22a Unterwegs auf der Pilion-Schmalspurbahn! Teil 1.

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“De Zoch kütt!” hätte ich hier geschrieben, wenn ich aus Köln käme …
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“Pelio’s train operates from spring to autumn, with a daily round trip route. (…)The train departures at 10 a.m. from Ano Lechonia and at 15.00 p.m. from Milies, with a stopover at Ano Gatzea  for 15 minutes, at both trips. (…) Information (from) TRAINOSE’s Volos Travel Agency Telephone & Fax 2421039723.”  (aus: Greek Travel Pages, Pelio Train)
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Den bei GTP gelisteten Fährverbindungen kann man gewöhnlich vertrauen. Bei anderen Angaben müssen sich die Betreiber dieser Website für Mobilität in Griechenland natürlich darauf verlassen können, vom den betroffenen Firmen und Einrichtungen (wie ΤΡΑΙΝΟΣΕ) richtig und rechtzeitig informiert zu werden.
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Was den Zugbetrieb angeht, also zwei Einschränkungen: Im Herbst verkehrt die Pilion-Bahn nur am Wochenende, und unter der Telefon-Nummer können Sie sich zu Tode telefonieren, da hebt niemand ab. Auch nicht unmittelbar vor den Abfahrtszeiten.
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Als ich bei meiner Gastgeberin in Miliés beiläufig erwähne, ich wollte am Freitag mit dem Nachmittagszug hinunter nach Ano Lechonia fahren, lacht sie nur: Kein Zug am Freitag. Wenn das Wetter gut wäre, soll ich es am Samstag mal versuchen. Ich soll dann kurz vor 11:30 das Fenster öffnen, den ankommenden Zug könnte man bis zum Haus hören.
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So bequem will ich es nicht haben. Und ich will ja auch nicht das Wichtigste verpassen: Wie die Lok auf der Drehscheibe von Hand in die Rückfahrtrichtung gedreht wird. Immer ein kleines Volksfest, an dem sich die Passagiere gerne mit aller Kraft beteiligen durften …
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Milies-Bahnhof-Karte-450 Also mache ich mich rechtzeitig auf den Weg zum Bahnhof. Das Wetter ist trüb, aber mal wieder trocken.
Der Wochenendverkehr sollte nicht durch Regenstürme, umfallende Bäume und Schlammlawinen behindert werden, wenigstens heute nicht …
Kartenausschnitt:
Terrain Central Pilion 1:25.000

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Fast da! Den Zug kann ich schon seit ein paar Minuten auf der anderen Talseite hören. Die alten Waggons, die holprigen Gleise, die betagte Diesel-Lokomotive, die ratternde Stahlbrücke, die den Canyon vor dem Bahnhof  überspannt.
Ich komme genau in dem Moment an, als der Zug in den Bahnhof einläuft. Nur Touristen an Bord, die sich neugierig umschauen. (Klar, wenn das Bahn-Ticket Ano Lechonia – Miliés 10 Euro kostet, und der Bus 2,80, fährt kein Einheimischer mit der Bahn.)
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Jetzt gilt es, einen optimalen Standort neben der Drehscheibe zu besetzen – hier am Heck des Pkws, neben dem Eingang zum Lokschuppen!
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Noch sind die letzten Passagiere gar nicht ausgestiegen. Aber schon wird die Lokomotive abgekuppelt …
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… und bewegt sich zum äußersten Ende der Gleisanlage:
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Dort, neben der Weiche, parkt der Taxifahrer, den ich gleich fragen werde, ob er mich um 16:30 in Ano Lechonia abholen wird (Klar will er das, 25 Euro …):
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Auf dem Nebengleis, parallel zu den vier Personenwaggons, bewegt sich die Lok rückwärts, und hinter der Weiche wieder vorwärts, im Schatten des Bahnhofsgebäudes. Viele der Passagiere haben die Aktion noch gar nicht bemerkt. Die ersten ziehen schon ab zum Café des kleinen Hotels in Bahnhofsnähe.
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Ja, es ist Maßarbeit, die Lok auf der Drehscheibe einzuparken. Jetzt strömen die restlichen Passagiere zusammen … in erster Linie sind es ältere Herren, die nun dem Bahnpersonal helfen werden, das tonnenschwere Objekt auf der Stelle um 180° zu drehen:
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Ja, wer die Kleinbahn liebt, der schiebt …
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… und fertig, und runter von der Drehscheibe:
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… und die Maschine wieder ankuppeln. Bereit zur Rückfahrt:
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Ja gut, das Drehen ist bei der Diesellokomotive der reine Touristenspaß. Sie kann genausogut die komplette Strecke in Rückwärtsposition zurücklegen (was sie später – aufwärts von Ano Lechonia nach Miliés auch tun wird).
