren Sie letztes Jahr im Urlaub bestimmt in Faliraki auf Rhodos?
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Also gut, bleiben wir beim Thema: Das imagefördernde Objekt muß her! Wenn wir keine Venus-Statue haben, keinen schwefeldampfenden Vulkan, wenn alle unsere historischen Dörfer 1953 vom Erdbeben flachgelegt wurden, versuchen wir es doch mal … mit einem Schiffswrack!
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Ein Wrack …? Gut, jede anständige Insel hat irgendwo ein Schiffswrack! Aber nicht gerade auf einem so spektakulären Stück Strand vor einer Steilküste! So, daß man es beim Anflug “da unten links” schon sehen kann!
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Ja gut, das Schiffswrack platzieren wir exakt am anderen Ende der Insel, im bisher unterentwickelten Teil! So daß alle Touristen aus dem Süden den längstmöglichen Weg zurücklegen müssen, um das Stück Schrott* zu sehen! Dann müssen sie ein Auto mieten oder eine Kawasaki-Quad (10 Tankstellen, ja ja ja …), dann müssen sie eine Boots-Tour oder Bus-Tour buchen, oder 35 Euro (pro Strecke!) für ein Taxi hinlegen, damit sie die 32 Kilometer überwinden können (2004 war der Preis noch 20 Euro)!
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Ja, das “ship wreck” ist inzwischen eine richtige Ortsangabe, die auf keiner Souvenirtüte oder Landkarte mehr fehlen darf …
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Zakynthos hat (außerhalb der Hochsaison) praktisch keinen öffentlichen Nahverkehr, und eine einzige Taxigesellschaft regelt das Geschäft. Die 3,1 Kilometer vom Flughafen bis zum Zentrum von Zakynthos-Stadt kosten 10 Euro, pauschal. Soviel zum Thema Monopolkapitalismus, und schließlich stammen wir hier alle halb von venezianischen Kaufleuten ab …
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Agios Spiridonas
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Unterwegs haben wir den Rundfahrern noch ein paar blaue Grotten anzubieten, einen Leuchtturm (in Keri) mit der Welt größten griechischen Flagge (wau!) am Mast des benachbarten Restaurants, und viele Souvenirläden mit vielen Schildkröten. (Ein Bergdorf wie das dreigeteilte Volimes hat durch das tourist shopping seinen Charakter schon arg verändert … alle Rundfahrt-Busse halten da … aber eine rustikale Fußmatte mit Schildkröte drauf kostet da weniger als anderswo ein griechischer Salat!)
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Das verlassene Agios Andreas Kloster, 1953 zerstört beim Erdbeben. Wanderung Nr. 13 bei Michael Müller, durchs “karge Bergland”. Ist nett. Kann man auch hinfahren, wenn man ein Umwelt-Rambo ist. Der Forstweg ist gepflegt. Aber den Wegweiser hat jemand versteckt, und das habe ich hier nicht verraten …
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Überhaupt … Bergdörfer und ursprünglicher Alltag … in karger Landschaft im Nordwesten … da haben die beiden Autoren des Michael Müller Verlages schon ein bißchen sehr liebevoll hingeguckt …
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Ist doch alles eher etwas unter dem griechischen Durchschnitt. Trost: Ich habe in Ano Volimes auf der Straße in Freundschaft eine Rose geschenkt gekriegt. Und ein herzliches “Cherete!” dazu. Von einem älteren stark sprach- und körperbehinderten Volimes-Einwohner (der gar nichts zu verkaufen hatte). Der sprach sogar ein paar Worte Englisch und drängte mich nur, unbedingt die milos-Ruine auf dem Hügel hinter seinem Haus zu besichtigen. Die Windmühle, aha. Ich mußte leider ablehnen, denn es war drei Uhr, und der einzige Bus des Tages nach Zakynthos-Stadt müsse gleich kommen. Oh, der leoforio …? Wie schade. Mein Gastgeberfreund verstand meine Zeitnot, und war sehr traurig. Er hätte mir auch gerne noch mehr erzählt. (Gut, er hat mir auch noch mehr erzählt, aber ich hab’s leider nicht verstanden …)
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Mich hat unsere kleine Sprachgemisch-Konversation gerührt. Sehr viel mehr hat mich sonst nicht gerührt auf Zakynthos. (Na gut, im Saffron am Hafen von Zakynthos kann man durchaus authentisch essen.) Für dem nächsten Tag hatte ich auch schon das Bus- und Fähr-Ticket Richtung Patras in der Tasche. Vorfreude auf die Peloponnes-Berge und die guten alten ungrünen Kykladen …
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Zakynthos, Kastro. Außer ein paar überwaldeten Mauerresten haben wir hier noch eine historische Fläche der besonderen Art. Einen Fußballplatz …
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Die Briten, die von 1809 bis 1864 die Ionischen Inseln kontrollierten, halten dem Archipel als Touristen immer noch die Treue. Die sportlichen Einrichtungen, die ihren Soldaten im 19. Jahrhundert die Zeit vertrieben, sind heute sogar ein nennenswertes historisches Relikt! Hm, so richtig sportlich wirken ihre Urenkel heute aber nicht mehr …
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In der Bucht die Ausflugsboote, rechts oben die Busstrecke und der übliche Fotografierplatz, das “Ding” ist der Schatten im roten Kreuz (Foto: GoogleEarth)
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* Ja, es gibt eine obskure Geschichte, wie irgendwelche Schmuggler vor ein paar Jahren mal dieses Schiff hier in den Sand gesetzt haben sollen, nachdem sie auf der Flucht vor der Küstenwache ihre Zigarettenladung … ach nein, die gesamte Konstruktion der Geschichte ist einfach völlig unglaubwürdig. Und ein Bild von dem Stück Schrott brauchen Sie hier auch nicht, Sie haben das Bild sowieso schon gesehen, bei irgendeinem Besuch in irgendeinem Souvenirladen in irgendeinem Ort in Griechenland, auf der Postkarte. Was wird eigentlich sein, wenn der Rost das Ding endlich gefressen hat …?
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Zum Mitnehmen:
Zakynthos, von Antje und Gunther Schwab, Michael Müller Verlag, 3. Auflage 2007
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Brauchbar (mit Einschränkungen):
Zakynthos-Karte 1:50.000, Orama-Verlag,
www.oramaeditions.gr
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20 comments

