Skyros – 3 – Aiolos

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Durch die Skyros-Karte ahnt man’s schon: Der Inselsüden ist leer und produziert nichts außer Ziegenfutter. Da konnte auch das Erdbeben von 2001 nichts kaputtmachen. Was steht da schon, außer der Gedenkstätte für den englischen Dichter Rupert Brooke? Selbst das griechische Militär hält sich lieber im grünen Norden auf.

Inzwischen sind andere Kräfte angetreten, um die unproduktive Leere zu füllen. Denn immerhin ist es auf der Insel sehr windig

Geplant ist die europaweit größte Windkraftanlage. 111 Windräder (Durchmesser der Rotoren ca. 80 m) sind vorgesehen. Sie würden 330 MW produzieren, also ein Zehntel der für Griechenland im Jahre 2010 geplanten Menge Energie aus regenerativen Kräften. Im Inselsüden würde Land genutzt, dessen Eigner das Skyros-Kloster Agios Georgos ist, welches wiederum der Klosterrepublik Athos angehört.
Den Mönchen würde auch 95% der Betreibergesellschaft gehören …

Zum Vergleich: Auf der Insel Evia, siebzehn Mal so groß wie Skyros, wird zur Zeit 204 MW aus Windkraft erzeugt.

Eine öffentliche Anhörung zu dem Projekt und seinem Umfang gab es angeblich bisher nicht. Der Rat der Insel ist mehrheitlich gegen jedes Windprojekt, das über den eigenen Bedarf der Insel hinausgeht … für Skyros würden 2 Windkrafträder ausreichen. (98% der erzeugten Energie gingen also auf das Festland.)

Lediglich Bürgerweister Miltiadis Hatzyannakis ist prinzipiell dafür, schließlich würde in Kohlerevieren ja auch nicht nur für den lokalen Bedarf gefördert … er will sich dafür einsetzen, daß der Ertrag des Projekts nicht komplett in die Taschen der Mönche geht, sondern für die Insel selbst genug übrigbleibt. Außerdem sei auch noch gar nicht verbindlich entschieden, wie groß das Projekt wirklich würde.

Es bliebe nicht bei den Rotoren – die Infrastruktur wie Zugangsstraßen, Leitungssysteme und Kraftwerksanlagen kämen dazu. “Das macht aus dem Inselsüden ein einziges Industriegebiet!” sagt Stathis Zakynthinos von der Skyros-Umweltschutz-Organisation. Der Kochilas-Berg im Inselsüden ist ein Natura 2000 Schutzgebiet. Für die durchreisenden Zugvögel und die letzten 100 Exemplare des einzigartigen halbwilden Skyros-Ponys (equus caballus skyriano) bliebe nicht mehr viel Platz.

Nebenbei:

Auch die bloß 70 Quadratkilometer große Kykladen-Insel Seriphos hat einen ähnlichen Konflikt. Auch ihr Hochland ist durch Natura 2000 Vorschriften geschützt, und sie hat so strenge Bauauflagen, daß neue Häuser nicht höher als maximal 7,5 Meter sein dürfen.

Aber auch Seriphos soll 87 Windräder kriegen, jedes 105 Meter hoch. 261 MW Strom sollen erzeugt werden. Seriphos selbst braucht maximal 6 MW. Der Rest soll über Unterwasserkabel nach Athen/Attika gehen. Der Raum Athen/Attika wird zur Zeit weitgehend durch Braunkohlekraftwerke in Megalopolis/Peloponnes und Kozani/Nordgriechenland versorgt. Im Raum Athen ist der Bau von Windkraftanlagen nicht zulässig …

Insgesamt sollen bis 2010 in Griechenland 3000 MW Energie aus Windanlagen erzeugt werden, erklärt Dimitrios Sariklis vom Germanischen Lloyd Hellas.
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NACHTRAG 09.02.2008
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Nach dem aktuellen Flächennutzungsplan darf auf keiner der griechischen Inseln mehr als 4% der Inselfläche mit Windfarmen belegt werden. Das würde die Pläne für Skyros und Serifos gegenstandslos machen. Dazu schreibt die Athens News: “However, according to National Centre for Renewable Energy (CRES) president Yannis Agapitidis, within the land use plan are restrictions limiting the size of island wind farms to four percent of the area of that island. That would appear to make existing applications for farms on Skyros and Serifos, amounting to 330MW and 260MW, respectively, unviable. On Skyros, the proposed 110 turbines would take up more than one-third of the island. It also calls into question the long-held view that the Aegean islands are where wind farm efforts should be concentrated.” (Athens News 01.02.2008)
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NACHTRAG 07.05.2020
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In der Nähe von Karystos (Evia) gibt es seit längerer Zeit ein gut ausgebautes und dichtes Wegesystem, das eigentlich zu nichts anderem dienen könnte, als dazu, an der Enden der Sackgassen Windräder aufzustellen. Wind gibt es da ja genug. Und es wäre ein Leichtes gewesen, das sperrige Baumaterial über den Hafen von Karystos herbeizuschaffen.
Im letzten Herbst hatte ich Katharina R. (nissomanie) gebeten, sich bei ihrem Besuch auf Evia dort einmal umzusehen. Niemand konnte vor Ort etwas Glaubwürdiges aussagen über das Wegenetz. Jemand hatte ihr gesagt, das hätte eigentlich mal eine Ferien- bzw. Seniorenanlage für das griechische Militär geben sollen. Gebaut wurde aber nichts.
Daraus schließe ich mal, daß das Gelände im Staatsbesitz ist. Wahrscheinlich ist der Betreibergesellschaft nur in der Wirtschaftskrise das Geld ausgegangen.
Hier ein aktuelles Luftbild der Halbinsel:
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ScreenShot152a
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