Für den Lokführer ist das sogar angenehmer, er hat dann eine bessere Sicht auf die Strecke. Er sitzt nämlich hinten (!) im Führerstand quer zur Fahrtrichtung, wenn er seine Armaturen bedient, und hat gute Sicht in beide Richtungen!
Bei der alten Dampflokomotive, die hier für den Normalbetrieb der Pilion-Bahn kaum noch eingesetzt wird, ist das noch anders. Da müßten Lokführer und Heizer bei der Rückwartsfahrt Augen im Hinterkopf haben …
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Ach so, woher ich das weiß mit der Rückwärtsfahrt? Es war mein Glückstag, darum!
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Nicht nur, daß ich mich inzwischen mit Kostas, dem Taxifahrer arrangiert hatte … unter dem etwas unübersichtlichen Fahrplan steht eine kleine diskutierende Gruppe von Männern, die so aussehen, als wüßten sie was vom Zugbetrieb. Also mal ganz dumm fragen … geht der Zug um 15 Uhr zurück zur Küste?
Ja sicher, stimmt. Aber heute gibt es eine Sonderfahrt: Bereits in zehn Minuten, um 12 Uhr ab Miliés, etwa 13:30 Ankunft in Ano Lechonia, sofort zurück nach Miliés, Ankunft um 14:55, und dann wieder runter, nach Fahrplan. Ich soll mich beeilen, der Ticketschalter ist noch auf, das Retourticket kostet 18 Euro!
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img965_Retourticket_29092018_450Das Ticket trägt ein falsches Datum … 29.10.2018 statt 29.09.2018 … na und?
Das stört den Schaffner überhaupt nicht.
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Ist nicht wahr! Eine Sonderfahrt, retour, nur ein Dutzend Leute im Zug, und ich bin dabei. Ich muß dem Taxifahrer die Tour ab Ano Lechonia absagen, aber wo ist er?
Ich treffe ihn erst wieder am Ende der Rückfahrt. Er sagt, er hätte mich um 12 Uhr in den Zug einsteigen sehen, no problem, alles OK. Zum Trost kann er mich hinauf zur Platia fahren, denn um Punkt 15 Uhr fängt es an zu regnen. Und nicht zu wenig. Und es hört 36 Stunden lang nicht mehr auf …
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Es gibt sogar eine Sitzplatzreservierung, für mich im Wagen 1, Platz 13. Das ist auf der Hinfahrt der erste Wagen hinter der Lok, auf der Rückfahrt ist das der letzte Wagen, mit ungestörtem Blick über die Strecke hinter uns!
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Aber zunächst mal die Hinfahrt, abwärts zur Küste. Da zieht das grüne Panorama von Miliés am Wagenfenster vobei …
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… und die Straße, die von Kala Nera nach Tsangarada führt, mit dem Abzweig Richtung Miliés. Diese Aussicht kenne ich bereits von mehreren Wanderungen neben und auf den Gleisen in früheren Jahren:
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Die Steigung der Strecke ist mäßig, obwohl die Bahn auf 15 Kilometern Strecke einen Höhen-Unterschied von 350 Metern zurücklegt. Man ist überrascht, als plötzlich unter uns die Küste auftaucht. Die Küste auf der anderen Seite des Golfs verschwindet schon in den Wolken. Es gibt keine Pause in Ano Gatzea, auch nicht auf dem Rückweg.
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Ich halte mich auf der Hinfahrt nicht so sehr mit dem Fotografieren auf … denn auf der Rückfahrt wird der Zug fast völlig leer sein, und da werde ich bestimmt eine viel günstigere Position haben. (siehe TEIL 2)
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Die überraschende frühe Sonderfahrt zur Küste nutzen einige Eltern, deren kleine Kinder ohnehin kein großes Interesse am Zugfahren haben, und die wohl auch beim üblichen dreistündigen Aufenthalt im Bergdorf nicht glücklich gewesen wären.
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Sorgen mache ich mir um den späten Vater (bzw. frühen Großvater?), der locker und gedankenverloren lange auf der Plattform des zweiten Waggons steht, das Baby in der Armbeuge. Und das Kind selbst hat allen Ernstes eine große Tüte Chips in der Hand. Wenn die runterfällt! Die Waggons wackeln unberechenbar ständig ruckartig hin und her … eine Schreck-Reaktion, und nicht nur die Chipstüte, sondern auch das Kind ist weg. Und ich sehe nicht einmal eine Notbremse …
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> WEITER MIT TEIL 2: VON ANO LECHONIA NACH MILIÉS
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Zur Geschichte des Zuges und seiner Restaurierung:
> WEITER MIT: DER ZUG NACH MILIÉS
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> WEITER MIT: IM ARCHONTIKO FILIPPIDI
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