Noch was über die Drachme


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Im Jahre 2001 verabschiedete sich Griechenland von der ältesten europäischen Währung, die seit der Antike immer noch ihren Namen trug … der Drachme. Ich selbst bedaure den Verlust der vergangenen Währung ( … und erfreue mich seit der Umstellung von ganzem Herzen an der munteren griechischen Inflation, die für uns Touristen aus dem Norden durch keine Wechselkursanpassung mehr ausgeglichen wird!)

Die Griechen verabschiedeten sich gerne von der Drachme … und ihre damalige Regierung tat alles Menschenmögliche (und noch ein bißchen mehr) dazu, um bei der EU-Umstellung auf das neue Geld mit dem albernen Namen und dem Kinderkaufladen-Design dabei zu sein.

Einiges hat sich inzwischen jedoch gewandelt. Laut einer “Eurobarometer”-Untersuchung von 2007 sind inzwischen 52% der Griechen vom neuen Geld “enttäuscht”. Nur die Briten haben heutzutage noch mehr Vorbehalte gegen den Euro, aber die gehören ja auch gar nicht dazu …

6xdrs-450.jpg

Aus lauter Nostalgie hier wenigstens der allerletzte 5000-Drachmen-Schein, den ich im Januar 2002 zur Bank getragen habe, um ihn in Euro-Spielgeld umzutauschen:

5000_drs_1997-450.jpg

Oder hier noch was Mythisch-Schönes von 1935, die Rückseite des 50-Drachmen-Scheins, im (nachempfundenen) Jugendstil-Design:

drs-50-1935-r-450.jpg

Oder diese (minoischen) Damen vom 5-Drachmen-Schein von 1941 (Auschnitt):

5drs-1941-a-450.jpg

Na? Hatte lokalen Bezug, ware amüsant dazu. Wenn ich mir heute die doofen Euro-Brücken anschaue, überkommt mich immer gleich sowas schwer Global-Depressives …

16.02.2010  Aus aktuellem Anlaß … 🙂 …  der 2-Milliarden-Drachmen-Schein von 1944.  Der reichte damals aber auch nur aus, um ein Brot zu kaufen (oder zwei):
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Der Schein war trotz der vielen Nullen weniger wert als dieser hier aus der Vorkriegszeit (10 Drachmen von 1939). Und der sah auch noch besser aus:
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Was den Gesichtsausdruck der Demeter auf dem Schein angeht … auf der 10-Drachmen-Münze von 1930 (Durchmesser 25 mm) schaute sie noch weniger verbissen in die Welt:
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Demeter 10 Drachmen 1930
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Außerdem hat der griechische Staat 1939 noch gezeigt, wie schön es ist, keinem grenzüberschreitenden Währungssystem anzuhängen, wo im Finanzhaushalt herumgeschnüffelt wird. Da konnte man noch einfach den Rest der alten 100-Drachmen-Scheine aus dem Keller holen … zack … “ekaton/100” ausschwärzen, “1000” drüberdrucken, und war plötzlich zehnmal so reich wie vorher! Davon kann man heute nur noch träumen … 🙂 …:
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NACHTRAG: Das ist der absolut kleinste Drachmen-Schein, den ich besitze … ein 50-Lephta-Schein von 1941. Eine halbe Drachme also. (Vorder- und Rückseite, im Original etwa 7 cm breit.) Eine halbe Drachme wäre am 01.01.2002 gegen 0,0015 Euro umgetauscht worden:
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Und bevor ich es vergesse, 1935 konnte man bei der griechischen Staatsbank noch einen 100-Drachmen-Schein gegen einen Riesenkorb Weintrauben eintauschen (wurde auf der Rückseite des Scheins mit einem Piktogramm  extra drauf hingewiesen), im Jahre 2002 gab es bloß schäbige 30 Cent dafür … 🙂 …:
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100 Drachmen 1935
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14 comments

  1. Es wird ja immer mehr über die Drachme geredet, hier zum Beispiel: “Why a return to the drachma would be a disaster” von Tasos Kalandris (ekathimerini 21.11.2011)

    In der Überschrift ist schon zusammengefaßt, was Professor Kalandris ausführt. Lesen Sie es, oder lassen Sie es.

