Döring: Griechische Frühlingsreise 1900

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August Döring: Seine Reise-Erinnerungen und seine wichtigste Reiselektüre
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„Eremókastro ist ein unbedeutendes Dorf, wo man bei dem Wächter des Museion’s, Meletis Melissaris, Unterkunft und Verpflegung erhält (c. 5 Dr. der Tag.)”
(Baedeker ‚Griechenland‘, 2.A., 1888, S. 171)
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In Eremókastro findet man Unterkunft und Verpflegung bei dem Wächter des Museions, Meletis Melissaris. Das ‚Museion‘ enthält namentlich Inschriften aus der Umgebung, aber auch einige gute Grabstelen; die besten Stücke sind nach Athen geschafft. (…) Von der Höhe des Dorfes aus sieht man vor sich in der Ebene einen alten Ringwall, der sich nicht bedeutend über dem flachen Boden erhebt. Dies ist die Stelle des berühmten Thespiá.“
(Baedeker ‚Griechenland‘, 3.A., 1893, S. 173)
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Eremókastro … das “verlassene Schloß”. Dem Romantiker in mir gefällt es, wenn jemand aus einer beiläufigen Bemerkung in einem Reiseführer ein Reiseziel macht, und sich an dem obskuren Ort einquartiert und tagelang in dessen Umgebung unterwegs ist, mit wachen Augen für Geschichte, Menschen und Alltag!
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Andersherum setzt sich der reiseerfahrene Prof. Dr. phil. August Döring auch über die Empfehlungen des Reiseführers hinweg, wenn es ihm nötig erscheint. Baedeker empfiehlt auf dem Weg nach Athen kombinierte Eisenbahn- und Schiffsstrecken über Marseille, Brindisi, Triest oder die Donauabfahrt über Konstantinopel.
Döring hält „in seinem Alter“ – er ist 66 bei seiner Griechenlandreise – nichts davon, auf der Hinreise in Ländern, deren Landessprache ihm nicht vertraut ist, das Verkehrsmittel zu wechseln.
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Er entscheidet sich für die Deutsche Levante Linie, die mit drei Dampfern die Strecke Hamburg – Gibraltar – Algier – Malta – Piräus – Smyrna – Konstantinopel – Odessa bedient. Döring bucht die „Pera“, die in 12 Tagen von Hamburg nach Piräus fährt, mit nur einem Zwischenhalt in Malta (Preis 180 Mark mit Verpflegung + 20 Mark Transfer von Berlin). Nebenbei: Diese Linie wird im Meyers Reiseführer (1901) ausdrücklich empfohlen!
Es sind nur drei weitere Passagiere an Bord – OK, zum Kartenspielen sollte das reichen 🙂 – aber Döring will sich zwölf Tage lang zurückziehen und sich in Meyer’s Sprachführer „Neugriechisch“ vertiefen. Das wird ihm als Einzelreisender bei seinen Touren durchs Land helfen. Mit seinen Altgriechisch-Kenntnissen kommt er ja nicht weit, das weiß er. An manchen Orten haben die Einheimischen ja noch nie einen ‚Franken‘ gesehen.
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In Athen verpaßt Döring zunächst seinen ehemaligen Schüler Wilhelm Dörpfeld, verschafft sich aber Empfehlungsbriefe (die ihm wenig nützen werden) für seine Mittelgriechenland-Reise, die ihn in das obskure Dorf Eremókastro führen wird. Dort wird er nicht nur einmal kurz übernachten, nein, der Aufenthalt im Hause des ‚Phylax‘ Meletis Melissaris (bzw. Melitiaris) wird seine Rundreise-Basis:
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Ausschnitt: Baedeker Griechenland-Karte 1893 (Maßstab 1:1.000.000)
