Ikaria – 3

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Kunstvoll errichtetes Mäuerchen auf der Hochebene von Pezi

Hinter Christos Rachon erstreckt sich ein langer Waldpfad durch die Berge hinauf zur Hochebene von Pezi und Langada. Wenn Sie gut zu Fuß sind, können Sie von der Höhe auch hinunter nach Südwesten Richtung Karkinagri … hier wartet zwar die Karakas-Taverne auf sie, aber leider kein Bus.

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Weiter östlich durchquert ein Schotterweg den Bergkamm. Machen Sie eine Pause in der Nähe von Daphni, wo Sie auch zu der Ruine einer alten Burg hinaufsteigen können. Schlechter Weg, aber tolle Aussicht. Die noch erhaltene Kapelle der Burg hat keine Kerzen, die man (wegen der baldigen Rückkehr) stiften könnte, wie es sich gehört. Der Versuch mit zwei Karelia Filtro mißlang … das scheint bei den ikariotischen Göttern nicht gewirkt zu haben. Alles Nichtraucher wahrscheinlich. Ich war seitdem nicht mehr dort.

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Fußball spielt man auf Ikaria auch (Sportplatz siehe unten). Wer den Ball im Bedarfsfall aus der Brandung holt, muß der Schiedsrichter entscheiden:

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Außerdem lieben die Ikarioten gemeinsame Ausflüge zu den Kapellen der Insel (mit großem Picknick) und kleine Dorffeste (mit großem Picknick). Das Fest, das wir in Kampos besuchten, findet gewöhnlich im Freien statt. Aber es mußte wegen des Sturmes in den Saal verlegt werden. Es mußten auch ein paar umgestürzte Bäume von der Straße gesägt werden, damit die Gäste überhaupt hinkamen. Die für das Fest geschlachteten Ziegen werden trotzdem picknickartig serviert, jeder ißt mit den Händen aus dem Papier:

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Und seien sie sehr vorsichtig mit dem Wein! Der lokal erzeugte Rotwein kann likörstark sein (25% Alkohol) und muß unbedingt mit Wasser verdünnt werden … das kann ich Ihnen aus Erfahrung berichten. Es hatte uns in Kampos keiner gesagt, aber alleine mein Rausch reichte für 3 Tage …!

Nein nein, die Einheimischen vertragen das Zeug … sie müssen sich hier nicht gegenseitig davon abhalten, umzufallen. Es wurde im Laufe der Nacht ordentlich was weggetanzt:

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Nun ja, irgendwann kommt der letzte Tag. Unsere Fähre nach Samos kam morgens um halb drei. Sie kam nach Evdilos. Telefonische Nachfrage zur anderen Inselseite: Was tun mit dem in Kirikos gemieteten Auto? “Bezahlen Sie es im Souvenirshop in Armenistis und stellen sie das Auto um halb drei in Evdilos in den Hafen. Lassen Sie die Tür auf und legen sie den Schlüssel rein.”

(Auch unser Zimmer im Astaxis haben wir “nebenan” bezahlt, beim Arzt Stavros Rantas, der 8 Monate im Jahr auf Ikaria praktiziert, und 4 in Lugano … er hat in der Schweiz studiert, und er hat hier auf der Insel Praxisräume vom Feinsten. Stavros ist mit der Inhaberin vom Astaxis allerdings verheiratet, soweit ich mich erinnere. Es sei hier viel zu tun im Sommer, sagt er … und sonst gibt es ja nur die Ambulanzstation.)

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In Evdilos ist die Hafenkneipe immer so lange auf, bis das Schiff kommt. Wir haben dort noch eine Flasche Landwein gekauft und unserer Freundin Suzuki auch was zum Abschied auf die Nase gegossen.

