Annäherung an Limnos – 4 – Nordosten

Ausgrabungsstätte von Hephaistea, dominiert vom Theater

Der Herr des Feuers und der Schmiedekunst, Hephaistos, wurde von seinen Eltern Hera und Zeus irgendwann vom Olymp auf die Erde hinuntergeworfen. Wieso? Er war ein ungeliebtes Kind. (Generationenkonflikte wurden auf dem Olymp ohnehin gerne mit Gewalt gelöst.) Hephaistos war beim Sturz auf Limnos gelandet, an der Tighani-Bucht. Durch den Aufprall war er gehbehindert und ist damit meiner Sympathie sicher … 🙂 …

Hm, möglicherweise ist der olympische Schmied auch dafür verantwortlich, daß Limnos so waldarm ist. Weil er das ganze Holz in seiner Werkstatt verfeuert hat. (Das Wort ‘Nachhaltigkeit’ hatte er vielleicht noch nicht gehört.)

Ob die Ausgrabungsstätte es wert ist, über die staubigen Schotterwege Richtung Hephaestia zu holpern, soll allein Ihre Entscheidung bleiben …
Wenn Ihnen auf der schmalen Strecke an einer unübersichtlichen Stelle eine Staubwolke entgegen weht, und mittendrin bewegt sich ein größeres Fahrzeug, dann steigt wenigstens Ihr Adrenalinpegel …

.

Wir hatten ja unsere touristische Pflicht getan und auf unseren Wegen die antiken Plätze von Limnos nicht komplett  ausgelassen. Das vor etwa 5.000 Jahren besiedelte Poliochni war bereits unser Ziel bei der Tour durch den Südosten der Insel. Poliochni war jedoch wegen Bauarbeiten geschlossen.

Am anderen Ende des Ormos Tighani im Nordosten wartet noch das Heiligtum der Kabiren auf Besucher. Die Kabiren, wer war das …? Wenn es Sie interessiert: Lesen Sie das Kapitel Kabiren bei wikipedia.
Die Kabiren sollen ihre Gäste mit gutem Wein bewirtet haben. Immerhin.

Die kargen Reste des Heiligtums sind erst seit ein paar Jahren freigelegt und nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Und ja, der Platz am Meer hat sogar eine neue Zugangsstraße! Warum?  Weil beim nahegelegenen Dorf Aghios Alexandros ein Hotel-Komplex entstanden war, der bequem erreicht werden sollte. Das Hotel wurde allerdings mittlerweile in die Insolvenz gesteuert.
Ich muß sagen, die bizarren Ruinen des weitgehend verlassenen Dorfes Aghios Alexandros sind interessanter als das, was vom Kabiren-Heiligtum geblieben ist. Dort sind nur noch ein paar Grundmauernreste erhalten, und manchmal nicht mal das. Auf dem Schaubild am Eingang ist mehr zu sehen als in der Realität.

.

Beeilen Sie sich mit dem Besuch. Das vulkanische Gestein ist locker und inzwischen mit einer Metallvorrichtung gesichert (im Foto oben links). Ob das nächste Erdbeben so überstanden wird?

.

Aber … beeindruckend ist die Präsentation des Nichts für das Publikum schon. Es gibt sogar ein Modell der Anlage, das Sehbehinderten den Zugang erfahren und erfühlen läßt …

.

… es gibt ein kleines Fahrzeug, um gehbehinderte Besucher zu befördern …

.

… sogar moderne sanitäre Anlagen, und am Ausgang sogar einen Beschwerdebriefkasten (im Foto oben links)!

.

Worüber soll ich mich beschweren? Daß der Kaffee-Automat fehlt?  🙂

Weiter durch die Marschlandschaft zum äußersten nordöstlichen Ende der Insel. Vorbei an der Lagune von Alyki, über eine baumgesäumte Landstraße bis zum Dorf Plaka (mit Bus-Haltestelle). Und darüber hinaus noch zum kleinen Fischerei-Hafen am nördlichen Ende der Bucht von Plaka.
Die Gegend ist sehr flach. Wie Oklahoma oder Ostfriesland. Ab und zu am Horizont ein kleiner Hügel. Die höchste Erhebung im Nordosten mißt 123 Meter.

