Fußweg Pyrgos-Panormos

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Drachen-Ei Tinos
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Beweis für exotisches Tierleben auf der Kykladen-Insel Tinos: Drachen-Eier im Vorgarten!
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Erstaunlich, nicht? Und da fragt mich so manche Nissomanin schon mal, was es denn über Tinos immer noch Neues zu berichten gäbe! Also, hier, wieder was Neues!
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Ach so, Sie wußten gar nicht, daß es auf Tinos Drachen gibt? Die sind auch sehr scheu. Diesen hier habe ich im letzten Jahr, in Kambos, in Sichtweite von Exembourgo gerade noch erwischt, als er hinter der nächsten Häuserecke verschwinden wollte – ist leider nur noch der Schwanz im Bild:
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Kambos Museum
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Gut. Angenommen, Sie haben sich nach Pyrgos aufgemacht, Sie haben inzwischen die drei lokalen Museen durchgearbeitet, und wollen nicht ouzotrinkend auf der Platia sitzen und auf den Bus zur Rückfahrt warten … (übrigens, wenn Sie mit dem Mietwagen nach Pyrgos gekommen sind, können Sie auch weiterlesen). Laufen Sie doch mal nach Panormos, zum Meer. Nein, nicht über die Asphaltstraße! Es gibt einen wunderbaren Fußweg, und der ist kürzer als die Straße (3,5 km), gerade mal 2,5 Kilometer lang (eine gemütliche Stunde).
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An der Platia von Pyrgos sehen Sie den alten Dorfbrunnen. Ab hier ist es nach links zum Marmor-Museum ausgeschildert. Nehmen Sie diesen Weg, biegen Sie aber unterwegs nicht nach rechts Richtung Museum ab, sondern gehen Sie stur geradeaus, bis der Weg Sie aus dem Dorf hinausführt. Am Ortsende haben Sie das Museum rechts über sich, und links ein tiefes, in Terrassen abgestuftes Tal unter sich.
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Hier finden Sie auch den Terrassengarten eines Marmor-Kunsthandwerkers, mit sauber gemeißelten Gartenbänken und Marmortischplatten, mit undefinierbaren Kunstobjekten und noch namenlosen Grabsteinen, einem Globus-Gestell (ohne Globus) und auch jenem Ei an einem glasbedeckten Hohlraum im Boden (siehe oben). Dieses Bodenobjekt ist wohl eine Hommage an das neue Akropolis-Museum in Athen: Man schaut durch die Glasplatte in die Tiefe und sieht skelettierte Gartenzwerge aus der Antike, oder so etwas. Bei näherer Betrachtung zeigt sich dann, das Ei ist hohl, und es stammt doch nicht vom Drachen, es ist auch nicht aus Marmor, sondern aus Kunstharz …
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Wegweiser PANAb hier ist der Weg (schon überdeutlich) gut markiert. Mit blauen Pfeilen, Punkten oder dem Schriftzug “PAN”. Also zunächst hinab in diese schluchtähnliche Tiefe, und vom Talboden direkt wieder aufwärts. Bald sind Sie schon über dem Niveau des Ortes.
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Kleine Pause. Schauen Sie mal zurück, hinweg über den alten Dreschplatz. Da liegt das Dorf Pyrgos. Vorne links im Bild das Museum für Marmorkunst, dahinter die Bildhauer-Schule:
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Pyrgos Marmor Museum
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Der uralte Steinweg führt über die Höhe, durch eine lange Kette von alten Mühlen quer durch. Hier oben wird es zugig. Krähen fliegen auf.
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Panormos Mühlenweg
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Die Mühlen sind in verschiedenen Zuständen des Verfalls, manche sind bloß noch Steinhaufen. Auch Reste von schlichten Bauernhäusern und Stallungen finden sich hier. Manche Ställe sind grob zusammengeflickt und noch bewohnt, von Hühnern oder Ziegen. Ein paar Mühlen-Ruinen sind jedoch noch recht stattlich. Das liegt an der Qualität der Arbeit der alten Baumeister. Eine dem Nordsturm ausgesetzte Mühle, in der eine starke Mechanik von Windrad, Kraftübertragung und Mühlstein arbeitete, mußte ja was aushalten können. Wie eine alte Trutzburg wirkt diese Mühle noch:
