Musik 2009 Sakellariou

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Ein Star der Rebetiko-Szene: Rita Sakellariou (1934-1999)
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Ein kleiner Umweg vorneweg, gewissermaßen das “Vorprogramm” des Abends (aber es gehört schon zum Thema):
Rebetiko sei der griechische Blues. Die Feststellung hat man oft genug gehört und gelesen … aber das gilt nur im übertragenen Sinne. Stelios Vamvakaris, der mittlerweile auch schon weißhaarige Sohn der Rebetiko-Legende Markos Vamvakaris, versucht sich allerdings mit realen Fusionen. Im letzten Jahr gab es “Blues Meets Rebetiko” (Lyra), eine Zusammenarbeit mit Louisiana Red, in der beide Interpreten allerdings eher aneinander vorbei arbeiteten.
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Aber außer daß beide Musikstile aus einer unterprivilegierten Szene stammen, außer daß sie Ausdruck anarchisch-individueller Revolte gegen die soziale Unterdrückung sind, außer daß es eine spezielle subkulturelle Sprache gibt, mit der vieles kommuniziert wird, was Uneingeweihte nicht hören sollen (Sex und Rausch oder politische Botschaften) …. musikalisch sind Blues und Rebetiko doch so weit auseinander wie Mississippi und Missolonghi (aua) …
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Gerade hat Stelios Vamvakaris mit “Nirvana” (Legend, April 2009) ein neues Album veröffentlicht, dessen eher konservativen Stil auch sein Vater Markos wohl abgenickt hätte.
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(Ende des Vorprogramms, verhaltener Applaus für die Interpreten …) Ungefähr gleichzeitig mit dieser CD kam ein neues Erinnerungsalbum für eine der bekanntesten Rebetiko- und Laika-Sängerinnen des 20. Jahrhunderts heraus – eine Doppel-CD von Rita Sakellariou: “Se Laika Kai Rebetiko” (Polygram).
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Fragen Sie mich nicht, wie das Album aussieht, ich habe es heruntergeladen (ja, legal). Beide CDs auf dem Album sind übrigens in den 80er Jahren schon 1:1 als separate Alben erschienen, und viele der Titel gibt es auch von anderen Interpreten, etwa Sotiria Bellou, Marinella oder Glikeria. Meinen Favoriten, den Titel “Kato Sta Lemonadika”, finden Sie auch in Manos Hadzidakis Album “O Skliros Aprilis Tou 1945” (Der grausame April von 1945).
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Die rauh-sympathische Stimme von Rita Sakellariou haben Sie auf Griechenlandreisen garantiert schon gehört, im Radio oder auf der Endlos-Cassette im KTEL-Bus. (Vielleicht hatten Sie nach einer halben Stunden auch genug, aber es hörte nicht auf …?) Nach ihrem Tod im Jahre 1999 sind eine ganze Reihe von Alben von ihr neu erschienen, im Jahre 2006 gleich 4 CDs mit einer chronologischen Dokumentation: “40 Chronia Istoria 1960-1999” (Universal).
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Rita Sakellariou wurde 1934 in Sitia (Kreta) geboren. Ihr Vater war aktiv im Partisanenkrieg gegen die Nazibesetzung der Insel, er starb im griechischen Bürgerkrieg (1946-1949). Die mittellose Mutter zog mit ihren drei Kindern nach Piräus. Ritas Kindheit war elend. Sie beendete ihre Schulkarriere schon mit 12, um auf der Straße Brot und Zitronen zu verkaufen. Sie heiratete bereits sehr früh (mit 14), mußte aber trotz der Erziehung ihrer beiden Kinder weiter in der Fabrik arbeiten. Nachdem ihre erste Ehe in die Brüche ging, blieb der jungen Mutter oft auch nichts anderes mehr, als Müll zu sammeln, um zu überleben. (Nein, Anfang der 50er Jahre war Piräus noch nicht in der heiteren “Sonntags Nie” Stimmung …)
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Aber Rita Sakellariou konnte singen! Eine formale Ausbildung hatte sie natürlich nicht. Aber sie wußte genau, worüber sie sang. Und irgendwann hatte sie sich in den Kneipen von Perama / Piräus etabliert. Sie begann mit Vasilis Tsitsanis zusammenzuarbeiten, und es ging steil nach oben … irgendwann kannte sie das ganze Land, und auch für die Exilgriechen gab es Welt-Tourneen.