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06.02.2008 – Kleiner Nachtrag – “In Ikaria ist alles etwas anders”:
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Am 28.01.2008 verstarb der höchste Geistliche der griechischen Kirche, Erzbischof Christodoulos, nach einer langen Krebserkrankung. (Er war ein politisch umstrittener Nationalist, der die Türken noch 2005 als “Barbaren” bezeichnete.) Es wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet, und am Beerdigungstag hatte der Öffentliche Dienst Griechenlands dienstfrei.
Ganz Griechenlands? Nein, da ist doch eine kleine Asterix-Insel in der östlichen Ägäis …! Dort wurde am Beerdigungstag in der Verwaltung gearbeitet – auf ausdrücklichen Wunsch der Angestellten. Sie billigten nicht diese Verquickung des religiösen und politischen/beruflichen Lebens: Wer nicht zu der Beerdigungsfeier des Bischofs gehen kann oder gehen will, warum soll der frei kriegen?
Daß diese Entscheidung auch eine politische Äußerung war, ja, das war schon gewollt … 🙂 …
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26 comments

  1. Finde gerade rein zufällig bei wikipedia heraus, daß Ikaria sich 1912 zum FREISTAAT IKARIA erklärt hatte, um nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im Italienisch-Türkischen Krieg nicht dem italienischen Dodekanes zugeordnet zu werden. Nach ein paar Monaten annektierte Griechenland allerdings die Insel. Aber Ikaria hatte immerhin kurz eine eigene Flagge, eine Nationalhymne und eigene Briefmarken:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Freistaat_Ikaria

  2. bin durch Zufall auf dieser Site gelandet und festgestellt dass du Ikaria auch kennst. Mein Mann und ich waren vor einigen Jahren auch mal dort, haben bei Helga und Dimitri (villa dimitri) gewohnt und es hat uns sehr gut dort gefallen. Die Insel ist noch sehr ursprünglich, man kann wunderbar wandern usw… Vor allem die Sonnenuntergänge die wir von unserer Terasse über dem Meer genießen konnten waren wunderschön……….
    Ich kann die Insel nur jedem empfehlen der abseits der Touristenpfade Urlaub machen möchte!

    Übrigens auch wir sind Fürther………

  3. hallo theo48 (?),
    gartuliere zu der website theopedia- großartig.
    Meine Frau und ich sind in den letzten 12 Jahren ca. 10x in Kampos/Evdilos gewesen. Im Sommer 2008 durften wir in der taverna to partheni einem gr. Oud-Spieler lauschen, der Musik aus Smyrna seinen 2 Freunden spielte (weitere 2h im Olymp). Seither suche ich Ähnliches auf CD etc. Hast Du dazu Titeln? Vielen Dank aus Wien
    Reinhard

  4. Hallo Reinhard, eine etwas verspätete Antwort von mir (am 29.09. war ich noch in Griechenland): Nur beim ersten Mal trinkt man beim Dorffest in Kampos den Wein unverdünnt (wie ich), denke ich … 🙂 … aber was die traditionelle Instrumental-Musik angeht, bin ich keine große Hilfe.
    Gerade hat mir zum Beispiel auch jemand einen Geigen-Virtuosen empfohlen (Jorgos Koros). OK, die Bandbreite seiner Musik ist enorm, von Smyrna-Salonorchester bis zur Sakralmusik kann er alles, aber als Solist ist mir Geige, Oud etc. doch nach einiger Zeit zu viel … kein Instrument fasziniert mich langfristig mehr als die menschliche Stimme!

  5. Soll ich dir wieder mit einer ganz frischen SKAI-Karte aushelfen … 🙂 …?
    Und den Führerschein nicht vergessen, die öffentlichen Verkehrsmittel sind nicht besser als auf Kythera, Katharina, und die Insel ist noch größer!
    Auf jeden Fall ein schöner Tanz …

    Jetzt muß ich erst mal diese Kykladen-PDF (GEO 1977) bei dir runterladen und drucken:
    http://www.nissomanie.de/stin-ellada/archipel/
    Bevor du sie noch löschen mußt wg. des Copyrights … 🙂 …

