Sifnos … ohne Absicht

Die Hauptfährenlinie durch die Kykladen zieht sich von Piräus über die Syros/Mykonos-Paros/Naxos-Santorin-Strecke. Mitten durch also. Viel schlechter bedient werden die kleinen westlichen Inseln auf der Kythnos-Serifos-Sifnos-Milos-Strecke (im Winter bestenfalls ein Schiff/Tag). Ganz schwierig ist es, zwischen diesen beiden Strecken hin und her zu wechseln. Gewöhnlich muß man, um von Syros nach Kythnos zu kommen (Entfernung = Sichtweite), erstmal zurück nach Piräus, um dort umzusteigen. Nur in der Hauptsaison gibt es Zickzackverbindungen.

Wir erwischten die allererste Quer-Tour des Jahres, eine Einzelfahrt im April, 7 Uhr morgens ab Syros mit der Express Paros auf die westlichen Inseln.

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Die Purserin auf dem Parkdeck gähnt noch hinter ihrem Tickettischchen. Langeweile. Ein halbes Dutzend Passagiere und ein einziges Auto an Bord, dafür lohnt sich der Betrieb wirklich nicht. Die erste Station (Seriphos) ist unser Ziel. Am Anleger in Seriphos kein Mensch.Wir beobachten gemütlich das Anlegen vom Oberdeck. Das Tor unten öffnet sich …

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… jetzt aber fix runter zum Ausgang! Schon zu spät, die Fähre hat gar nicht erst angelegt! Sie hatten uns völlig vergessen, das Toröffnen war nur eine “Trockenübung”, reine Routine. Der Matrose winkt ab und amüsiert sich köstlich über unseren Ärger … no problem, tröstet er uns dann … wir könnten ja abends auf dem Rückweg hier aussteigen.

Abends …? Es soll für uns doch nur ein Tagesausflug sein! Wir steigen also in Sifnos aus, der nächsten Station. Nachzahlen tun wir nicht. Die Purserin schaut uns am Ausgang mißtrauisch und irritiert hinterher: Hey, wollten die nicht nach …?

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Im Fährhafen Kamares sind auch nur Bauarbeiter und Anstreicher unterwegs. Die Läden räumen gerade die Saison-Waren ins Regal. Da, der Töpfer hat schon auf! Neben mir ist jemand mit dem Schicksal schlagartig zufrieden: Wahnsinn, guck mal, die haben diese fetten delphinförmigen Brattöpfe, die Yorgos Bailas auch in der Küche hat!

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Yorgos hat uns nie verraten, woher er seine Töpfe hat! Und die machen sie hier selbst! Der Töpfer arbeitet im Hinterraum … er wischt sich die Hände zur Begrüßung ab. Er könnte kaum ein Handy bedienen bei der Arbeit, aber auf die altmodische Tour geht das Telefonieren ja auch:

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Als beiläufig die Rede auf unsere Medienarbeit kommt, stellen wir fest, wir haben den richtigen Ansprechpartner! Stavros, der Töpfer, ist gleichzeitig Hotelbesitzer und in den “public relations” der Insel aktiv. Er strahlt: Eine Tagestour durch die Insel? Her mit Presseausweis und Regierungs- empfehlung! Er besorgt uns den Mietwagen, sofort und umsonst!

Äh … wer von uns hat einen Führerschein dabei? Keiner …

Keiner? Hm, ohne Führerschein kein Auto.

Umso besser. Wir wollten doch heute gar keinen Streß, bloß nicht alle Klöster, alle Ausgrabungen, alle Tavernen, alle Buchten …

Also wenigstens hier ein Zettel mit ein paar Telefonnummern und mit dem Taxi rauf zum Hauptort. Apollonia/Artemonas in Frühlingsgrün und Frühlingsstille. Idyllisch. In Artemonas kann man auch in der Mühle wohnen, schön. Blick auf Paros. Gäste sind auch schon da.

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Von hier aus ist es nur ein Spaziergang nach Kastro, dem alten Wehrdorf hundert Meter über dem Meer:

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Der Tag ist schnell rum. Mit dem Bus nach Kamares. Wir holen die tönerne “Beute” im Töpferladen ab, ist schon sicher verpackt zum Transport nach Amsterdam. (Preis 2000 Drachmen, paßt ein ganzes Huhn rein.) Die Express Paros taucht schon am Horizont auf.

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Noch ein paar Fakten zu Sifnos: 74 km² groß, 2000 Einwohner, recht bergig, bis 682 Meter hoch, seit der Bronzezeit besiedelt, die Töpferei ist eine alte Tradition, Oliven- und Weinanbau, in der Antike war die Insel reich durch Gold-, Silber- und Bleibergbau.
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