Es gab Hits wie “Istoria mou, amartia mou” (Mein Leben, meine Sünde) oder “Kathe Iliovaselima” (Beim Sonnenuntergang).
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Um 1970 entstanden: LPs “Kathe Iliovasilema” und “To Xekinima”
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Filmauftritte … in Sparagmos (Die Klage), I Modhistroula (Die kleine Näherin), I Diki Sou Mira Me Serni (Ich hänge an deinem Schicksal), Eklapsa Pikra Yia Sena (Ich weine bittere Tränen um dich) kamen um 1964/1965 dazu. Die Titel klingen ein bißchen nach Lore-Roman, aber wer weiß, ich habe die Filme nicht gesehen …
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In den 1970er Jahren heiratete sie ein zweites Mal (einen Profi-Ringer) und hatte drei weitere Kinder. Inzwischen ging ihr Fan-Spektrum quer durch das politische und soziale Leben Griechenlands: Erklärte Fans waren u.a. die millionenschweren Reeder Aristoteles Onassis und Stavros Niarchos, der Schauspieler Anthony Quinn und der sozialistische Premierminister Andreas Papandreou.
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In den 80er und 90er Jahren ging es eher bergab, der musikalische Erfolg wurde geringer, obwohl Rita Sakellariou inzwischen immer mehr zum Laika (Pop-Musik) tendierte. Aber sie war auf Grund ihrer persönlichen Wärme und ihres sozialen Mitgefühls bis zu ihrem Krebstod mit 65 Jahren landesweit immens populär …
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Rita Sakellariou: Aitos o erotas – Ja, dieses TV-Studio ist weit entfernt von den Straßen von Piräus von 1949 …
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Noch ein paar ergänzende Sätze der (gr. Pop-Sängerin) Peggy Zina: The ‘laika’songs of 50’s and 60’s have become the soundtrack to an emerging Greece, they cannot be repeated. They mark Greece’s political & social changes. These songs embody an innocent Greece, they are pure musically and lyrically. Greece is fortunate to have had the local musical talent and the powerful voices of ‘laiki’ singers such as Rita Sakellariou, Stelios Kazantzidis and Stratos Dionysiou to have created this landscape. They prove that you can you be popular without compromising on quality of voice or lyrics.
I am concerned that we are currently seeing a major shift away from Greek music. Young people in Greece are listening more and more to ‘xena’ (foreign music). But I believe that this is a stage and Greek music will rule again.
(
http://www.greekcity.com.au/content/content.cfm?id=1213 )
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2 comments

  1. Γειά σου Theό-dore, Theό-phile, Theo-lόge, Theό-phraste, Theό-lipte

    Which version really is yours ?

    I would suggest you to listen anohter glorius song of Rita. It’s title is “ena tragoudi pes mou akoma” (say to me another one song). You can find it on you tube and if you like it, then you could also post it!

    I have to say that Rita was considered to be the favourite singer of Andreas Papandreou, in 80’s. He had spent more nights, drinking, dancing and smashing plates at the bouzoukia where Rita was singing.

  2. Γειά σου Yorgos … a belated answer: Yes, the song is familiar. I am certain that I have a very good cover version of it somewhere (no, not Melina Kana on “Juke Box”), I have no idea who sang it, but I can’t find it anyway.

    It’s always difficult to find information on Greek artists from the 50s, 60s and 70s. Last week I searched (in vain) for information on Magia Melagia. I bought the “To pepromeno mou” CD … just because I liked the provocative cover – by standards of the 1950s provocative … 🙂 …

    A very good CD! Makes you so nostalgic to hear that type of music.
    Theo
    PS. They say Magia taught Sophia Loren to sing the Greek songs for the film “Boy on a dolphin” (1957).

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