Essen Trinken 2008/2010

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17 Uhr. Um diese Tageszeit nur leere Stühle in meinem Lieblings-Rentner-Kafeneion PYRGOS (siehe unten = NACHTRAG).
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September/Oktober 2008, eine weitere Momentaufnahme zum Thema Gastronomie: Ich hatte nicht mehr als drei Abende in Thessaloniki, und habe mich auf die Tavernen am Markt (Nähe Aristotelous) konzentriert. Das war nicht gerade ein Gourmet-Erlebnis, aber solide Verpflegung zu soliden Großstadtpreisen.
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Und es gibt immer was zu sehen und zu hören, Live-Musik an jeder Ecke … alles da vom Feuerschlucker bis zum grauhaarigen Akrobaten, der mal eben auf einem Nebentisch ein paar leere Bierflaschen plaziert, einen Stuhl auf die Flaschenhälse stellt und dann oben auf der Stuhlsitzfläche herumturnt, ohne einem in den Salat zu fallen. Und die ewigen Rosen-Mädchen und afrikanischen CD-Kopien-Verkäufer dazu.
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Das blaue Quadrat zeigt die Gegend der Markt-Tavernen-Gassen in der Nähe der Platia Aristotelous. Es ist mitten im Zentrum, reine Fußgängerzone und im Prinzip leicht zu finden (wo die Post ist) … wenn man weiß, daß es in den Hinterhofgassen des Blockes liegt.
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Die Taverne Mesageios, die ich letztes Jahr noch gelobt hatte, ist inzwischen rundum renoviert und heißt jetzt Pinaka. Die ehemalige Küche ist jetzt zu, das Essen kommt irgendwoher aus der Nachbarschaft (Portion Kalamarakia 5,15). Es war am Samstag um 23 Uhr rammelvoll, und als Dessert gab es große Eishörnchen auf die Hand. Hm, war das Gratis-Eis der Grund für die Überzahl der jungen Frauen-Cliquen unter den Gästen …?
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Viel versprochen hatte ich mir vom O Bosporus. Die pflegen eine Küche im alten Stil der griechischen Häuser Konstantinopels. Als Vorspeise Pastourma (sketos) (3,90), war gut, die Scheiben sogar schön hauchdünn geschnitten. Maroullisalata (2,50) und Piperonati (6,20), was allerdings nichts anderes war als eine mindere Spetsofai-Variante … jedoch war es aus Supermarkt-Kochwurst statt grober Loukaniko produziert, und das mit völlig verkochtem Gemüseanteil. Eine ganze Reihe Fischgerichte gab es auf der Karte, aber da fiel mir nur Wolfram Siebeck ein, der Termine dieser Art immer mit Gattin Barbara wahrnimmt. So kann er doppelt so viele Gerichte probieren. Ich war leider ohne sachverständige Begleitung da, und habe die Fischauswahl aufs nächste Mal verschieben müssen …
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Im To Dixti hatten sie es geschafft, Kolokithokeftedes (3,50) tatsächlich aus 50% Schmelzkäse (!) und 50% Zucchini herzustellen, das war leider gar nix. Und der Metsovitikisalata (5,90) war leider in Yoghurtsauce ersoffen. Es blieb gerade noch ein Hauch von streng geräucherten Schinkenstreifen erhalten und eine Handvoll bißfeste Gebirgskäsewürfelchen. Aber es war insgesamt schon OK … wenn mir das ein Grieche in Deutschland vorgesetzt hätte, hätte ich es kommentarlos abgenickt. Der offene Wein war immer tolerierbar (1/2 Liter schon ab 2,20). Im Bosporus gab es Malamatina.
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21 Uhr, und Montag dazu. Nur leere Stühle in der Marktkneipen-Szene. Der “Reinschmeißer” vom To Dixti (links im Bild) wird langsam nervös. Keiner geht ihm ins Netz … 🙂 … im Hintergrund rechts (gelbes Haus) das Pinaka.
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Sie staunen jetzt vielleicht, warum ich so banalen Dingen wie diesen Durchschnittsrestaurants am Markt so viel Aufmerksamkeit zukommen ließ. Natürlich können Sie sich in Thessaloniki auch “international” durchschnittlich abfüttern lassen, im Bild unten sogar mit exklusiver Aussicht auf den Weißen Turm. Während der Hauptverkehrszeit ist es dort allerdings etwas laut und kohlendioxydhaltig. Aber mit einem Stück echter Greek Pizza hält man sich ja nicht lange auf:
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Mai 2010:
Nicht, daß ich so sehr an diesen Marktkneipen hänge, aber da ich nun mal in Thessaloniki immer in der Nähe des Marktes übernachte, lande ich da auch immer zum Essen, aus Bequemlichkeit. Inzwischen habe ich mir abgewöhnt, zu schauen, in welcher Taverne/Ouzerie ich lande, sie scheinen sowieso irgendwie alle zusammenzugehören. Es ist jedenfalls immer verblüffend, für welche Bereiche in welcher Gasse welcher Kellner zuständig sind, und aus welcher Tür das Essen serviert wird. Also das Essen war 2010 immer eher mäßig, aber immer noch preiswert, und den 1/2 Liter Wein gab es immer noch ab 2,40 Euro (aber auch deutlich teurer, und im Café Vibrato um die Ecke kostet der Ouzo 5,50).

