15 Ein stiller Weg zum Aoos

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Die Tymfi-Kette von Osten

Unser weiterer Weg von der Zagoria sollte über Konitsa Richtung Thessaloniki gehen. Die Nationalstraße zwischen Ioannina und Konitsa ist nicht gerade aufregend. Wir saßen also in Koukouli über der soeben gekauften Wanderkarte und überlegten, ob wir statt der E90 die kleine Landstraße über Tsepelovo, Vrisochori und Palioseli nehmen sollten. Also östlich statt westlich um das Tymfi-Massiv herum! Bis uns plötzlich diese kleine Stelle auffiel: Da, die Straße hat … eine Unterbrechung!
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Quelle: Anavasi Zagori 1:50.000
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Frage an Roy … der kennt sich ja hier aus: Was ist mit der Aoos-Brücke? Ja, die sei vor einiger Zeit vom Hochwasser weggerissen worden. Ob da eine neue stände, das wüßte er auch nicht. Er führe nie daher. Aber falls wir durchkämen, könnten wir ihn ja von Konitsa gerne mal anrufen …
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Das Risiko ist zu groß. Es gibt keinen anderen Weg über den Fluß! Aber … vielleicht noch einen Tag länger in Koukouli bleiben und morgen einen netten Ausflug (nur so, zum Aoos, hin und zurück) machen? Gute Idee …
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In den Bergen der Zagoria sind vier von fünf Touristen Griechen. Und die kommen im Hochsommer oder im Winter, wenn der Schnee schön hoch liegt. Jetzt im Mai ist niemand unterwegs. Wir haben eine Fahrt ohne jeden Gegenverkehr. Es ist sonnig und frisch. Das Sarakatsani-Freilichtmuseum im engen Ghiftokambos-Tal ist geschlossen. Und sonst gibt es zwischen Skamneli und Vrisochori neben der Straße keine Spur von Zivilisation, wenn man vom Sägewerk in Iliochori mal absieht.
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Abzweig ins Magoula-Tal. Hin und wieder gehen Forstwege von unserer Straße ab, die alle irgendwo im Nichts enden.
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Wäre man als Wanderer unterwegs, könnte man hier mal kurz duschen …
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Bis Vrisochori haben wir lediglich ein paar schwarze Schweine und den grimmigen Sägewerk-Wachhund gesehen. In Vrisochori traut man sich nicht, die Autotür zuzuwerfen, so ruhig ist es. Ein paar zu Ferienhäusern umgebaute Dorfhäuser mit geschlossenen Läden. Kein Mensch auf der Straße. Im Kafeneion sind wir die einzigen Gäste. Aber die Aussicht ist malerisch, und man muß sie sich nicht mit einer Busladung von fröhlichen Tirol-Ausflüglern teilen. Nur der Wind rauscht …
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Ab hier (Ortsende Vrisochori) wird der Weg zur teils grasüberwachsenen Schotterpiste … für einen normalen Pkw ist er noch so eben geeignet.
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Und hier begegnet uns auch der erste Gegenverkehr. Ein Lkw mit drei verdutzt schauenden Bauarbeitern. Das Dieselmotordröhnen verweht, dann wieder Stille. Immer weiter senkt sich die Strecke ins Tal, wir rollen nur noch. Die letzte Kurve vor dem Flußbett ist gerade frischgewalzt … da unten ist die Brücke!
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Nur … ein kleines Problem, mit dem wir nicht gerechnet hätten … der Weg hinunter zur Brücke ist noch längst nicht soweit. Frisch abgekippte Sandhaufen und Schotterhügel und dicke Felsbrocken aus einer winterlichen Erdlawine. Hier hat man gerade erst angefangen, mit der Planierraupe den Weg neu zu bahnen. Für uns heißt das … das Ende der Strecke. Umkehren. Wenn wir hier stecken bleiben, hätten wir zwei Stunden zu Fuß zurück nach Vrisochori vor uns …
(Gut, man hätte schon oben im Ort die Strecke für Autos sperren können, aber wofür? Wer kommt außer uns schon auf die Idee, da durchzuwollen?)
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3 comments

  1. Herzlichen Dank für den schönen Bericht. Habe tatsächlich vor, hier auch mal durchzufahren und google hat mich hergeleitet !

  2. Hallo Theo,
    auch wir haben Anfang Juni 09 einen “Ausflug” nach Vrisochori gemacht und haben die Strecke ähnlich ruhig und beeindruckend erlebt. Von Vrisochori weiterzufahren war für uns kein Thema, da wir zurück nach Kapesovo mußten. Trotzdem habe ich natürlich sofort in meine Anavasi Zagori Karte geschaut, ob da eine Brücke über den Aoos eingezeichnet ist, und siehe da, in meiner Ausgabe vom März 2008 ist da eine Brücke.
    Von wann stammt denn dein Bericht, bzw. deine Karte.

    Gruß Jacques

  3. Hallo Jacques, oh je, ich müßte jetzt in dem Chaos-das-hier-herrscht, nach meiner Karte suchen. Wird wohl die 1. Ausgabe sein (?). Die Brücke selbst ist seit 2001 fertig. Nur brauchten die Straßenbauer etwas länger. Theo

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