  1. Na Hallo!!!! 🙂
    Ein Wink mit einem Link, das wäre nett gewesen…aber ich hab es ja auch so gefunden:-)

    Nun, ich teile teilweise Deine Meinung über Zakynthos. Klar, die Touri-Siedlungen (hab noch immer nicht raus, an welches Land/andere Insel die mich erinnern?) sind schrecklich, aber ich habe auch Olivenhaine ohne Ende gesehen, uralte, blühendes und grünes auf Stichstraßen zu irgendwelchen Buchten. Sie machten es einen einfach in Zakynthos, sich zu verfahren und ständig auf anderen Wegen zu landen und somit welche zu befahren, wo sonst niemand (zumindest nicht im Mai) fuhr.
    Ich hab sämtliche “Vororte” ausgelassen, sogar die Bergdörfer nur angerissen und womöglich bin ich mit der Wahl “Vassilikos” dem Inseltraum etwas näher gekommen, weil er dort am einfachsten zu träumen war.
    Im MM habe ich mich auch über einige Ortsbeschreibungen “gewundert”, die ich so gar nicht teilen konnte. Was solls. Selbst das aquamarine Wasser in der Shipwreckbucht (vor allem die Anfahrt dorthin!) und das Glück, diese Bucht nur mit einem anderen Boot teilen zu müssen, hat es mir angetan (ich muß erwähnen, das ich im früheren Leben wohl ein Fisch war).
    Wahrscheinlich waren es bei mir die kleinen und feinen “Erlebnisse” dank meiner mäßigen Griechischkenntnisse, die mich die Inselbewohner in sehr guter Erinnerung und die Insel selbst in keiner schlechten behalten lassen. (im “Thea” Xirokastello, war ich durch den Wirt bestens informiert, was die vorherigen Tische alles bestellt haben und wie hoch die Tageseinnahme war;-), bekam noch eine (Plastik)flasche Wein in die Hand gedrückt, wusste das er nicht verheiratet ist und sieben Brüder hat uvm. *g

    Blumen hab ich keine bekommen!!!!

