Die Kithnos Kea Diät


Immer wichtig: Regional und nachhaltig erzeugte Insel-Produkte … 🙂 …

In der <Einleitung> hatte ich es schon erwähnt: Ich wollte erst wieder nach Griechenland, wenn der „Hunger“ auf Land und Leute groß genug war. Es ging auch um den ganz realen „Hunger“, also um den Appetit auf das Essen in den griechischen Tavernen. Der war mir mit der Zeit etwas vergangen. Bloß keine Verlegenheitsbestellungen mehr!
Diesmal hat es sich gelohnt, vom Altbekannten abzuweichen, wo immer es ging, und mein Gegenüber war sicher erstaunt, wie wenig ich zu meckern hatte. Und wie oft ich sie aufforderte: „Das sieht echt gut aus! Kannst du mal ein Foto davon machen?“


An unserem ersten Abend in Merichas/Kithnos steuerten wir die Fischtaverne Ostria an, uns war nach Fischsuppe. Mal fragen! Die Kellnerin bedauert, Psarósoupa ist nicht auf der Karte. Es würde eine Stunde dauern, die Suppe müßte für uns frisch gekocht werden. Wenn wir uns so lange gedulden wollten? Wir wollten. Und als Kochfisch könnte sie nur einen empfehlen, Skorpina (Σκορπίνα = Skorpionfisch). Skorpina gehört nicht zu den gewöhnlichsten Meerestieren, und man muß seine Rückenstacheln sorgfältig entfernen, und billig ist er auch nicht …

Das Gift in den Rückenstacheln ist „hazardous“, also gefährlich, sagen die Fachleute.

Ja, der Koch fühlte sich echt herausgefordert, und seine Familien-Terrine Fischsud und drei Skorpines auf Suppengemüse waren auch für uns eine Herausforderung. Der Geschmack war einzigartig, und die für etwa vier Personen kalkulierte Terrine kriegten wir auch leer bis auf den letzten Tropfen. Wer will da über 76 Euro für die Ψαρόσουπα auf der Rechnung meckern?


Die nächsten Abendessen sollten etwas bescheidener ausfallen. Im Avra am dunklen Ende des Hafenstrandes wäre ich mit frittierten Marides zufrieden gewesen (8 Euro). Waren ausverkauft. Also blieben für mich als Ersatz edle Barbounia (13 Euro, guter Preis, leider nicht so gut, der Geschmack …). Ich mache mir Vorwürfe, daß ich mir die Fische vor der Zubereitung nicht habe zeigen lassen, und nach dem Kilopreis nicht gefragt hatte …


In Lavrio hatte ich am ersten Abend schon mit einer Portion von 12 Sardinen (σαρδέλλα) die Tour eröffnet (genug für zwei) mit Maroulli-Salat (genug für vier). In Griechenland isst ja keiner solo in der Öffentlichkeit …

Hier, in der verschlafenen Bucht von Aghios Stephanos auf Kithnos gab es mal wieder was Konventionelles, Keftedakia und Melitzanasalata. Und eine kleine, aber kräftig gewürzte Portion marinierten Hering für meine Parea. (φιλέτο ρέγγας  … wäre eine optimale Zugabe zum Ouzo!) Und natürlich die neugierige Hauskatze, die uns nicht aus den Augen ließ. Ganz ohne Hellas-Klischee geht es ja doch nicht:


Inselwechsel.

Mit der Artemis nach Kea. Für eine Woche in ein gemietetes Stadthaus in Korissia am Hafen (dazu an anderer Stelle). Wenn unser Frühstück auf unserer schattigen Terrasse schon so ausfällt, kann ja kaum noch was schiefgehen am Tag:


Korissia, Taverne Lagoudera. Kabeljau-Filet-Pita mit Skordalia. Lobenswert. Geschmorte Kea-Wurst. Kräftiger Geschmack. Das Beste: Die unglaublich deftige Bratensauce (die nicht allen von uns gut bekommt …). Leider kein Foto …