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Mühle Pyrgos Tinos
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Gehen wir mal näher ran. An der windabgewandten Seite noch letzte Farbreste. Erst seit 1936 sind alle Häuser auf den Kykladen laut Regierungserlaß zwangsweise weiß gestrichen, erfahre ich gerade: „(Prime Minister) Metaxas ordered that all houses on the Cycladic islands be whitewashed, partly for hygiene reasons but also because he believed it made them look more picturesque.” (ekathimerini 21.11.2013). Vorher, in unruhigen Zeiten, sollten so exponierte Gebäude auf den Inseln ja nicht auffallen:
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Mühle Mauer
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Also noch etwas näher ran an die Wand. Ist das nicht perfekt gefügt? Ohne Mörtel. Und der Kern der Mauer ist ja nicht aus Beton! Eigentlich wurden zwei Mauern hochgezogen, ihre glatten Seiten bildeten die Außen- und Innenwand. Die eventuell verbleibenden Hohlräume dazwischen wurden sorgfältig mit Schotter gefüllt:
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Tinos Trockenmauer
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Je perfekter die Steine gefügt sind, also möglichst fugenlos, desto älter ist wahrscheinlich das Gebäude. „I have learned to read the ages of these plain mute walls by the fit of the dry mortarless stonework: the tighter it is, the older it is.” (Ron Walkey, Architekt, in “Luminous Encounters on the island of Tinos”, 2007)
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MeereszwiebelnDer aus Feldsteinen gefügte Weg führt zwischen den alten Terrassen über die Hänge Richtung Nordosten. Im Herbst wuchern die Meereszwiebeln mitten auf der Strecke. Hier kommt nicht oft jemand her. Schöne Aussichten auf die Hügel nördlich von Pyrgos, das Dorf selbst ist inzwischen hinter der Höhe verschwunden. Und plötzlich taucht der Golf von Panormos auf.
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Ormos Panormou
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Ormos Panormou, ein Naturhafen, im Hintergrund rechts die Leuchtturm-Insel Planitis.
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Panormos HundekloJa, so schnell sind Sie wieder in der Zivilisation. Die zeigt sich schon am Dorfrand mit Verhaltensempfehlungen für Hundehalter und mit knallbunten Mülltonnen-Sortimenten. Um den Hafen herum finden sich ein paar Tavernen und Cafés (von denen die eine oder andere sogar mitten im Winter geöffnet hat). Hier können Sie im Sommer auch Zimmer mieten.
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Als ich an einem Oktober-Donnerstag dort ankam, war es am Hafen totenstill. Wie im letzten Januar. Bloß leises Wellenplätschern am Kai. Bis der Insel-Rundfahrtbus kam, mit vierzig auf Hochdruck-Palaver eingestellten älteren griechischen Damen, die es leider ausdrücklich auf meine Taverne abgesehen hatten. (Griechen gehen ja immer dahin, wo schon einer sitzt …) Ich hatte gerade noch Gelegenheit zum Zahlen und zur Flucht, während sie Tische und Stühle zusammenrückten. Und der Wirt winkte mir diskret grinsend und dankbar hinterher. Meinen Tisch brauchten sie ja auch …
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Am Nordende des Hafenkais finden Sie einen schmalen Sandstrand (dient auch als Katzenklo, hat aber Baumschatten). Von da aus kommen Sie auf einem Fußweg weiter, an zwei weiteren Kieselstränden vorbei (Volia und Aghiathalassa) bis zur Kapelle von Aghios Nikolaos (2 km). Zum Planitis-Inselchen müßten Sie schwimmen. Ist nicht weit, aber riskant …
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Am Nachmittag kommt der Insel-Bus, der Sie nach Chora (Tinos-Stadt) zurückbringt. Er fährt die ganze Hafenfront von Panormos ab, hält nach Bedarf, und er hält auch in Pyrgos, klar. (Hier steigen die Autofahrer unter Ihnen aus und wenden sich zum Parkplatz. Und achten sie beim Fahren auf kreuzende Drachen, besonders in der Brunftzeit!)
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8 comments

