Die Kanal von Korinth AG

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Die Überwindung der nur sechs Kilometer breiten Landenge zwischen dem Saronischen und dem Korinthischen Golf hat immer schon Ingenieure und Regierungsmächte angeregt. Überirdisch ging es schon lange: Reste der Schleifbahn (Diolkos), auf der kleinere Schiffe oder Frachtgut von der einen Seite des Isthmus zur anderen gezogen werden konnten, wurden gefunden. (Diese mühselige Arbeit ersparte einen 320 Kilometer langen Umweg um die Peloponnes-Halbinsel.)

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Schon im 6. Jahrhundert v.Chr. scheiterte Periandros, der Tyrann von Korinth, bei einem Versuch, die Meere durch einen Kanal zu verbinden, an technischen Schwierigkeiten, genau wie der römische Kaiser Nero, der 67 n.Chr. wieder einen ersten Spatenstich setzte. 6000 Arbeitssklaven bemühten sich erfolglos …
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Erst das 19. Jahrhundert hatte die technischen Mittel für die solche Großbauten. So wurden der Panamakanal (Baubeginn 1881) und der Suezkanal (1869 eröffnet) in Angriff genommen.
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Geldgewinne und Ingenieurswissen aus der Panamabaustelle wurden nun auch auf die Landenge von Korinth angesetzt. 1881 wurde ein Konzessionsvertrag mit der griechischen Regierung über den Kanalbau abgeschlossen. Ziel war, den Kanal 1887 zu eröffnen.
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Man folgte der Strecke, die schon zu Kaiser Neros Zeiten bearbeitet wurde. 1887 waren die 2000 Arbeiter allerdings noch mitten in der Arbeit. Die Pariser Banken, die das Kapital der Baugesellschaft verwalteten, arbeiteten unseriös, eine Kapitalerhöhung im Jahr 1888 war nicht erfolgreich. (Inzwischen war auch die Panama-Baugesellschaft zusammengebrochen.)
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1890 war die griechische Kanalbaugesellschaft zahlungsunfähig. Erst 75% der Strecke war ausgehoben. In Athen wurde eine neue Gesellschaft gegründet, die Société Hellénique du Canal de Corinthe, die die Konzession aus der Konkursmasse übertragen bekam.
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Aktie der Gesellschaft von 1890. (Ja, ich gehöre zu den Monopol-Kapitalisten, die noch einen solchen Anteilschein besitzen … 🙂 …)
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1893 war der Kanal (Bauleitung: Béla Gerster) fertiggestellt. Ein großes Geschäft war zunächst damit nicht zu machen. 0bwohl der Kanal dafür sorgte, daß das bis dahin abgelegene Piräus den bis dahin erfolgreichsten Hafen Griechenlands, Ermoupolis auf Syros, ablöste.
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Nebenbei: 1893 war ein ganz unglückliches Jahr für die Kanaleröffnung. Griechenland lebte damals zu einem großen Teil von seinen Korinthen-Exporten (kein Witz), die mehr als 50% der Ausfuhreinnahmen erbrachten.
Frankreich, das Hauptabnehmerland für Korinthen, blockierte nun die griechischen Exporte durch Schutzzölle, die den Wieder-Aufbau der französischen Produktion fördern sollten. (1889 exportierte Griechenland noch 70.000 Tonnen dorthin, 1893 nur noch 3.500 Tonnen.)
Und eben darum war der Korinthen-Marktpreis um 70% gefallen. Der griechische Staat war nicht mehr in der Lage, seine Schuldentilgung fortzuführen (diese kostete 1893 etwa 33% der Staatseinnahmen). Griechenland war bankrott. Und das Verkehrsaufkommen zur See sank rapide ab …
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“Da der Kanal fast nur von den griechischen Küstendampfern u.a. kleinen Schiffen benutzt wird (gegen 3000 Durchfahrten jährlich) und die Einnahmen (90 c. für die Registertonne, 1 fr. für jeden Passagier) nur die Betriebskosten deckten, wurde er 1907 für 430.000 Dr. von einer neuen Gesellschaft übernommen, die ihn durch Verbesserungen dem Großverkehr erschließen will.” (Baedeker Griechenland, 1908)
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1907 wurde die alte Gesellschaft liquidiert, und eine neue gegründet, die den Kanal modernisierte. 1980 war die Konzession von 1881 abgelaufen, eine staatseigene Gesellschaft übernahm die Kanalfläche. Heute durchfahren ihn etwa 9000 Schiffe jährlich … obwohl der Durchstich inzwischen auch nicht mehr den Dimensionen der internationalen Seeschiffahrt entspricht.
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Schleppergeführte Durchquerung des Kanals
(6,3 Kilometer Länge, 23 Meter Breite, bis zu 8 Meter tief)
Ein chirurgischer Schnitt (Foto unten Google Earth 2007):
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