    Freu mich auf die Berichte, die noch folgen werden…

    Lieben Gruß

    Sabine

  2. Hallo Sabine,
    ich sehe gerade in deiner mail, die vorhin ankam, daß es dir persönlich doch besser gefallen hat auf der Insel, als es dein Kommentar oben ausdrückt. Wenn man von der touristischen Industrie absehen könnte, dann “ginge es ja auch”.

    Nebenbei: Mein Problem mit der griechischen Westküste ist prinzipiell auch eher ein psychologisch-hintergründiges. Genau das empfindet auch Robert Liddell – der Engländer, der so lange in Griechenland gelebt hat. Er schreibt schon 1958 in “The Morea”, als er den Saronischen und den Golf von Korinth vergleicht: “Moreover, the Corinthian gulf faces WEST – always, I feel, the wrong direction in Greece”.

    So ist es. Ich habe auf dieser website bisher auch meine Erfahrungen mit der griechischen Westküste zum größten Teil weggelassen. Griechenland orientiert sich mental von je her stärker nach Osten (vergessen wir mal die Tempel in Sizilien …).

    Theo

  3. Hallo Theo,

    schwierig, schwierig, wahrscheinlich ist es einfach so:
    Ich war froh, das ich überhaupt in Griechenland sein konnte;-)!

    Irgendwo verfaßte ich ja auch den Satz:
    Kykladen, Kykladen, Kykladen…jedenfalls meine bevorzugte Ecke.

    Liebe Grüße
    Sabine

  4. Hallo Sabine,
    auch die Kykladen haben ja witzige touristische Massenphänomene: Sonnenuntergang-Gucken in Oia/Santorini zum Beispiel …
    🙂
    Theo

  5. Stimmt…na und Santorin ist nun wirklich ein einsames Eiland mehr;-)
    Ist Dir eigentlich was aufgefallen in Zakynthos?

    Es gab keinen Mond!!!!!!

    Der war wahrscheinlich da, wo die Blumen gelandet sind;-)

    LG und schönes WE
    Sabine

  6. Hi Theo! Welcome back! Schön, endlich wieder von Dir zu lesen. Na, die Westküste ist wohl nicht so Deins. Auf Zakynthos war ich zwar noch nicht, aber auf Korfu, Kefalonia und Lefkada. Ich muss schon auch sagen, es ist nicht das Griechenland, das man kennt, aber ich fand es trotzdem sehr reizvoll, weil es ein ganz anderes Gesicht ist und das finde ich an Griechenland so schön, dass man immer wieder andere Eindrücke gewinnen kann. Sonst wäre es doch langweilig….
    Freue mich ebenfalls auf viele weitere Berichte von Dir!
    Gutes Eingewöhnen!
    LG Ulli

  7. Liebe Sabine, ich schreibe mir oft jeden Quatsch auf (man weiß ja nie, wofür man es noch brauchen kann). Am 13.05. um Mitternacht sitze ich auf dem Balkon (mit Meerblick) im Hotel Iria in Zakynthos-Stadt und schreibe:
    “00:03 Der orangefarbene MOND geht aus dem Meer auf!”
    War ein schönes Bild. Na bitte …! Du warst wohl zur falschen Zeit da. Kopie der Seite kann ich dir liefern!
    🙂
    Theo

  8. Hallo Ulli, bin ja mal auf deine Kos-Erfahrung gespannt! Eingewöhnt hab ich mich schon wieder, keinen Retsina mehr zum Frühstück … Theo

  9. Lieber Theo,
    ich finde es herrlich, wenn jemand solchen “Quatsch” aufschreibt:-) Ich tue das auch. Ich war wohl auf der falschen Seite der Insel oder zu früh im Bett oder Du hast den Mond mitgenommen zu den anderen Inseln;-)

    Schönes Wochenende
    Sabine

  10. “Die 3,1 Kilometer vom Flughafen bis zum Zentrum von Zakynthos-Stadt kosten 10 Euro, pauschal. Soviel zum Thema Monopolkapitalismus, und schließlich stammen wir alle halb von venezianischen Kaufleuten ab …”

