Kreta 86 -2- Frangokastello

266-03-frangokastellopns450.jpg
.
Petros Rooms & Restaurant, Frangokastello
.
Zurück nach:  KRETA 1986 – Teil 1

Mit dem Taxi weiter nach Frangokastello. Hier treffen wir Thomas K., mit dem ich gerade im Job an einem Projekt zusammengearbeitet hatte. “Bei Petros” sind wir verabredet. Ja, die Studentenzeit ist vorbei, und man trampt auch nicht mehr hier runter und schläft am Strand, aber mit dem Rucksack ist man immer noch unterwegs. Eine billige Pension suchen, so wie die von Petros, und einen stillen Strand zum Denken und Baden …
.
265-34-petrostaverne.jpg
.
Petros hört zum tausendsten Mal, wie sich Welt und Gesellschaft ändern muß …
.
Thomas ist Stammgast hier, wie das restliche halbe Dutzend Gäste. Alle aus Norddeutschland. Man kennt sich, mehr oder weniger. Nacktbaden, Lesen, Träumen, abends bei Petros über die Welt da draußen jenseits der dunklen Berge diskutieren. Petros schweigt und lächelt dazu. Bis ihm die Augen zufallen. Dann dreht er demonstrativ die Tavernentürschlüssel. Petros notiert, was die bei ihm wohnenden Gäste verzehren, in einem großen schwarzen Schuldenbuch. Mit dem Bleistift. Er hat nie Wechselgeld.
.
266-04-petrossan450.jpg
.
Guten Morgen! Petros’ rustikale Sanitäranlagen
.
Man schläft lange, trifft sich am schmalen, gut versteckten Strand hinter Schafswiesen und Schilf. Oder zieht zu dem sagenhaft langen, flachen, leeren Sandstrand im Osten, unter der Kapelle. Sanddrachen bauen. Obwohl es da manchmal Ärger gibt mit den Einheimischen, die nicht mögen, daß man wie Adam und Eva unterhalb der ekklesia herumliegt. (Eine Freundin von mir ist in den 1970ern mal deswegen irgendwo auf Kreta verhaftet worden, vier Tage Junta-Knast, was ihr zu Hause eine Portion Heldenruhm einbrachte …)
.
Dann kommt der Sturm. Eine fette schwarze Wolkenwand brodelt an der Kette der Berge. Aber die Wolken kommen nicht über die Kämme hinaus. Bei uns im Süden ist es strahlendhell und sonnig. Aber der Nordwind bläst den Strand ins Meer, komplett … wo gestern Sand war, liegen heute nur noch dicke graue Steine. In ausgewehten Löchern findet man Scherben und Seeigel.
.
266-28-seeigel450.jpg
.
Bald ist kein Schritt ist mehr möglich. Zwei Mofafahrer aus Sfakia bleiben über Nacht, sie trauen sich nicht mehr weiter. Zwei Tage lang fährt kein Bus. Petros Tavernentür (Richtung Norden) ist vernagelt. Auch die Holzblenden der Fenster. Das Glas ist eingedrückt, das Türschloß verbogen.
.
267-10-petrostuer450.jpg
.
Der Nordwind bläst pausenlos, wie von einem Generator vorwärtsgetrieben. An der Südwand des Hauses dagegen absoluter Windschatten und Sonnenschein. Dann fährt endlich wieder der Bus. Thomas verabschiedet sich. Er fotografiert morgens um sieben diese Wolke über der Festung von Frangokastello:
.
266-thomas-frcwolke06-450.jpg
.
Wir beobachten die Wolke beim Frühstück. Um elf Uhr ist sie immer noch da. Trotz Nordwind. Verwischt, aber wie festgewachsen. Ich traue mich auch mal hinaus:
.
266-13-frcwolke11-450.jpg
.
Am Nachmittag soll auch ein Bus Richtung Osten fahren. Wenn nichts dazwischen kommt. Wir packen auch.
.

3 comments

  1. jassou Theo, das Haus von Petros liegt nur wenige Schritte von meiner Unterkunft entfernt. Petros ist schon vor vielen Jahren gestorben. Die Taverne gibt es auch nicht mehr.

    Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, steht das Haus auch nicht mehr so frei, es hat inzwischen Nachbarhäuser bekommen. Es hat sich bautechnisch auch ein wenig verändert. Hat jetzt ein rosa Farbe und blaue Fenster, und ist nicht besonders im Schuß.

    Kann dir gerne Fotos zukommen lassen.

    vg aus Frangokastello, kv

  2. Danke für das Fotoangebot, aber wenn sich was zum Schlechteren verändert hat, muß man sich das ja nicht unbedingt ansehen. Rosa Farbe und und blaue Fenster … aua …vielleicht wohnen da jetzt die Schlümpfe?

  3. na ja, ganz so schlimm ist es auch nicht. Zimmer werden noch vermietet, steht aber kein Schild dran. Vorne ist ein Friseurladen drin. Muß man aber auch wissen, gibt keinen Hinweis von außen. Haare schneiden kann sie aber.

    vg aus Frangokastello, kv

Leave a comment