  6. An der falschen Stelle gesucht … hättest du dir ein Lidl-Ticket besorgt, könntest du vorbeikommen und bei mir im Regal in dem Karton mit den SKAI/Terrain-Landkarten suchen!
    🙂
    Theo (“Ikaria 1:35.000” ist eine von den 2010-Neuerscheinungen)

  7. Wegen der Gaida vermisse ich eigentlich die Marga im Publikum, aber vielleicht ist es dazu im Video zu neblig … 🙂 …
    Da fällt mir auf, daß Locomondo ‘Frangkosyriani’ in Soul Kitchen spielen, aber das ist da ja nur ein Moment …

  8. So, Ikariotikos vor Ort gesehen.
    Und enttäuscht gewesen 😦
    So lahm und gebremst, und als es endlich, endlich schneller wurde, haben sie auf einmal Chassaposervikos getanzt, das geht ja gar nicht…
    War aber die einzige Enttäuschung auf Ikaria.
    Schöne Insel!
    Meine Postkarte an dich liegt wahrscheinlich noch auf Fourni im Briefkasten 🙂

  9. Was die Postkarte angeht … der jährliche Leerungstermin für Briefkästen auf Fourni scheint 2011 erst am Ende der Sommersaison zu sein, Katharina!

  10. Komme gerade nach Hause, ja ja ja, sie ist da, am 25.05.2011 geschrieben, am 04.07.2011 in Fourni abgestempelt, am 26.07.2011 zugestellt, wie soll dieser Staat jemals funktionieren …?

  11. Wahrscheinlich ist das auch schon die EU-geforderte “sparsame staatliche Haushaltsführung”:
    Ich vermute also, in Fourni macht die Post jetzt nur eine Hilfskraft, die kommt nur alle 6 Wochen für 1 Tag. Dann macht sie (A) den Briefkasten leer, stempelt (B) den Inhalt, und wenn dann (C) schon Feierabend ist, wird die Post erst in der nächsten Schicht zum Schiff nach Athen gebracht, also 6 Wochen später …

  12. Das da oben ist eine “pingback”-Nachricht, die am Ziel erzeugt wird, wenn auf einer wordpress-website ein link auf eine andere wordpress-Seite erstellt wird.
    Die liebe Eleni hat, um ihre Links auf meine Ikaria-Seiten zu garnieren, bei mir auch noch 10 Fotos … äh … entlehnt und bei sich reingesetzt (ohne mal zu fragen). Das nennt sie ganz lieb “blog review” … tz tz …
    Also, Eleni, wenn ich das nächste Mal auf deiner Insel bin, kannst du dir schon mal das Lokal aussuchen, wo du einen Ouzo ausgibst, um die “blog review” zu feiern! Oder zwei … 🙂 … Theo

  13. Gestern war in der WAZ ein Bericht von Gerd Höhler mit dem Titel “Auf Ikaria werden die Menschen so alt wie nirgendwo sonst in Europa”.
    Es hätte ein Wissenschaftler auf der Insel 284 Männer im Alter von 65 bis 99 Jahren nach ihren Lebensgewohnheiten befragt: Viel Bewegung, wenig Streß, gesunde Ernährung und viel Sex, waren die typischen Gründe fürs Ganz-Altwerden.
    Naja. Der Anteil der Über-90jährigen sei jedenfalls auf Ikaria zehnmal so hoch wie sonst in Europa …

    Da fällt mir doch ein … war das Zakynthos, wo es so irre viele Blinden-Renten gab? Bis mal der Augenarzt von der IKA, der Rentenversicherung, kam?
    Ach, Gerd Höhler, das ist Ikaria … IKA_RIA … sowas wie das gallische Dorf in Griechenland … 🙂 … hier gibt es eine ganze Reihe von Phänomenen, die es anderswo nicht gibt …
    Manche Leute sind sicher hier auch kurzsichtig und verschreiben sich vielleicht, wenn sie ein Formular aus dem fernen Athen ausfüllen, vielleicht beim Geburtsjahr, oder vielleicht beim Sterbejahr, im Alter vertut man sich eben mal …

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