Mani – der rebellische Süden

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Wer über den harten und sonnenverbrannten Süden des Peloponnes schreibt, sollte nicht mit einem heiteren Frühlingsbild und blühender Natur beginnen. Aber schön ist es doch …! Na gut, zweiter Versuch, vielleicht kommt das Gefühl für Härte so besser rüber:

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Mani, klerikaler Bau, mit Recycling-Elementen, aus dem Mittelalter …

Die Mani ist “der Mittelfinger” im Süden der Peloponnes. Das Südende (Kap Matapan; auch Kap Tainaron) ist nach Tarifa in Spanien der südlichste Punkt des europäischen Festlandes. Die Unzugänglichkeit des Landes (mit dem Taygetosgebirge im östlichen Rücken) machte das karge Land von je her zum Rückzugsgebiet von Flüchtlingen. Und … die vielbefahrene Schiffsroute um das Kap Matapan herum machte die Gegend sehr attraktiv für Piraten.

Immer wieder wurde von außen versucht, den Landstrich der Mani zu unterdrücken, aber Dorer, Slawen, Venezianer, Türken, sie scheiterten alle. Auch zur osmanischen Zeit hatte das Land noch viele Vorrechte. Gerade deshalb reifte besonders hier der Gedanke zur gewaltsamen Errichtung eines Nationalstaats von Griechenland am Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Befreiungsarmee griff gerne auf die (auch untereinander) hart kämpfenden Manioten zurück, was nach dem griechischen Sieg jedoch prompt zum Bürgerkrieg führte. Die Manioten hatten in erster Linie gekämpft, um von allem frei zu sein, und eine Unterordnung unter die Gesetze des aus Bayern “importierten” König Otto paßte ihnen absolut nicht. Die Regierung des neuen Königs scheiterte dreimal beim Versuch, die Mani gewaltsam zu unterwerfen, zuletzt mit einer Truppe von 6.000 Soldaten.

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Petros Mavromichalis, Petrobey (1765-1848), der maniotische Führer im Befreiungskrieg

Der erste griechische Ministerpräsident, Joannis Kapodistria, ein ehemaliger Beamter des zaristischen Rußlands, verfolgte die gesamte unberechenbare Familie des Maniotenführers mit besonderem Eifer. Nachdem Kapodistria sogar den Mavromichalis-Clan-Chef Petrobey ins Gefängnis gebracht hatte, wurde er von dessen Söhnen Konstantinos und Georgios Mavromichalis am 09.10.1831 in Navplio ermordet.

1833 beschloß die Regierung des Königs, alle “Wehrtürme” auf dem gesamten unruhigen Peloponnes zu zerstören, besonders, um den Widerstand der Anarchisten zu brechen. Dummerweise wurde dabei vergessen, daß in der Mani ausschließlich in Wehrtürmen gewohnt wurde. Ehe die Manioten solche Massen-Obdachlosigkeit und Verelendung hinnahmen, schlugen sie in kurzer Zeit dreimal die Truppen Ottos mit verzweifelter Entschlossenheit zurück. Erst der folgende Versuch, die Rebellen mit besonderen Vergünstigungen zu kaufen und ihnen lokale Regierungsaufgaben (inklusive einer Mani-Miliz) zu übertragen, brach langsam den Widerstand gegen die neue Regierung.

Die Konkurrenz um die neugewonnenen Rechte förderte wiederum die seit Generationen gepflegten Familienfeindlichkeiten der Manioten untereinander … und so mancher in mittelalterlicher Wut ausartende Familienstreit mußte im Laufe des 19. Jahrhunderts noch mit dem Militär beendet werden …

Im Jahr 1805 bewegte sich der englische Oberst William Martin Leake (“Travels in the Morea”) mit äußerster Vorsicht im Land. (Nicht nur, weil er für das Britische Imperium im Osmanischen Staat spionierte …) Das Dorf Vathia konnte er nicht betreten. Er berichtet über die Ritualisierung der Familienkämpfe, die in der Regel mit Waffenstillständen für Saat- und Ernte-Zeiten und zum Widerstand gegen äußerliche Eindringlinge unterbrochen wurden, was er amüsant findet.

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Kardamili, Zeichnung von Otto Magnus von Stackelberg, 1834

Die alten Wohntürme, die byzantinische Kirchen mit ihren Fresken und die umfangreichen Höhlen sind heute noch eine Attraktion für die (recht wenigen) Touristen in dieser Gegend. Das winzige Porto Kagio im Süden ist ein beliebter Haltepunkt für den privaten Yachtverkehr.

NACHTRAG: Vielleicht noch ein schneller Blick auf ein renoviertes, traditionelles Familienhaus in der Nähe von Stoupa, das vor einiger Zeit zum Verkauf stand (www.oconnorproperties.gr). Das ist zwar schon in Messenien, aber die Bauweise stimmt. (Ich hoffe, ich entschädige mein dortiges Fotoklauen mit dem Hinweis auf die Netzadresse des Immobilienhändlers! Ja, er hat noch mehr Häuser dort …!) Das Haus hätte ich sehr gerne genommen, wenn ich das Geld hätte, das heute für Häuser auf dem Land in Griechenland verlangt wird …

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Literatur:
“Mani – Reise zur Südspitze Griechenlands” (Deep Into Mani) von Peter Greenhalgh, Prestel München 1988, mit Fotos von Edward Eliopoulos, ISBN 3-7913-0864-5

“Mani – Travels in the Southern Peloponnese” von Patrick Leigh Fermor (mit Fotos von John Eyres Monsell), John Murray’s/London 1958

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2 comments

  1. 2 Rezepte aus der Mani-Küche: Carbonara mit Siglino (in Salbei geräuchertes, mit Orangenschale eingelegtes Schweinefleisch) und Kagianas mit Kräutern:
    (08.09.2013 Sorry, ekathimerini hat diese Seite inzwischen aus dem Archiv entfernt! Theo)
    http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_wsite7_17499_01/01/2012_419976
    Siglino ist hier in Deutschland nicht leicht zu kriegen, aber wenn Sie da unten in der Gegend sind, fragen Sie mal in der Taverne danach!

    Als Trost, so sieht Siglino aus:
    http://www.bestgreekfood.com/web/tritakis/-/traditional-siglino-manis
    Und noch ein Kagianas-Rezept. Ganz einfaches Rezept, allerdings fehlt hier die Kräuter-Mischung. In einem der beiden Kommentare wird Basilikum und Oregano empfohlen:
    http://allrecipes.co.uk/recipe/6691/kagianas–greek-eggs-and-tomato-.aspx

  2. jassou Theo, wie immer ein interessanter Artikel, informativer als der Wikipedia-Bericht.

    Da ein guter Freund von mir in Verga in der Mani wohnt, werde ich dieser historischen und landschaftlichen sehr interessanten Gegend im Sommer einen Besuch abstatten, und werde mich auf die Spuren von Petros Mavromichalis begeben.

    Das Buch “Mani – Travels in the Southern Peloponnese” von Patrick Leigh Fermor ist 2010 auch bei Fischer neu erschienen.

    grüße aus dem Norden, kokkinos vrachos

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