Makedonien – Kastoria 1

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Kastoria, vom Megalos Alexandros Hügel

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Kastoria, die Nordseite der Altstadt

Kastoria hat keinen furchtbar guten Ruf … schon gar nicht bei denjenigen, die was gegen das Pelzetragen haben, und angesichts des von den Abwässern der Pelzindustrie vergifteten Sees. In Michael Müllers Nordgriechenland von 2001 finde ich noch den warnenden Hinweis darauf, daß der Geruch des Sees nicht auszuhalten sei und die grüne Substanz, die im See treibt, dicht genug sei, daß Frösche darauf herumspringen können.

Das hatte mich jahrelang davon abgehalten, dorthin zu fahren. Und? Hm ja, der See sieht teilweise übel aus, ganz übel …

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… aber ich habe (Anfang Oktober) mehrfach in den Restaurants direkt am Ufer gegessen (und ich war nicht der einzige), und habe mich über die vielen Kormorane, die Haubentaucher, den solitären Pelikan und die vielen Schwäne gewundert. Und über die Fischer, die ihre fette Beute tatsächlich mit nach Hause nahmen. Die Hälfte der von mir befragten Kastorianer war allerdings der Meinung, sie würden definitiv nichts aus dem See verzehren. Und die klassischen kantigen Fischerboote sind auch selten geworden:

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Die Pelz-INDUSTRIE hält sich bedeckt im Ort, im Gegensatz zum Pelz-HANDEL. Dessen parkplatzumgebene Marmorpaläste stehen schon 10 Kilometer vor der Stadt neben der Straße. Im Ort gibt es noch ein paar kleinere Händler und in den Souterrains sieht man manche Handwerker beim Zuschnitt und Zusammenheften. Hier rechts mal ein diskretes Werbeschild:

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Ohnehin ist der Pelzhandel weltweit aktiv, und die Pelzzucht und Verarbeitung inzwischen sicher auch. Für mich ist die Pelzhandel nicht so relevant, ich war nur an einer Nebenfolge interessiert: Schon ein paar Generationen vor uns verbrachten die Pelzhändler einen großen Teil ihres Lebens auf Reisen, hatten von St. Petersburg bis Konstantinopel ihre Läden und Agenturen … und zu Hause repräsentierten ihre Familien den Wohlstand mit glanzvollen Stadthäusern … und die Stiftung einer Kapelle oder Kirche mußte auch sein. Angeblich gibt es heute noch etwa 70 alte Kapellen im Altstadtgebiet, ich habe sie nicht gezählt. In den seltensten Fällen fallen die Kirchen auch auf, so wie diese …

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… meist waren sie vor dem Blick der osmanischen Bevölkerung und Regierung in Höfen versteckt, und sahen von außen aus wie der Karnickelstall. Die privaten Wohnhäuser durften allerdings mit Glanz nach außen wirken …

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… und sie sind der Stadt Kastoria heute so lieb wie auch eine Last. Im ehemals türkischen Bezirk der Stadt (Südwestküste der Halbinsel) sind die Herrenhäuser nach dem Auszug ihrer vertriebenen Bewohnern völlig verschwunden. (Verlassene und fest verschlossene Holzhäuser verrotten hier von innen heraus recht schnell.) Im ehemals griechischen Teil gibt es noch eine Reihe davon, die der Tsiatsapas, Emmanouil, Skoutaris oder Nantzis Familien. Die meisten Häuser entstanden im 18. Jahrhundert. Damals hatte Kastoria 20.000 Einwohner, ein Drittel türkisch, ein Drittel Griechen …
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