    Er räumt jedenfalls ein, was auch der gewöhnlichste Tourist in Griechenland denkt – die Rückkehr zur Drachme müßte unvermeidlich zu einer Abwertung der „Neuen Drachme“ zum Euro um 50% führen: „A return to the drachma would automatically reduce everyone’s capital by the size of the devaluation (which many estimate at at least 50 percent).“

    Dann wäre nämlich die enorme Inflation der touristisch relevanten Preise in Griechenland seit 2002 endlich ausgeglichen …

    http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_wsite2_1_21/11/2011_415816

  2. “Icap, the world’s largest electronic trading platform for foreign currency, has said it is preparing for a possible Greek exit from the common currency area.
    Faced with a mounting debt-crisis which threatens the survival of the European Union’s greatest achievement, the eurozone, a number of institutions have announced they are taking steps to deal with a potential collapse.
    The firm announced Sunday it is testing systems that would allow dealer banks to trade the drachma, Greece’s old currency, against both the dollar and the euro. Firm representatives described the measures as procautionary.”

    …. kein Kommentar!

    Zitat aus: Icap prepares system for possible drachma return
    28.11.11
    http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_wsite2_3_28/11/2011_416693

  3. „Former French President Valery Giscard d’Estaing is a longtime friend of Greece. He pressed Greece’s EU candidacy over German objections, clearing the way for Athens to join what was then called the European Economic Community in 1981.”
    ”Greece could stay in the euro zone but it is very difficult to achieve economic recovery with a strong currency,” the 85-year-old former president said. ”Is it better to use a national currency for a period, or have the safety of a strong currency? It is Greece’s choice.” Giscard said that had Greece kept the drachma, it would probably have devalued by 40-50 percent by now. He feared the Greek people would not to accept the 40 percent internal deflation that the country’s economy needs. ”That approach has huge human, social and political costs.” But he had no doubt Greece would remain in the European Union, whether inside or outside the euro. Asked about French President Nicolas Sarkozy’s repeated assertion that it would be disastrous if one country were to leave the euro, Giscard said: ”He is wrong”.
    Aus: “Giscard says Greeks should consider euro exit”
    Ekathimerini 07.12.2011
    http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_wsite1_1_07/12/2011_417726

  4. Greece should leave the eurozone

    It’s a well-known fact that Greece should have never been allowed to join the euro zone in 2001. The structural reforms were never there and the then Simitis Government falsified the figures. Even French President Nicolas Sarkozy has admitted this. The Germans for their part knew that Greece was not ready or suitable but they still persisted. The Germans are just as guilty as the Greeks on the euro zone fiasco.

    In the most recent survey in Germany, 53% of Germans want Greece out of the euro zone; is Angela Merkel listening? There are 27 EU nations and only 17 in the euro zone. Main economies like Britain, Sweden and Denmark do not want to join. You have to ask yourself what kind of a Union is this? This is like saying two-thirds of the US states use the US currency and the rest their own.

    Lending money to Greece is a huge mistake; they will never pay it back. Going back to the drachma will force them to restructure their economy and tax system, Argentina did it. It’s not all doom and gloom and most economists agree that Greece should leave the euro zone.

    George Salamouras
    Australia

    Letter to ekathimerini 09.02.2012 (ich nehme mal an, der Brief-Verfasser hat nix dagegen, daß das hier auch steht …)

  5. Am 28.02.2012 berichtet ekathimerini.com über ein Interview mit dem Nobelpreisträger Paul Krugman, Professor an der Universität Princeton, zum Thema Griechenland und Euro-Krise.
    Krugman hängt sich weit raus aus dem Fenster und prognostiziert für die nächsten 2 Jahre: “What will have happened in 19 months? The major events that will certainly have happened are a European recession and an outright undisguised Greek default and possibly a Greek exit from the euro.” Also eine europaweite Rezession, eine volle, unverschleierte Staatspleite in Griechenland und möglicherweise den griechischen Austritt aus der Euro-Zone.

    Und was den Euro generell angeht, hofft er, das man einsieht, daß es ein Fehler war, ihn eingeführt zu haben: “It may be that in the end, there might come a decision that the euro was a mistake,” Krugman said. “That’s going to be difficult for anyone to acknowledge” and should come in a time of crisis for Europe but it’s a “very real possibility.”