    Das ist auf Korfu genauso. 10 Euro in die Stadt, wobei es, glaube ich, noch weniger weit ist. Und versuch mal, in Kerkyra ein bezahlbares Hotel zu finden. Aber selber schuld, wollte ja dort hin…

  11. Nach Lesen des kompletten Berichts über Zakynthos bin ich doch der Meinung, das es dort sehr viel für die Touristen gibt. Selbst die farbigen Schildkröten-Teppiche sind einen Blick wert, das gibts doch nicht überall!

    Shipwreck Beach ist sowieso Griechenlands Vorzeigestrand; das wäre er vielleicht auch ohne dem Wrack. Doch so kann man sich den Namen des “Ortes” viel besser merken.

    Jedenfalls freue ich mich jetzt nochmals mehr auf unseren Segeltörn im Mai Juni dieses Jahres, wo wir auch Zakynthos umrunden werden.

    Liebe Grüße – Thomas

  12. Die zweitwichtigste Brutstätte für die Seeschildkröten ist der Golf von Kyparissia (Westseite des Peloponnes – Zakynthos 1200 Nester, Kyparissia 600 Nester). Auf dem Peloponnes wird offensichtlich so gut wie nichts getan, um die Stätten zu schützen:

    “Vallianos (Nikos Vallianos, a member of the Archelon sea turtle protection society) also said that the complete absence of a protection mechanism for Caretta caretta turtles in the area is best highlighted by the fact that even the simplest regulation issued by the Ministry of the Environment in 2000, forbidding bright lights on nesting beaches, loud noise, such as music, and the passage of vehicles that can destroy nests, is violated on a regular basis.”

    http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_wsite4_2166_17/08/2011_402580

  13. Zakynthos und die Schildkröten: ja, sicher wäre es für die Tiere besser ohne Touristen. Doch ohne Touristen wäre es eher schlechter für die Einheimischen, die den Urlaubern sehr freundlich gegenübertreten. Zur Ehrenrettung der dort Lebenden möchte ich sagen, dass es – wenn auch nach längeren Konflikten – inzwischen Schildkrötenschutzbeauftrage gibt, z.B. am Daphne-Strand. Diese kümmern sich um die Gelege (markieren durch Gestelle) und versuchen ebenfalls, den geschlüpften Schildkröten bei Bedarf ins Wasser zu helfen. Die Griechen lernen und es wäre gelacht, wenn es kein friedliches Nebeneinander geben könnte zwischen den Carettas und den Humans.

    Beim Peloponnes mag es anders aussehen. Dieser kilometerlange Sandstrand liegt “brach”, dass heißt er wird weitgehend überhaupt nicht touristisch genutzt. Gesperrt ist er andererseits ebenfalls nicht, doch muss man wissen, dass es sich um zig Kilometer Strand handelt. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu den eher kurzen Abschnitten auf Zakynthos. Es ist gut, wenn wir auf Mißstände aufmerksam machen, doch sollte dabei auch das Positive und das Erreichte niemals unerwähnt bleiben.

    Vielleicht liegt meine Einstellung auch ein wenig daran, dass wir die Griechen, die wir auf unserer westfriechischen Reise trafen, wegen Ihrer Offenheit und Freundlichkeit ins Herz geschlossen haben. Und die Ionischen Inseln inkl. Zakynthos als Urlaubsziel? – Jederzeit wieder!

    Liebe Grüße – Thomas

  14. Vielleicht kann man die abgesoffene Panagia Tinou aus dem Hafen von Piräus nach Zakynthos schleppen und in der Bucht deponieren?
    Dann hätte man sogar ein Café für die Ausflügler an Bord, geführt von flocafé oder eine Snackbar von Goody’s! Ein paar Kabinen auf dem obersten Deck sind bestimmt auch noch vermietbar … 🙂

  15. Zugang zum Strand mit der rostenden “Sehenswürdigkeit” ist – mindestens für das Jahr 2023 – gesperrt. Erdrutschgefahr. Bootstouren gibt es weiterhin.

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