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Nebenbei: Ich habe nur zwei weitere Zitate in der Reiseliteratur gefunden über diesen Ort, und diese Reisebeschreibungen wurden fast hundert Jahre vorher veröffentlicht! William Gell erwähnt Eremókastro in “The Itinery of Greece” (1810) nur in einem Nebensatz, und so bleibt uns nur Edward Dodwell:
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SS185-Dodwell_500„Wir zogen durch das Dorf Katsikabeli und kamen von da nach Eremo-Kastro, ein Dorf, das ohngefähr sechzig Hütten albanischer Christen enthielt, sechs Stunden von Libadea und vier von Theben lag. Es steht auf einer Anhöhe, welche eine große ebene Gegend beherrscht, die keine Bäume, aber desto mehr Getreide hat.“
(Edward Dodwell: ‚Classische und topographische Reise durch Griechenland‘, Band 1, Seite 39, 1821 – oben im Original: Edward Dodwell: ‚A Classical and Topographical Tour through Greece during the Years 1801, 1805, 1806‘, S. 252, Rodwell & Martin, London 1819)
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Hundert Jahre später: Müllers ‚Mittel- und Nordgriechenland’ (7.A., 2001) ignoriert die Gegend zwischen Livadia und Theben völlig: Ab Arachova nur in Livadia einen Pausenkaffee und schnell weiter nach Thiva …
Heute: Der Suchbegriff ‚Eremokastro‘ bringt keinen Eintrag bei wikipedia und ein paar vage Hinweise auf antike Literaturquellen bei Google. Das Dorf scheint untergegangen zu sein.
18.06.2020: Nein, ist nicht untergegangen – siehe Kommentare unten!
Ausschnitt aus einer Straßenkarte von 1990 (Maßstab 1:300.000):
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Am 21. März geht es per Zug von Athen nach Eleusis, Ankunft 8 Uhr. Döring hofft auf ein Frühstück im Bahnhofsrestaurant, aber noch ist strenge Fastenzeit. Es gibt nur eine Suppe mit Muscheln und Meeresschnecken.
Mit Pferd und Pferdeführer geht es um 10 Uhr Richtung Theben, wo man um 20 Uhr ankommt, durchgefroren vom eisigen Wind beim Überqueren der Kithäronbergkette. In Theben geht es zum „ersten Restaurant“ des Ortes, das Döring eher als „Räuberhöhle“ ansieht. Er bestellt beim Wirt, Herrn Vellos, einen Tee zum Aufwärmen, kriegt aber ungefragt gleich ein viergängiges Abendessen: Bohnensuppe, gebratene Sardinen, Aal aus dem Kopais-See, Kuchen und Wein.
Döring nimmt diese Übergriffigkeit hin, Hunger hat er schließlich auch, und der Wirt dankt es ihm am nächsten Morgen, wo er den Betrugsversuch des Zimmervermieters abweist und geschickt mit dem Agiogaten für die Weiterreise nach Ermenókastro mitverhandelt. Döring spart so einige Drachmen.
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„Ich fand (in Ermenókastro) mehr als ich erwartete, nicht nur einen trefflichen Mittelpunkt und gute Information und Hilfe für mehrere Ausflüge, sondern auch joviale und liebenswürdige Aufnahme und die schönste Gelegenheit, griechische Volkszustände an einem typischen Beispiel zu studieren. Ich blieb dort 3 Nächte.“
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Melitiadis hat ein großes Wohn- und Schlafzimmer mit einer qualmenden Feuerstelle, die auch die Katzen, Hunde und Hühner des Hauses anzieht, aber keine Glasfenster und keine Betten – dafür aber unzählige selbstgewebte Wolldecken, die nachts ausgebreitet werden. Neben dem Gemach vermietet er ein Schlafzimmer für seine Gäste.
Er „hatte 6 Töchter, davon 3 verheiratet, und 4 Söhne, von denen 2 verheiratet. Einer der
letzteren hatte in der Nähe eine Kneipe.“

