04 Vizitsa, Ostersonntag

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Inzwischen hatten wir das Karayiannopoulos-Haus verlassen. Apostolis hatte sich unter seinen Verwandten umgehört (in Vizitsa sind alle verwandt …) und uns mit seinem kleinen Bruder Nikos losgeschickt … über einen schmalen Fußpfad hinauf zum höchsten Haus im Dorf:

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Ein Haus mit einem großen blühenden Apfelgarten unter sich und dieser gnadenlos schönen und unverbaubaren Aussicht auf den Pagasitischen Golf:
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Hier hatte die Familie V. drei Gästezimmer im obersten Stock. (Nein, es gab kein EOT-Schild am Haus, aber der Zimmerpreis war ortsüblich …) Ein großes und zwei kleine Zimmer, und dazu ein gemeinsames Wohnzimmer und einen wunderbaren Balkon. Leider war nur noch ein kleines Zimmer frei, das große kriegte ein Ehepaar aus Athen (mit Kleinkind), und dann käme noch ein Paar aus Thessaloniki …!
Egal, die tolle Aussicht brachte es! Donnerstag holte Vater V. unser Gepäck im Karayiannopoulos ab, während wir auf der Ägäisseite des Pilion, zwischen Tsangarada und Damouhari, den Tag verwanderten.
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Familie V. war sehr lieb und nett, die Eltern verstanden leider nur Griechisch, aber beide Töchter, Georgia (13) und Litsa (18) sprachen ein sehr gutes Englisch und dolmetschten. Joan hatte für die Mädchen zum Fest zwei große Schokoladeneier beim Bäcker in Milies besorgt (“Nein, die Mädels sind nicht zu alt für sowas!”) und hatte sie Sonntagmorgen unten im Haus verschenkt.
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Wir saßen noch mit dem Paar aus Thessaloniki, das wir in der Nacht vorher in der Taverne kennengelernt hatten, bei unserem Katerfrühstück (ja, die Osternacht in Apostolis’ rammelvoller Taverne hatte sehr lange gedauert, Poli und Jennifer hatten es bis 6 Uhr ausgehalten), als Georgia anklopfte. Ob wir beide nicht Lust hätten, gleich zur Osterfeier runterzukommen? Es kämen Freunde und Nachbarn. Unten auf dem Balkon war der Grill schon angeworfen worden. Das Lamm ist fast fertig. Der Kokoretsi-Grill drehte sich noch.
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Wie peinlich … das Mädchen fragt nur uns, während die Leute aus Thessaloniki daneben sitzen … er bemerkt meinen verlegenen Blick und lacht los: Wir sollten da ruhig hingehen, sie seien nämlich extra hierhergekommen, um ein paar Tage Ruhe zu haben, Ruhe vom Stadtstreß … und das letzte, was sie wollten, wäre jetzt auch noch eine Dorfparty!
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Eine Stunde später saßen wir am Ostertisch. Für den Rest des Nachmittags war Essen, Trinken, Singen, Tanzen und Feuerwerk angesagt. Wie überall sonst im Dorf. Und selbstverständlich mußten alte Osterbräuche gepflegt werden. Welches Ei hält länger?
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Und es dauert auch nicht lange, dann wird zum ersten Mal aufgestanden und um den Tisch getanzt, Litsa und ihre Freundin Artemis aus Athen immer vorneweg.
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Die älteren Herrschaften (vornehmlich die männliche Spezies) halten sich lieber beim Rotwein auf, und die Beine still … so still es noch geht, wenn man sich gegenseitig ein wenig abstützt … 🙂 …:
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Ja, da kann man den Grill schon mal vergessen. Hätte jemand sein Lamm gerne ganz schwarz?
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Und ist es nicht schön, einen Apfelgarten unter der Terrasse zu haben? Man kann zum Beispiel leere Bierflaschen vom Balkon aus in die Luft werfen und abschießen. Artemis traf nicht unbedingt, aber der Eigentümer der Waffe (rechts, in Hilfestellung) traf eigentlich immer. Ja, er tat so was gewöhnlich beruflich, als Offizier. Er traf auch, wenn er nüchtern war …
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Und die ganz alte Generation hatte auch ihren Spaß. Ja, da sitzt Apostolis’ Großvater nebst Gattin, und er ist auch hier der Großvater (ja, hier im Dorf sind alle verwandt) … aber morgen ist er wieder auf den Dorfweiden unterwegs.
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Wir werden auch unterwegs sein. Am Ostermontagmorgen um 12:30 geht unsere Fähre … ab Volos, nach Skopelos. So richtig munter waren wir am Morgen allerdings noch nicht, was unsere Zimmernachbarn aus Thessaloniki köstlich amüsierte …
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PS. “Der erste Ostertag ist der einzige Tag, wo der Grieche es sich verzeiht, einmal über den Durst zu trinken.”
Hermann Hettner, “Griechische Reiseskizzen”, 1853
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Fortsetzung: Seite Pilion 05 Der Zug nach Milies

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5 comments

  1. Hallo Theo!

    Ein wunderbarer Bericht – leider durfte ich Ostern in Griechenland noch nie erleben, wir wollten immer in einer Jahreszeit Urlaub machen, in der man auch im Meer schwimmen kann, Ostern wäre es uns noch zu kalt, sonst holen wir uns noch die Frostbeulen, aber irgendwann möchte ich auch mal Ostern in Griechenland verbringen!!!
    Viele Grüße!
    Ulli

  2. Hallo Theo!

    Leider gehts d. J. auch nicht. Wir haben schon gebucht und dieses Mal geht es nach Santorini und Naxos. Wir waren nämlich noch nie auf den Kykladen!
    Aber da wir in Larissa sehr günstig wohnen können 😉 werden wir mal einen Kurzurlaub zu Ostern machen.

    Viele Grüße Ulli

  3. was mich jetzt interessieren würde … Das Bild mit den 4 Herren in freundlicher Umarmung, die sich zuprosten: der dritte v. links, ist das Theo ?
    Gruessle
    Hans

  4. Sorry, Hans, dein Beitrag ist im Spam-Ordner gelandet (wo ich ihn gerade wiederfinde). Die Antwort ist wahrscheinlich “ja” … 🙂 …

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