    “Greece running out of options, says Krugman”, ekathimerini.com, 28.02.2012

  6. ekathimerini, 26.07.2012, 09:48:
    “Citigroup sees 90 pct chance that Greece leaves the euro”

    http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_wsite2_1_26/07/2012_453834

    Geben wir auf die Prognosen der Großbanken mehr als auf Merkels, Schäubles und Samaras’ Beschwichtigungen? Die Citigroup sieht scheinbar den Austritt Griechenlands aus dem Euro innerhalb der nächsten 2 bis 3 Quartale schon mit 75% Wahrscheinlichkeit, vielleicht sogar den 01.01.2013 als mögliches Austrittsdatum.

  7. Banken, ja ja … wahrscheinlich hat die Citigroup am selben Tag schon darauf gewettet, daß ihre Prognose NICHT eintritt (so wie eine gewisse deutsche Bank … meine eigene nämlich … letztes Jahr noch drauf gewettet hat, daß sie bald pleite geht …).
    Also leben und leiden wir weiter mit dem Euro, erst mal …

  8. Ob Drachme oder EURO, das einfache griechische Volk wird davon auch nicht reicher. Im Gegenteil, durch die Einführung des Drachmen würde es am Ende um Griechenland noch schlimmer aussehen. Die Armut würde steigen.

  9. Nachdem die Niederlande jetzt ihre neue Standard-Euro-Münzen-Serie (Willem Alexander) rausgebracht haben, bin ich dafür, daß auch Holland die Euro-Zone verläßt.
    Oder wenigstens dem Münz-Designer Berufsverbot erteilt… 🙂 …

  10. Das Zitat oben will ich stehen lassen. Als Rückblick in die Geschichte stimmt die Aussage. Die Frage ist nur, WANN Herrn Krauss die Idee wohl eingefallen ist …
    Er hat jetzt, kurz vor dem griechischen Referendum, noch eine Polemik losgelassen, die ihn als Wachstumsfetischisten und ignoranten Finanzknecht entlarvt:
    Diese Griechen braucht Europa nicht“, Die Zeit 02.07.2015, im Wirtschaftsteil (während der mahnend-besorgte Leitartikel auf Seite 1 sogar in 2 Sprachen abgefaßt ist, deutsch und griechisch …)
    Da zeigt sich in Krauss der reine dumme Finanz-Ideologe von vorgestern (Zitat: “Macht man Arbeitskräfte teurer, schafft man keine neuen Stellen, sondern fördert die Arbeitslosigkeit.“) Ja, wenn man dem Emeritus Krauss die Hälfte seine Altersbezüge streicht, könnte man in Stanford eine schöne neue Assistentenstelle einrichten …!
    Von der Politik der EU und von der griechischen Realität hat Krauss nicht die geringste Ahnung. Wenn es nach Krauss geht, dann haben die “rüpelhaften, widerspenstigen Extremisten” (= SYRIZA) die 350 Milliarden Euro Staatschulden wohl geradezu selbst verursacht. Er wundert sich, daß “diese Radikalen nicht durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen sind“, sondern durch freie Wahlen …
    Für ihn ist “die europäische Integration” (die NUR Syriza gefährdet) bloß das handfeste Pfand des Finanzkapitals gegenüber der demokratischen Politik. Das ist es wohl auch …

  11. Friedman hatte recht – von Mark Schieritz, Die Zeit 30.07.2015

    Hier der komplette Text:
    http://www.zeit.de/2015/31/waehrungsunion-euro-europa-krise

    Nur 3 Thesen daraus (denen ich voll zustimme):
    “Der Euro ist vielleicht eine der größten wirtschaftspolitischen Fehlentscheidungen des vergangenen Jahrhunderts – und wenn nicht schnell etwas passiert, wird er Europa zerstören.”
    (…)
    “Der Euro hat sich eben nicht als Wohlstandsmaschine, sondern als Wohlstandsvernichtungsmaschine erwiesen. In mehr als der Hälfte aller Mitgliedsländer der Währungsunion liegt die Wirtschaftsleistung heute unter dem Niveau des Jahres 2007. Die europäischen Staaten mit einer eigenen Währung dagegen stehen heute alle besser da als damals.”
    (…)
    “Sie (die Währungsunion) schränkt – die Griechen erfahren es gerade – die nationalen wirtschaftspolitischen Reaktionsmöglichkeiten ein, weil die eigene Währung nicht mehr abgewertet werden kann, um die Wirtschaft wieder auszubalancieren.”

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