Dahin geht es auch gleich, um ein paar Gläser „Masticho“ (Mastixschnaps) zu leeren. Melitiadis trinkt dazu täglich 4 Liter verdünnten Landwein „zur Aufrechterhaltung seiner Lebensgeister“.
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Da es im ungeheizten Gästezimmer nicht allzu gemütlich ist, verbringt Döring gewöhnlich den Abend bei der Familie und zwingt sich, am Fastenessen (Brot, Feta, und Bohnen, Bohnen, Bohnen …) teilzunehmen. Die Männer sitzen beim Essen rechts vom Herd, die Frauen links. Döring staunt über die „Hörigkeit der Frauen“: „Nicht nur der Hausvater wurde von den Frauen bedient, sondern auch die Brüder ließen sich Gegenstände, denen sie bedurften, von den Schwestern zutragen und wieder wegholen“.
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Nach dem Essen wird gemeinsam gesungen. Döring: „Ich konnte hier das eigentümlich Unschöne des griechischen Volksgesangs zum ersten Mal studieren.“
Die Nacht verbringt die Familie, geschlechtergetrennt, auf den Schlafdecken rechts und links vom Herd. Man schläft in der Kleidung, die man am Tag getragen hatte. Dörings Nachtlager im Obergeschoß wird „mit reichlichen Decken bereitet“.
Es gibt ein kleines sanitäres Problem. Döring: „Auf meine Frage nach einem gewissen Gerät, das nach europäischer Anschauung zu den notwendigen Requisiten eines Schlafgemaches gehört (der Grieche bezeichnet es mit dem dezenten Namen Angion, Gefäß), wurde das Nichtvorhandensein eines solchen konstatiert.“
Der Reisende wird in den nächsten Wochen immer mal wieder auf den Nachttopf verzichten müssen …
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Am nächsten Tag begleitet der Sohn Johannes den Gast nach Platää und Leuktra. Man geht zu Fuß. Döring staunt über die Unwissenheit seines Agiogaten, denn der weiß fast nichts von der Antike: „Johannes hatte freilich, trotz des achtjährigen Schulzwanges in Griechenland, nur zwei Jahre die Schule besucht, warum, habe ich nicht herausbringen können.“
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Am nächsten Tag geht es zu Pferd in die Berge. Diesmal begleitet der Sohn Leonidas den Gast. Leonidas nimmt den Hund und das Jagdgewehr der Familie mit, und eine Blechbüchse mit Schrotmunition. Leonidas pfeift auf das Fastengebot, wenn er ein paar Rebhühner zur Strecke bringen könnte, wäre es für ihn ein Feiertag! Aber daraus wird nichts, „da schon im nächsten Dorfe der Jagdhund Reißaus nahm“ und nach Hause lief.
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Der Aufstieg „auf einem Zickzackwege“ zur Helikonkette ist schwierig. In der Nacht hat es geregnet, und man ist noch in der Vorfrühlingszeit (24. März). Unterhalb der Schneegrenze blühen die ersten Krokusse und andere Bergblumen.
An einer Quelle läßt man das Pferd zurück und steigt bei klarem sonnigen Wetter durch den beschneiten Wald aufwärts: „Es war zwar nicht der höchste Gipfel; aber dennoch lohnte eine prachtvolle Rundsicht unser Bemühen.“
Und „ … unter den in Athen lebenden Deutschen ist, soweit ich habe erkunden können, keiner an der Hippokrene und auf dem Helikon gewesen“!
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Warum ist Döring in Eremókastro/Thespiai? „Das Musental ist die hauptsächliche Ursprungsstätte des hellenischen Musendienstes, also gewiß ein Punkt von der höchsten kulturgeschichtlichen Bedeutung. (…) Thespiä lag hart am Fuße des Hügels von Eremókastro ganz in der Ebene, östlich von dem aus dem Musental kommenden Flüßchen Permessos. Die Thespier haben am Perserkriege glorreichen Anteil genommen. Außer den 300 Spartiaten haben bei den Thermopylen 700 Thespier freiwillig dem sicheren Tode entgegen ausgeharrt. Xerxes zerstörte die von den Einwohnern verlassene Stadt.“