.

Ein Trockendock gibt es natürlich nicht. Es wird improvisiert.

Themenwechsel: Kalorien statt Kabiren

Am Hafen von Plaka gibt es eine große Betonfläche, auf der die Boote wieder seetauglich gemacht werden, und offenbar im Sommer auch eine Kantina zur Versorgung mit Getränken. Aber unser Ziel für den Mittagstisch ist schon längst festgelegt: Die Taverne Giannakaros in Kotsinas am Golf von Pournias.
Nach der Anzahl der Tische vor dem Haus muß hier im Hochsommer der Teufel los sein. Heute sind nur drei Tische besetzt.

.

Für mich eine gewaltige Portion Tagliatelle mit einem halben Dutzend Garnelen, Oktopus und Muscheln. Für Katharina Saganaki vorneweg und (gefühlt) ein Meter Loukaniko vom Grill mit Beilagen. Die Portionen würden für einen hungrigen Dorfschmied nach acht Stunden Arbeit am Amboss ausreichen. Ich schaffe wenigstens die Garnelen und versuche, mich bis zum Boden des muschelförmigen Porzellangefäßes „durchzuessen“.  Keine Chance.
Es schmeckt aber großartig. Sollten Sie mal zu zweit hierher kommen, bestellen Sie besser nur zwei kleine Vorspeisen und teilen sich ein Hauptgericht …

Abends reicht uns Ouzo und Mezedes im Aegeon. Und vom Sto Kastro gegenüber klingt heute Livemusik. Ist mein letzter Abend auf der Insel und ich werde mich gerne daran erinnern. Weiter will ich mich der Insel jetzt auch nicht mehr nähern.

.

Nachwort

Was da überreichliche Mittagessen angeht … das wird sich an den nächsten beiden Tagen wieder ausgleichen. Auf dem Sky Express Flug Limnos-Athen um 12 Uhr gibt es einen Becher Wasser und einen Keks, Durchmesser etwas größer als eine Zwei-Euro-Münze, und doppelt so dick!
Leider habe ich den Keks in einem Anfall von Heißhunger eingeatmet … äh, aufgegessen. Bleibt nur die Abbildung der Verpackung, hier etwa im Maßstab 1:1:

.

OK, Sky Express fliegt auf der Strecke Limnos-Athen wesentlich billiger als die Konkurrenz. Da ist der Gratis-Keks schon großzügig. 🙂 

Am nächsten Tag geht es mit Aegean von Athen nach Düsseldorf. Der Flieger randvoll. In der Reihe 22 gibt es mittags nur noch die Auswahl zwischen einem veganen Sandwich und einer Portion Milchreis. Vor Milchreis habe ich mich als Kind schon geekelt. Also – nach alkoholfreiem Bier auf Samothrake – bleibt nur das vegane Sandwich. (Was man nicht alles so hinnimmt im Leben …)
Das Sandwich steckt in einem massiven thermorecycelbaren Pappkarton, gefüllt ist es mit Tomaten- und Gurkenscheiben und einer hellgrauen Paste, die wohl ein Milchprodukt simulieren soll. Als Dessert ein Müsliriegel. Wer um seine Zahnfüllungen bangt, sollte da besser nicht reinbeißen.
Ich habe es überlebt …

< ZURÜCK ZU; ANNÄHERUNG AN LIMNOS – 1 – MIRINA
< ZURÜCK ZU: ANNÄHERUNG AN LIMNOS – 2 – DER SÜDEN
< ZURÜCK ZU: ANNÄHERUNG AN LIMNOS – 3 – DER NORDEN


< ZURÜCK ZU: HERBST 2021 – SAMOTHRAKE, LIMNOS, ANDROS

> ZURÜCK ZUR STARTSEITE

Leave a comment