Istanbul: Impressionen 1986 – Teil 2

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Sammeltaxi (Dolmuş) in Istanbul
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Nicht aus jeder Begegnung in der Öffentlichkeit entsteht gleich eine Geschichte,
an die man sich erinnern kann und die man weitererzählen möchte.

Also fasse ich mich doch ausnahmsweise  🙂  mal eher kurz im folgenden Text:
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KLEINGEWERBE 2: Personentransfer
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Nein, die Sammeltaxi-Fotos sind nicht in Kuba entstanden! Aber Istanbul konnte mit den antiken Verkehrsmitteln in Havanna im Jahr 1986 noch gut mithalten.
„Im Jahre 1970 wurden in Istanbul 43 % des Personenverkehrs mit dem Dolmuş durchgeführt.“ Und dolmuş heißt „gefüllt“. (wikipedia)
Ein Sammeltaxi fährt erst los, wenn genug Fahrgäste mit einem gleichen oder ähnlichen Ziel zusammengekommen sind. Es fährt nur auf einer bestimmten Strecke und ist viel billiger als ein normales Taxi.
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Die gewöhnlichen Taxis in der Türkei hatten nicht diese 50er-Jahre-Patina. Ausnahmen gab es aber überall im ganzen Land. Wer würde sich bei schönem Wetter nicht gerne mit diesem nostalgischen Cabrio befördern lassen:
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Am Kennzeichen sehen Sie, dieses “Taksi” stammt nicht aus Istanbul (34), sondern aus Muğla (48), und es parkt gerade in Ölüdeniz.
Auf dem Lande waren wir damals oft mit dem Dolmuş unterwegs. Nur waren dort meist Kleinbusse im Einsatz – besonders der Ford Transit. Man brauchte eben mehr Platz als in der Stadt. Gewöhnlich wurden ja auch größere Lasten mitbefördert.
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KLEINGEWERBE 3: Lastentransfer
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Die Türken sind ja sehr pragmatisch, was die Transportmittel angeht. Wenn jemand zum Beispiel bei Amazün-Prime ein halbes Dutzend Anhänger und 150 Meter Plastikröhren bestellt hatte, dann sah das Zustellfahrzeug eben so aus  🙂  :
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Für kleinere Transporte brauchte man gar kein Fahrzeug:
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KLEINGEWERBE 4: Ärztliche Fürsorge
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Rückenschmerzen? Kein Problem. Arztpraxen gibt es genug:
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Ach so, ich habe ganz vergessen – es gab in Istanbul auch Sammeltaxis auf dem Wasser:
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Und auf längeren Land-Strecken konkurrieren die Fernbus-Unternehmen:
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KLEINGEWERBE 5: Mensch und Tier
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Seit dem Mittelalter waren in Istanbul die Hundemeuten unterwegs, die niemandem gehörten oder gehorchten, aber nebenbei auch den Küchenmüll beseitigten. Wir hörten sie nachts um ihr Revier kämpfen.
Aber es gab auch edlere Exemplare der Spezies! Wie dieser gutfrisierte weiße Pudel, der den Kuchenverkäufer und seine „Leckerli“ anstarrt:
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Das religiöse Gesetz will ja, daß man auch gut zu Tieren ist. (Wenn es keine Schweine sind …)
Wer also den Tauben an der Moschee ein Almosen zuwerfen wollte, für den hatte der Futterverkäufer das passende Angebot. Und viele gefiederte Freunde hatte er auch:
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Tauben bringen Glück. Wußten Sie nicht? Hier zieht Ihnen eine Taube Ihrer Wahl Ihr Tageshoroskop-Briefchen aus dem Tablett vor den Käfigtüren:
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Nein, tiergerecht war das nicht. Über die Funktion des weißen Kaninchens bin ich mir nicht sicher. War der Losverkäufer ein Lewis Carroll oder Jefferson Airplane Fan:
„Alice’s Adventures in Wonderland“ 1865, bzw. „White Rabbit“ 1967 ? Wer weiß …
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Natürlich gab es auch größere Tiere in der Stadt in nicht tiergerechter Haltung:
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Jetzt erwarten Sie sicher endlich ein Foto von einem Schuhputzer oder einem Döner-Verkäufer. Ich habe leider keinen fotografiert. Aber ich habe vor kurzem diese Lithographie von 1860 gefunden:
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Es gibt ja ganze Glaubenskriege darüber, wer wann den stehenden Drehspieß erfunden hat. Egal. Kehren wir zurück ins Jahr 1986. Zuviel Döner Kebab gegessen in letzter Zeit, oder zuviel Köfte? Dann mal schnell auf die Waage:
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Und diesen „Rosenkranz“ (Komboloi) kennen Sie auch aus Griechenland. Ist der Käufer im Bild wohl Soldat? Dann würde die Perlenkette gegen die Kasernen-Langeweile bestimmt helfen:
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KLEINGEWERBE 6: Ortsübliche Unterhaltung
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Ein zufälliger Bekannter (der angeblich Ali hieß und gar nicht aus Istanbul stammte, sondern angeblich aus Wuppertal, und angeblich nur auf der Durchreise war, weil er seine Schwester in Fethiye besuchen wollte) hat uns in Beyoglu in ein edles Restaurant und in einen türkischen Nachtklub mitgenommen. (“Edel” heißt hier: Weiße Tischdecken und uniformierte Kellner …)
Bezahlen durfte überall nur er (absolute Ehrensache!) … Abendessen für drei, Taxi, Tee, zwei Runden Raki und Rosenblätter für die Tänzerin!
Aber am Ende des langen Abends hatte er uns bis ins Hotel-Foyer begleitet und sich dort von mir 100 D-Mark (in Lira) „geliehen“ … weil er “die Nacht noch durchmachen wollte”! Er hätte ja noch genug Geld in seinem Hotelzimmer, aber das wäre weit weg.
Ich kriegte es morgen, vor unserem Weiterflug nach Dalaman, garantiert zurück!
Riskante Methode. Ich hätte ja auch einfach nein sagen können.
Auf die Rückzahlung warte ich noch heute … 🙂 …
Nicht tragisch. Unser Ali hatte ungefähr diesen Betrag auch ausgegeben. Es war eine angemessene Investition in einen sehr unterhaltsamen Abend. Ein offizieller “Stadtführer” hätte mehr verlangt. Zum Vergleich: Unser Zimmer im Hotel Opera, in der Nähe des Taxim-Platzes, kostete auch umgerechnet 80 D-Mark/Nacht, ohne Frühstück.
Im Nachtklub habe ich nicht fotografiert. Die Postkarte war ein Geschenk des Hauses.
So ungefähr sah es auch auf der Bühne aus:
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Nein, das ist nicht Freund Ali, im nächsten Bild. Und ich weiß überhaupt nicht mehr, was er da verkauft hat. Aber es ist alles ja schon fast 35 Jahre her …
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Siehe auch:
> Post aus Saloniki: Kleingewerbe
> Kleingewerbe in Griechenland, um 1930

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