Doch „Thespiä soll noch bis zur Verwüstung Griechenlands durch (den Westgoten) Alarich (um 395 n.Chr.) eine blühende Stadt gewesen sein.“
Döring führt weitgehende historische und kirchengeschichtliche Betrachtungen zum Thema aus, auf die hier nicht eingegangen werden kann. Hier soll es ja nur um den Alltag des Jahres 1900 gehen.
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Bei der Abreise ziert sich Melitiaris, „die Höhe der Zeche“ zu bestimmen. Er überläßt dem Gast, die Summe festzulegen: Übernachtungen, Verpflegung, zwei Tage führen die Söhne den Gast per Pferd durch die Gegend …
Döring reicht dem Gastgeber einen 25-Drachmenschein. Der ist damit „höchlich befriedigt“, man trennt sich im besten Einvernehmen.
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Döring verpflichtet Johannes Melitiaris (6 Drachmen/Tag) zur Begleitung auf seiner weiteren Reise, die über Livadia, Theben, Orchomenos, Elatia, den Thermopylenpass, Lamia zum Hafen von Stilida führt. Von Stilida wird er eine Art Tagesausflug nach Volos machen mit der „Pintos“, einem zwar zuverlässigen, aber verwahrlosten Dampfer der Neuhellenischen Gesellschaft (13 Stunden Nachtfahrt Richtung Volos). Der Pintos fehlen u.a. die Hälfte der Rettungsboote, „das Klosett ist in einem unsagbaren Zustand“, aber es bringt Döring „nach langer Entbehrung wieder eine zivilisierte Mahlzeit“! Das Schiff bringt ihn am nächsten Tag von Volos aus nach Athen (33 Stunden).
Döring: “Im Vergleich zum Aufenthalt in einer griechischen Kleinstadt ist der Dampfer ein Eldorado.”
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Frühling im Raum Livadia-Theben
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Ein paar typische Reiseimpressionen:
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Livadia: Es geht von Thespiai zunächst nach Westen. Für Livadia hat Döring einen Empfehlungsbrief an einen dortigen Anwalt. Er trifft ihn im Kafeneion, wo sich mittags die Honoratioren der Stadt treffen. Doch der Anwalt bietet ihm nicht sein Gästezimmer an. Döring: „Er gehörte offenbar nicht zu den Anhängern der altberühmten griechischen Gastfreundlichkeit.“
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Chärónea: Wer in dieser Gegend nach Spuren der Antike sucht, wird oft enttäuscht. Döring sucht im sumpfigen Gelände den Löwen von Chäronea: “Das Denkmal bildet einen großen, quadratischen Unterbau aus Quadern, der, jetzt (…) teilweise zerstört, offenbar das Massengrab der gefallenen Thebaner bildete. (…) Die Zerstörung des Löwen ist das zweifelhafte Verdienst des Palikarenhäuptlings Odysseus zur Zeit des griechischen Freiheitskampfes, der ihn, weil er in seinem hohlen Bauche Schätze vermutete, zerschlagen ließ.”
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Molo: Hier hat Döring mit seinem Empfehlungsbrief an den Bürgermeister (Demarch) Plutarchos Engolphopulos mal Erfolg. Er ißt mit der Familie zu Abend: “Ich mußte mich mit an den Tisch setzen und an der einfachen, der Fastenzeit entsprechenden Mahlzeit, Bohnensuppe, einer weißen harten Süßigkeit, Kaviar nebst Brot und gutem Wein, teilnehmen. Ein junger Diener mit bloßen Füßen wartet auf, aus den Schüsseln langt sich jeder mit eigenem Löffel oder Gabel das ihm Zusagende heraus.”
Die Konversation ist schleppend, doch der Bürgermeister hat “einen lichten Moment”. Er fragt Döring, ob er Englisch spräche. Döring bejaht, und man holt sofort die Elementarschul-Lehrerin, die in England als Erzieherin gearbeitet hatte: “… und es kam zum allgemeinen Ergötzen zwischen der Dame und mir zu einer lebhaften Unterhaltung in dem allen übrigen unverständlichen Idiom des weltbeherrschenden Inselvolks.”
