Arkadien – Karitena

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Karitena, ein Dorf in Arkadien/Peloponnes, oberhalb der Alpheiosschlucht. Etwa 350 Einwohner. Karitena, aktuell bekannt durch die Waldbrände am Ort im späten August 2007. Historisch bekannt als Heimat des Freiheitskämpfers Theodoros Kolokotronis und durch die (vergebliche) Belagerung der osmanischen Ortsfestung durch griechische Befreiungskämpfer im Jahr 1821. Und allseits bekannt durch das Bild der fränkische Brücke von Karitena auf der Rückseite des alten 5000-Drachmen-Scheines …

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Nun, genau dieses Bild brachte einen dieser berühmt-berüchtigten spontanen Umwege mit sich … eigentlich waren wir per Bus auf dem Weg von Sparta nach Korinth. Wir mußten in Tripolis umsteigen. Hm. Warum denn nicht mal nach Karitena …?

Also los. Noch einmal umsteigen in Megalopolis. Der Bus war alt und klein, und hatte außer uns an diesem Freitagmittag auch nur 3 oder 4 Schulkinder an Bord … das gab zu denken … sollte dieser patriotisch so wichtige Ort vielleicht touristisch nicht so sehr gewürdigt sein, wie wir gedacht hatten?

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Richtig. Von ein paar patriotischen Plakaten auf der Platia abgesehen, wurde gar nichts gewürdigt. Kein Mensch zu sehen im Dorf. Niemand. Kein Hotel, kein “rooms” Schild. Kein Hund, keine Katze. Kein Laden auf, die Taverne geschlossen. Die Frühjahrssonne scheint, aber es ist kalt. 20 Minuten Ratlosigkeit. Plötzlich ein einsames Motorengeräusch. Der Toyota hält. Die Bauern kommen vom Feld. Ob wir ein Zimmer brauchen? Sie hätten eins. OK. Also alles rauf auf die Ladefläche, Gäste und Gepäck.

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Das Zimmer ist im Souterrain, es ist kalt und klamm vom Winter. Das Haus ist ein Bauernhaus, da sind auch die Gästezimmermatratzen nicht unbedingt … steril. Tja. Was gar nicht sauber ist, ist die Küche, und die beiden sehr munteren Jungs, die drin spielen. Es gibt dort den Kaffee zur Begrüßung. Die Unterhaltung ist mühsam. Ob es hier im Ort abends was zu essen gibt? Ochi. Nein. Aber wir können mit der Familie essen, wenn wir wollen. Wollen wir?

Ich sehe den stumm-entsetzten Blick meiner Mitreisenden. Ich kenne diesen Blick. Sie will nicht bleiben. Keinesfalls. OK, wir gehen spazieren und sagen in einer Stunde Bescheid … ‘ndaxi?

Der Bauer nickt. Die Familie muß jetzt wieder aufs Feld zurück. Aber die Oma sei immer da …

Nach einer Stunde haben wir alles auf dem Burghügel und um ihn herum gesehen, was zu sehen ist. Inklusive der Aussicht auf das Braunkohlenkraftwerk. Und wir haben diskutiert. Ergebnis: Wir wollen weg. Und zwar schnell.

Die Oma ist entsetzt, als wir unser Gepäck holen. Es ist peinlich. Allen. Aber wir gehen. Auf der Platia sehen wir gerade noch den Bus abfahren. Auch das noch. Fünf Uhr nachmittags. Also telefonieren, wie kriegen wir denn hier ein Taxi …? Oh, drüben in der Tavernentür dreht sich der Schlüssel. Der Wirt blinzelt in die Sonne, noch mittagschlafzerzaust. Na, dann erst mal da rein und einen Ouzo oder zwei auf das heutige Pech …

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Und eine Viertelstunde später ist der Laden schon fast halb voll. Zwei Autos mit Exil-Karitenäern, aus Athen. Sie kommen Verwandte besuchen. Bald sitzen wir zusammen. Wir erzählen unsere Geschichte. Die Athener sind amüsiert. Und bald ist auch der Taxifahrer da, irgendwoher aus der Nachbarschaft (ganz links im Foto). Er möchte zwar viel lieber mit seinen lieben alten Freunden quatschen als ins Auto, aber er wird fahren.

Wo wir denn hinwollen? Nach Tripolis? Nein nein nein, da fährt er nicht hin. Das ist viel zu teuer für uns, wehrt er ab. Er fährt uns nach Megalopolis, und zwar so, daß wir da sofort den nächsten Tripolis-Bus kriegen. Er verschenkt locker das Geld für 40 Kilometer Strecke. Sag einer was über griechische Taxifahrer vom Dorf …

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