12c Helwig: Raubfischer

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Agia Saranda, einer der Strände im Raum von Horefto

Wer etwas über den Pilion wissen und nachfühlen will, sollte (muß?) die Romane des Werner Helwig gelesen haben!
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Ich habe einmal den Athos vom Strand in Horefto aus gesehen (200 km Luftlinie entfernt), nach einer Gewitternacht. Das Phänomen ist bei Werner Helwig belegt: “Der Athos wird sichtbar”, schrie Clemens, mit deutlichen Zeichen des Erschreckens, “Wir bekommen sehr schweres Wetter.”
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Da findet sich auch ein sehr schöner Ausspruch über das ursprüngliche und unberührte Griechenland, über das in den Griechenland-Foren so oft diskutiert wird. Clemens und die Raubfischer von Horefto freuen sich über die ersten Touristen, die Zagora und Horefto entdeckt haben. Jetzt können sie dort, statt in Volos, ihren Fisch verkaufen. Im Prinzip praktisch. Dann sagt er jedoch was ganz Weises über das Phänomen:
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“Jene Dörfer, in denen er sich früher heimisch gefühlt habe, erschienen ihm heute wie entzaubert … Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: Es sei wohl ein zu großer Anspruch, immer nur das Unberührte zu verlangen. Wohl ein sehr männlicher Anspruch. Er lachte düster und vielsagend.”
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Die Fische sind aus der See vor dem Pilion inzwischen weitgehend verschwunden. Und der Tourismus hat sich im oft düsteren Zagora nicht besonders entwickelt. Aber Helwig schreibt noch was geradezu Endgültiges über “die Europäer” und “die Griechen” (aus der “Reise ohne Heimkehr”):
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“Ihr mögt uns nicht, das spüren wir ganz deutlich. Aber ihr Griechen habt uns Europäer erfunden. Was ihr vor 2000 Jahren angezettelt habt, haben wir weitergeführt und fortentwickelt, und jetzt kommt es durch uns zu euch zurück.
Ihr indessen seid mit wankenden Knien von Untergang zu Untergang gestromert und habt eine Art Klugheit gelernt, die euch warnte, je wieder einen Gipfel zu ersteigen – eine unterirdische Klugheit, die euch empfahl, euer Leben wie eine Pflanze zu verbringen, auf nichts Höheres hin, nur auf euch hin: ein Leben und eine kleine wärmende Zufriedenheit in ihm bei Wein und Schaffleisch, Brot, Käse und Oliven. Keine Götter mehr, keine Tempel mehr.
Ja, ihr habt recht, nur zu recht, aber jetzt, nach tausend Jahren, sind wir zu euch gekommen und schleppen das Erbe eurer Götter euch wieder zu. Schaut her: Es hat Zins getragen: Zivilisation. Steife Hüte. Tödliche Maschinen.”
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Werner Helwig (1905-1985) hält sich von 1935 bis 1938, auf Einladung seines Freundes Alfons Hochhauser (dem “Clemens” seiner Romane), in Griechenland auf. Auf dieser Basis entsteht seine Romantrilogie. Die Bände sind mehrfach erschienen. Mir liegen die Ausgaben von Reclam vor. Wegen des winzigen Formats sind sie sehr praktisch für eine Reise!
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Raubfischer in Hellas – 1939 Asmus/Leipzig
Reclam 8684 (1991)
Im Dickicht des Pelion – 1941 Asmus/Leipzig
Reclam 8705 (1991)
Reise ohne Heimkehr – 1953 Claassen/Hamburg
Reclam 8706 (1993)
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Die Geschichte von Werner Helwig muß ich nicht noch einmal erzählen. Sie ist schon da, und unter vielen Aspekten von Ursula Prause erzählt. Hier finden Sie sie:
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http://www.wernerhelwig.de/index.htm
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3 comments

  1. Lieber Theo!

    Ich kenne sonst niemanden, der jemals die Bücher von Werner Helwig gelesen hat. Du bist der erste! Ich kann das nur noch mal unterstreichen: Wer eine Reise in den Pilion macht sollte wirklich diese Bücher lesen!
    Es lohnt sich!
    Viele Grüße
    Ulli
    PS: Wir haben uns irgendwann auch die Reclam-Exemplare zugelegt, die Bücher wurden auch eine Zeit lang nicht mehr aufgelegt und ein altes Taschenbuch meines Lebensgefährtens ist mit der Zeit total auseinandergefallen, da es viel gelesen wurde, vor allem mehrmals von meinem LG

  2. Hallo Ulli, hab gerade nochmal nachgeschaut … im Antiquariat (ZVAB) gibt es die Ausgaben immer wieder … oder ebay … und amazon-marketplace hat heute die “Raubfischer” schon für 40 Cent (plus Porto)! Theo

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