Zur Katharo-Hochebene, 1. Versuch

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Straße zur Katharo-Hochebene, die halbe Strecke ist geschafft. Blick nach vorn.
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Gleiche Stelle, Blick zurück auf den Mirabello-Golf.
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Ein wunderbarer, sonniger und windstiller Wintertag (ausgerechnet ein Freitag, der dreizehnte …), der die Olivenbauern ausschwärmen läßt. Auf den Höhen ist die Ernte noch längst nicht erledigt. Wir sind früh unterwegs. Katharina steigt noch auf die Höhe von Lató, wegen der Ausgrabungen aus minoischer Zeit, besucht in Kritsa die Panaghia Kerá (… damals auch gesehen, Christa?). Ich habe mir das Kirchenbesuchen und Kerzenanzünden inzwischen untersagt.
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Wir suchen im Häusergewirr des Bergdorfes Kritsa nach dem Abzweig zur Katharo-Hochebene. Der ist nur diskret gekennzeichnet. Der etwas schwachbrüstige Fiat hält sich gut auf der Serpentinenstrecke. Schöne Panorama-Aussichten öffnen sich. Katharina sieht sie zuerst: Fünf, sechs, zehn, zwölf, und mehr Geier nutzen die Thermik und schweben in weiten Kreisen hoch über uns. Letztes Jahr hatten wir uns am Westende der Insel schon über eine Dreiergruppe gefreut!
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Hier ist nicht oft jemand auf der Kurvenstrecke unterwegs, darum gibt es auch nur wenige Unfall-Gedenk-Kapellen. Auf der Katharo-Hochebene leben die Bauern und Hirten ja nur im Sommer. Wenn die Äpfel und Birnen abgeerntet sind, und die Schafe das letzte Gras abgenagt haben, werden die Herden ins Tal getrieben.
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Aber die KKE will uns auf der Strecke an den griechischen Bürgerkrieg (1946-1949) erinnern. Und die alte Auseinandersetzung zwischen der Volksfront und den Monarchisten scheint noch nicht völlig vorbei zu sein, denn jemand hatte vor kurzem die ursprüngliche Erinnerungstafel zerschlagen. Die KKE hatte sie erneuert und den Vandalismus-Schaden demonstrativ zur Schau gestellt.
Der Text der Tafel (danke an Günter Brand) hier nur sinngemäß: „An diesem Ort wurde 1947 die Demokratische Armee Griechenlands (DSE) unter Führung von Jannis Podia in Stellung gebracht.“
Den Schwerpunkt des Bürgerkrieges erlebte das griechische Festland, und ich habe vergeblich versucht, etwas über die Auswirkungen auf Kreta und den Kapetanos Jannis Podia in Erfahrung zu bringen. (Wenn jemand etwas weiß, bitte unten einen Kommentar eintragen!) Schon die griechischen Partisanen im Weltkrieg waren ja in zwei Fraktionen gespalten.
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Übrigens ist die Katharo-Hochebene komplett im Besitz der Gemeinde Kritsa. Die Bauern dort oben sind nur Pächter.
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Wir sind schon in der noch schneebedeckten Region, passieren einen kleinen Picknickplatz (mit Aussicht bis nach Agios Nikolaos!), biegen noch um drei Kurven, dann ist Schluß mit lustig. Der Wagen setzt auf, die Räder drehen durch, die Wegspuren sind vereist.
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Es wäre unmöglich, hier heute weiterzufahren. Katharina kriegt den Wagen im Rückwärtsgang sicher zurück bis zum Aussichtspunkt. Weg-Ende und Pause: Aussteigen, die Sonnenwärme und die Sicht zum Golf und auf die Schneeberge genießen. Schön hier! Es fehlen nur zwei Gläser Kreta-Tee mit einem Schuß Raki:
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Wenn die Sonne noch zwei Tage so intensiv weiterscheint, versuchen wir es Sonntag noch einmal. Jetzt also zurück nach Kritsa:
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Kritsa, nicht selbstverständlich, daß hier an einem Winter-Nachmittag eine Taverne mit offener Küche zu finden ist. Vorbei an der hiesigen Weihnachtsdeko …
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… wo Josef, Maria und Jesus den Stall in der Höhle bereits verlassen haben. (Schon auf dem Weg nach Ägypten, Leute? Den enttäuschten Ausdruck der angereisten Weisen aus dem Morgenland kann man im Foto leider nicht erkennen.)
Und mal bis zum Ende der winterstillen Gasse, wo im Sommer die Souvenirs verkauft werden. Es ist sogar ein Laden auf mit lokalen Produkten, und unter den Plastikplanen eines kleinen Lokals sitzen die üblichen Rentner beim üblichen Gespräch über die Weltpolitik, und die Küche versorgt uns auch. (Der Weg zur Toilette im Souterrain war das Gefährlichste, was ich auf Kreta erlebt habe …)
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5 comments

  1. Ja, Kapetan Giannis Podias ist eine recht geheimnisumwitterte Gestalt. Jedenfalls stammte “der Adler des Psiloritis” aus einer kleinasiatischen Flüchtlingsfamilie, die sich in Larani/Iraklio niederließ. Bereits1941 schloss er sich den Andarten an, war Gründungsmitglied der ELAS und später in der Führung der DSE. Er fiel im Juli 1947 in der Schlacht von Lochria und wurde nach seinem Tod wohl noch recht übel von den Soldaten der Nationalen Armee oder von Gendarmen zugerichtet und verstümmelt.

  2. Hab inzwischen auch noch was gefunden, in einer längeren Ausführung über den Partisanen- und Bürgerkrieg von Rainer Karbe und Ute Latermann-Pröpper. Nur ein paar gekürzte Zeilen daraus, die die Zeilen von Dionysos bestätigen:
    “Im April 1947, während auf dem Festland weiter der Bürgerkrieg tobte, kam Jannis Podias aus dem Ausland nach Kreta zurück, um den Kampf erneut zu organisieren. Die neue griechische Armee (…) ging(…) gegen die Kommunisten vor. Bis Ende August waren alle Linken entwaffnet; Jannis Podias wurde am 30. Juni erschossen. Die Partisanen brachten den Partisan ins Dorf Agia Varvára. (…) Panduwas erinnert sich: ‘Sie hatten seinen Kopf abgeschnitten und seine verletzte Hand und hatten sie auf einen Stock gespießt.’ ”
    Und:
    “Besonders verbittert waren viele der ehemaligen Partisanen über die Entwicklung im Nachkriegsgriechenland, weil nicht diejenigen, die tatsächlich im Widerstand gekämpft hatten, an die politische Macht gelangten. Die Liberalen und Kommunisten wurden regelrecht ausgeschaltet, sie wurden kriminalisiert und in die Gefängnisse gesteckt.”

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