Korissia; Taverne Faros. Großes Lokal mit der schlechtesten Besucher-Frequenz an der Hafenstraße. (Alles rennt ein Stück weiter zu Rolando’s.) Keine Enttäuschung, sehr gut die Ziege (Katsiki Avgolemono). Sehr gut die gebratenen Gopes.
(Γοπες  = Gelbstriemenbrasse = unter Biologen boops boops, kein Witz)
https://en.wikipedia.org/wiki/Boops_boops


Ioulida; Taverne Piatsa: Die Rindfleischsuppe, auch an einem heißen Tag empfehlenswert. Leider kein Foto …

Bei Ioulida; Taverne Perasma Sto Giristi: Nein, das ist im Foto keine Pommes-Pizza. 🙂 Das ist in Papier in Gemüse auf kleiner Temperatur geschmortes zartes Lammfleisch. Und obendrauf die besten Patates frites, die ich in Griechenland jemals gegessen habe. Auf den Punkt frittiert! Der Koch sei im King George in Athen Küchenchef gewesen, schreibt Matt Barrett („The owner is Giorgos, who was the chef at the King George Hotel in Athens.“).
https://www.greektravel.com/greekislands/kea/restaurants.html


Freitag, Korissia, auf dem Weg zum Friedhof, tolle Aussicht über die ganze Bucht, und die Jachtbesatzungen finden in der Regel den versteckten Zugang nicht … 🙂 … die Taverne To Steki To Stroggili:
Für mich Miesmuscheln XXL-Format in Cognac-Senf-Sauce. Die Muscheln sind eher fade, die Sauce ist großartig.
Als Digestif möchte ich einen Cognac. Gibt es nicht. Wieso das, wenn doch die Küche …? Katharina lacht: „Schon mal was von Fertigsauce gehört …?“


Sonntag, Taverne Ennea Korres, in der Nähe von Aghia Irini, mit Aussicht auf Vourkari. Die Fischsuppe (Portion 19 Euro) gibt es heute nicht. Ich soll stattdessen das Dentex-Frikassee (Dentex = Συναγρίδα = Synagrida fricasé) probieren: Zahnbrasse-Filet mit in Fischsud gekochten (!) Maroulli-Streifen. Großartig. Portion 22 Euro, naja, ist ja Sonntag ….
„…a little further Enea Korres is considered the best place in Vourkari for fresh fish. It may be the best on the island.“ schreibt Matt Barrett.


Ioulida, Café En Lefko: Zurück vom Spaziergang zum Kea-Löwen. Mamos-Bier aus Patras, gerade auf beiden Inseln in Mode. Und dazu mal einen Tost-Tiri-Jambon (2,50 Euro).
10 Scheiben Formschinken kosten im Supermarkt 1,45 Euro, reicht für 10 Tosts … dazu eine Scheibe Schmelzkäse, zwei Scheiben Toastbrot, 24% Mehrwertsteuer … von dem, was bleibt, kommt man als Wirt auch zurecht.
(Ich hoffe, die Ferkel im Bild oben, die Katharina am Straßenrand entdeckt hat, haben ein edleres Schicksal, als in einem Tost-Jambon zu enden …)
Aber wenn man hier im Lefkes, an der einzigen mit dem  Auto oder Mofa befahrbaren Straße des Dorfes sitzt, kriegt man alles mit! Das ist ja auch was wert …


Zum Foto: Die vom Vater von Petros Mamos um 1900 gegründete Brauerei in Patras
existierte bis 1976. Wie kam der fachfremde Firmengründer ausgerechnet zum Brauwesen? Er heiratete … Eliza Fix (Fix-Bier)! Ihre Familie brachte das Fachwissen und das nötige Kapital in die Firma.
Ihr Sohn, Petros Mamos (1880-1957), hatte in München studiert und das nötige berufliche Wissen dort selbst erworben. Er führte die Firma zum Erfolg. Seit 2018 wird Mamos-Bier wieder produziert, angeblich nach dem alten Rezept.

Mamos Bier, die Brauerei in Patras, vor etwa 100 Jahren

Nebenbei: Eigentlich hatte ich die Nähe der Insel Kea zum Festland (also Athen und Attika) gefürchtet (nur eine Stunde mit der Fähre von Lavrio nach Kea). Aber die Nähe der Großstadt hat die Ansprüche der Tavernengäste und die Fähigkeiten der Wirte wachsen lassen.
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