  1. Ja, Theo, das habe ich auch so erlebt: ein wunderbar leeres Panormos. Hier könnte man Urlaub machen. Und man wundert sich, welche Tavernenkapazitäten vorhanden sind, leere Stühle und Tische überall.
    Doch dann kommen die Busse…
    Und den Weg von Pyrgos aus werde ich sicher das nächst Mal gehen. Eine Krankheit hat mich zuletzt aber davon abgehalten.
    Ich hatte die “Mietwagenitis”.

    Gruß,
    Richi

  2. Wieso entsteht beim Lesen deiner Tinos-Seiten irgendwie der Eindruck, Tinos wäre eine fast verlassene Insel mit ständig kaltem Wetter, die irgendwo jenseits der Shetlands im nördlichen Atlantik liegt?

  3. Ich habe erreicht, daß Tinos außerhalb der Hochsaison immer satellitengesteuert mit Tiefs aus dem Nordatlantik versorgt wird, damit ich im Oktober oder Januar oder Mai immer dieses Wetter habe, Katharina! Ist das nicht ein toller Service? Kriegt man nicht überall.

    (Mit den Offiziellen vom Karpathos-Winterwetter-Service verhandle ich noch für Mai 2014. Die Einwohner von Diafani und Olymbos, die in der Zeit nicht das Klima von Grönland wollen, ziehen dann vorübergehend nach Rhodos … 🙂 … also vergesse dann nicht, Wollmütze, Schal und Ostfriesen-Nerz mitzunehmen!)

    Und wenn ich es mal schön heiß und schön voll auf Tinos haben wollte, käme ich ja am 15. August …

  4. Autos und Wandern, Richi, das kann das Leben schön komplizieren. Im Oktober sind wir (zu fünft) von Myrsini nach Falatadhos gelaufen, eine U-förmige Strecke über Aghios Markos im Livadha-Tal. Sind nur gut 3,5 Kilometer, ein Nachmittags-Monopati-Spaziergang.

    Wir kamen mit Auto + Mofa in Myrsini an. Zuerst wurden 2 Leute bestimmt, die fuhren Auto+Mofa nach Falatadhos, kamen beide auf dem Mofa zurück (ca. 15 Minuten). Am Ziel in Falathados haben wir uns zu fünft ins Auto gesetzt, sind zurück nach Myrsini gefahren, über Mesi und Steni, um das Mofa abzuholen (ca. 10 Minuten).

    Es gibt einen direkten Fußweg von Falatadhos nach Myrsini, auf der anderen Talseite. Habe ich erst danach auf der Karte gesehen. Ist nur 1 Kilometer lang. Diese (Zusatz-)Strecke hätten wir gut geschafft in der Zeit, die wir für die doppelte Fahrzeug-Logistik gebraucht haben …

  5. Ja, lieber Theo, wenn im Mai die Ecke angesagt ist,
    dann endlich mal rüber nach Kastellorizo.
    Aber
    Tipp-1 Aufgepasst
    Es ist DIE Insel für einen Partnerschaftsdauerbestandsstresstest.
    Tipp-2 Ausgesucht.
    Suche der/die Reisende/n die richtige Begleitung
    Tipp-3 Zwei minus 1 = Alleine
    Zu Zweit hin – getrennt zurück
    Tipp-3 Überlebt
    Wenn eine Partnerschaft die Tage überlebt, hält sie für zwei ewige Parnterschaften.
    Man kann, wenn man will, ja eine vererben.

    Wir waren in den 80igern 3mal da.
    Wir haben das Diplom bestanden.
    Das war nicht bei allen so.

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