Das hat sich inzwischen ja deutlich geändert …
Döring erhält ein sehr gutes Bett im Gästezimmer, Nachthemd, Nachttopf und ein Glas Wasser, das zur Morgenwäsche reichen soll. Das Pferd, das Döring nach Lamia bringen soll, ist ziemlich teuer, aber im Preis (10 Drachmen) hat der Bürgermeister wohl “verschämt” die Bewirtungskosten verborgen … die beiden Diener des Hauses kriegen noch je 2 Drachmen Trinkgeld.
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Lamia: “Es ist ein ziemlich großer, aber schmutziger Ort mit ungepflasterten (…) Straßen. Nur teilweise Trottoirs, primitive Petroleumstraßenbeleuchtung, schutzige, übelriechende Viktualienläden, Garküchen und Schanklokale, viel lungerndes Gesindel auf den Straßen. Eine ehemalige Moschee vor der Stadt dient jetzt als Militärhospital, teils als Bedürfnisanstalt.”
Da hält den Reisenden nichts … er findet einen Wagen, der ihn in zwei Stunden zum Hafen von Stilida bringt. (Da geht es sofort aufs Schiff. Das Ticket Stilida-Volos-Piräus kostet 26 Drachmen, mit fünf Stunden Aufenthalt in Volos.)
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Elátea: „Dort führte (…) ein Wiesenpfad zu der Trümmerstätte von Elátea. Auf diesem Wege bekam ich einige Proben von der bekannten Wildheit der griechischen Hirtenhunde zu sehen. Bei jeder Herde in mehreren Exemplaren vertreten, gehen sie dem Fremden gleichzeitig von verschiedenen Seiten zur Leibe. Ihre eigenen Herren konnten sie nur durch sicher treffende Steinwürfe vom Angriff auf uns abhalten.“
Bei der Übernachtung am Vortag hatte sich der Wirt schon beklagt. Er könne seinen zwölfjährigen Sohn nicht zur Schule schicken. Die Schule sei zwei Stunden Fußweg entfernt und das Kind “durch die wilden Hunde gefährdet”.
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Daran hat sich wenig geändert. Statt zu Fuß, oder mit dem Rad, ist man auf dem griechischen Festland besser im Auto unterwegs. So hält man sich die Hunde vom Leib:
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Aber ohne die zahlreichen Ziegenherden und deren feindselige Schutzhunde müßte man ja leider auch darauf verzichten:
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Die Elikonberge, vom Kloster Osios Loukas aus gesehen
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Mit Dörpfeld wird Döring im April eine 11tägige Peloponnes-Reise unternehmen, und im Mai eine 10tägige Inselreise (Argosaronische Inseln, Kykladen, Kreta). Das sind organisierte Reisen mit Dutzenden von Teilnehmern, für die Fahrt, Verpflegung, Unterkunft und Besichtigungen gesichert sind. Man besucht den Kanon der berühmten Vergangenheit, den jeder Bildungsreisende sehen muß: Korinth, Nauplia, Mykene, Tyrins, Sparta, Olympia usw.
Döring findet an der Routine wenig auszusetzen, aber am Ende der Peloponnes-Reise kann er das kalte Lammfleisch zum Mittagessen kaum noch ertragen. Aber es gibt keinen Tag etwas anderes …
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Frühling auf dem Peloponnes
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Nach der Inselreise begleitet Döring Dörpfeld nach Troja, und reist anschließend über Konstantinopel, Budapest, Breslau nach Berlin zurück.
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Dr. August Döring (1834-1912). In seiner Zeit als Gymnasiallehrer war der Archäologe Wilhelm Dörpfeld sein Schüler: https://de.wikipedia.org/wiki/August_D%C3%B6ring
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Eine Frühlingsreise in Griechenland
(05.03.-02.06.1900)
August Döring
Neuer Frankfurter Verlag, Ffm 1903
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3 comments