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Jedoch ist mir hier 2010 wenigstens ein Laden positiv aufgefallen, wegen der tadellosen Qualität des Essens, der sehr aufmerksamen Bedienung und lauter so netten Kleinigkeiten wie makellosen Stofftischdecken (ja, tatsächlich …): Die Ouzerie Tsampouro (TΣΑΜΠΟΥΡΟ), in der Vagdamali 2, ein bißchen abgelegen, am Ende der Fußgängerzone …
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Und siehe da, in YouTube-Zeiten stellt sich eine Großstadt-Ouzerie dem Rest der Welt natürlich auch in Ton und Bild vor:
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Noch ein NACHTRAG zum “Rentner”-Kafeneion PYRGOS: Im Mai 2010 ist das kein reiner Rentner-Laden mehr, auch kein reiner Männerladen. (Aber ich habe neue Rentner-Cafés gefunden, abseits hinter der Rotonda …)
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Als ich im Pyrgos eintreffe, samstags spätnachmittags, ist es draußen recht voll. Noch zwei freie Tische. Rechts neben mir schon ein Frauentisch, Damen um die 30, City-Outfit, mit Einkaufstüten, vor sich Ouzogläser (!), Cola, Mezedes-Teller. Ich habe kaum bestellt, da kommt das nächste halbe Dutzend von links. Gleiche Altersklasse, Wochenendlaune. Im Chor, auf griechisch, auf englisch … ob sie die beiden leeren Stühle von meinem Tisch haben können. Sicher doch, sure, para kalo!
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Sekunden später steht eine wieder neben mir, tappt mir mit der Handfläche auf die Schulter: “Can you get up please, we need your chair too … no no, please, was a joke!”
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Sie lacht immer noch, als sich unsere Blicke wieder treffen, als ich etwas später gehe und einladend auf meinen leeren Platz zeige …

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7 comments

  1. Well Theo, in general, i avoid that area, since the last five-seven years, the food and the service in the majority of the tavernas down there became worse. Actually, the hole stuff gives the impression of a touristic fast food, à la Grecque, like Ladadika in the early 90’s. I could only give my opinion for the quality of the dixty’s food, which i would classified it in a medium rate, as also that of “plateia athonos”, located a few meters far from “dixty”. In my last comment about Thessaloniki, i did not mentioned the sweet story. You know, after a very good meal, a dessert seems to be indispensable! There is a patisserie with excellent syroup sweets, made with the Constantinople’s way (Politika), which is called “Hadjis” – ” Χατζής”, just next to Galerius Arch.
    Regarding the Παρέα, if i was not living in Paris, i would suggest you to come find me in Thessaloniki, in order to explore in common the gastronomic secrets of that town. Anyway, if there is in your plans to visit Θεσσαλονίκη in July and if the timing fits, you could count on my companionship!
    Υου have just to communicate it via a mail. (I suppose you already have it).

  2. So you live in PARIS now, Yorgos, that is sure interesting … is the Restaurant “Diamantaires” still in business (Rue Lafayette)? The first time I visited that place for its “byzantine cuisine” was in 1989 (a friend of ours lived just around the corner, she recommended it). If it still exists, it should have its 80th anniversary this year.

    It was so funny to have a bottle of retsina (!) served with a choice of 10 or 12 Diamantaires (very good) mezedes right in the middle of Paris (!).

    Concerning being in Thessaloniki in July … I don’t know if I could make it, but I guess it would be interesting to find out about the gastronomic secrets of Thessaloniki, in places that you would suggest!
    But, yes, I have got your mail address, and I will keep it in mind!
    Theo

    I guess I told the readers of this page that the food in the Thessaloniki market area that I tried was not exactly top gourmet quality, but that they should like the general athmosphere of that area.
    I have seen Hadjis (on Gounari?), but I have never tried their sweets.

  3. Γειά σου Theo!
    The restaurant which you noticed is in business indeed. I have already visited its web site (www. diamantaires.com) and I took some information about the menu, as also about its famous clientele. In fact, it is about an oriental resto, including dishes from Lebanon, Armenia and of course from Greece. It seems like an interesting mixture! So, I am planning to go to, with friends, one day. It would be nice, if there is a Greek music too!

  4. Γειά σου Yorgos, I just looked at the Diamantaires website (I did not know the website existed, thank you very much for the information!). The place is obviously still family-owned, and I think they are from Armenia (I used to believe that they were Lebanese). But the menu is 90% cuisine grecque (well, “cuisine byzantine” they used to call it).
    I have not been there in a long time, but I always enjoyed the food. (I don’t remember anything about the music.) If you should go there, please let me know if you enjoyed it!
    I think I still have an old business card and restaurant bill (or two) at home, to remind me of the good times!
    Theo

  5. Hallo Theo,
    für den nächsten Thessaloniki-Besuch empfehle ich die Taverne “To Genti” an der Zitadelle (Odos Papareska 13). Mit dem Bus 23 ist man schnell oben.

  6. Übrigens, eine der kompetentesten Kenner der griechischen Küche, Marianthi Milona (“Culinaria Griechenland”), empfieht für meze die Ouzerie Aristotelous, an der Plateia Aristotelous (Quelle: Hellasfreunde Bern Magazin 03.2012).

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