  1. Lieber Theo,
    wieder ein interessanter Bericht. Du schreibst “Das Dorf scheint untergegangen zu sein.” Das ist nicht so. Das Dorf Eremokastro (oder Erimokastron) wurde 1934 umbenannt in Thespies (Quelle: https://el.wikipedia.org/wiki/%CE%98%CE%B5%CF%83%CF%80%CE%B9%CE%AD%CF%82_%CE%92%CE%BF%CE%B9%CF%89%CF%84%CE%AF%CE%B1%CF%82) und
    http://pandektis.ekt.gr/dspace/handle/10442/170168 (im Pandektis werden die Umbenennungen griechischer Orte nachgewiesen).
    Die Bildungsreisen um 1900 mit Dörpfeld können wohl als Anfang des Pauschaltourismus gesehen werden. Ein anderer Reisender, der mit Dörpfeld unterwegs war, war Friedrich Seiler, siehe
    https://photopedia.info/?page=Literatur&article=1423%7Cgriechische-fahrten-und-wanderungen-reiseeindruecke-und-erlebnisse-von-friedrich-seiler
    Herzliche Grüße
    Markus List

  2. Danke für den Beitrag, Markus! Die wikipedia-Info (google)übersetzt:

    “Thespies ist ein Dorf der Gemeinde Aliartos – Thespies der Präfektur Viotia, während es bis 2010 Sitz der ehemaligen Gemeinde Thespies war. Mit den Dörfern Askri, Leontari, Neochori und Mavrommati bilden sie die städtische Einheit der Thespies.

    Laut der Volkszählung von 2011 hat es eine Bevölkerung von 1.139 Einwohnern. In Thespies wurde wie in allen Nachbardörfern in der Vergangenheit die arvanitische Sprache gesprochen.

    Der älteste Name von Thespia ist “Rimokastro” oder “Erimokastro” .
    Das Dorf wurde aufgrund seiner Lage in der Nähe der Ruinen der gleichnamigen antiken Stadt in Thespies umbenannt.

    Das Buch von Friedrich Seiler habe ich, seit mehr als 20 Jahren, hatte es fast vergessen und mußte es erstmal suchen. Da stehen am Rande sehr viele (ebenfalls längst vergessene) Anmerkungen – wäre sicher Spaß, das zu Dörings Peloponnes-/Insel-Reiseerinnerungen noch einmal parallel zu lesen. Ich komme drauf zurück!

  3. Ich habe beide Bücher vorhin stichprobenartig gelesen. Also, August Döring und Friedrich Seiler waren leider nicht im gleichen Jahr auf den Dörpfeld-Pauschalreisen unterwegs:

    > Döring war auf der Inselreise auf der “Poseidon” unterwegs, Seiler auf der “Kephallenia”. Die Reisegesellschaften sind ähnlich (Herkunft, Beruf, Geschlecht), aber nicht gleich.
    > Döring kommt von Delos aus nach Hermoupolis (Syros), man bleibt dort nur fünf Stunden, legt in der Nacht ab nach Naxos.
    > Seilers Schiff kommt von Kea, man will nach Tinos, aber ein Gewittersturm zwingt das Schiff, nach Hermoupolis auszuweichen. Dort ist das Wetter besser, beim Ankern in der Mitte der Hafenbucht stürmen die einheimischen Boots-“Taxi”-Führer das Schiff und müssen von der Hafenpolizei vertrieben werden, man kann sich in Ruhe nachmittags die Stadt ansehen, sogar abends ein Schauspiel im Apollon-Theater besuchen, in der Nacht geht es nach Delos.
    > Die körperlich sehr anstrengende Peloponnes-Rundreise ist bei Seiler in zwei halbe Touren geteilt.

    Hermoupolis ist Seiler 6 Seiten Text wert, Döring reichen 10 Zeilen. Ohnehin ist Seiler enthusiastischer in seinen Inselerinnerungen. Die Dörpfeld-Pauschal-Reisen waren ja Jahr für Jahr ähnlich geplant, aber man mußte oft genug spontan am Reiseablauf etwas ändern.

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