Musik CDs 2008

Ich muß zugeben, meine griechischen CDs von 2008 klingen alle nicht unbedingt “typisch griechisch”, aber …
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KAI TA MATIA KE I KARDIA (Mirame) – Eleftheria Arvanitaki
Universal, 11.2008

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Ist das schon drei Jahre her, seit Eleftheria Arvanitaki ihr letztes Album mit Neuerscheinungen veröffentlicht hat? (Ich habe allerdings in den letzten Jahren auch ein paar Sachen ausgelassen, weil mir ihre auf den hohen Mädchenton gezwungene Stimme oft zu anstrengend war.) Ihre Stimme klingt jetzt ein kleines bißchen erwachsener (sorry, Madame …) und eher relaxt. Der Rhythmus ist oft etwas “quer” und geradezu orientalisch jazzig (Xenia Kardia). Und sie ist mal wieder so schrecklich SOLO, vom Titel Mirame (mit Concha Buika) mal abgesehen. Ja, ihr lateinamerikanisches Gefühl ist noch immer präsent (De Milo Ya Mia Nichta Ego – der fette 2. Mix ist der absolute HIT!). Und einen spanischen Produzenten hat sie auch, Javier Limon. Ja, im Prinzip die PURE Arvanitaki, und es diesmal ist kein bißchen langweilig. (“Mirame” gibt es bei YouTube live on stage!)
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KALOS IRTATE
Encardia, Ghetonia, Malalingua, Giovanni Avantaggio u.a.
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Musik, die Sie vielleicht irritieren wird. Klingt das nicht alles eher italienisch? Ist es auch. Aber Süditalien ist auch altes griechisches Siedlungsgebiet, und an der italienischen Stiefelspitze (bei Reggio Calabria) und besonders am Stiefelabsatz (Salento) existieren immer noch Gebiete, in denen eine Art griechisch gefärbtes Italienisch gesprochen wird: das GRIKO. Und in den Dörfern, in denen griko (offiziell anerkannte Minderheitssprache) gesprochen wird, hängt der Gruß “Kalos Irtate” (Herzlich willkommen) am Ortsschild, wie ich höre. Wenn Sie Encardias CD von 2007 kennen (To Paramithi Tis Tarantoulas) oder ihr “Agapi Mou Fidella” von 2004, werden Ihnen einige der Titel auf dieser CD schon bekannt vorkommen. Encardia und Ghetonia – eine Gruppe aus Calimera (!), einem Dorf aus der Region von Grecia Salentina – sind hier prominent vertreten, und Roberto Licci und Emanuele Licci (von Ghetonia) lassen ihre munter-rostigen Stimmen auch bei Encardia erklingen. Da ist noch der 83jährige Akkordeonspieler und Sänger Giovanni Avantaggio und die Gruppe Malalingua, und ja, auch Leute mit griechischen Namen, Loukia Konstantatou und Kostas Thomaidis.
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TIP: Suchen Sie mal bei YouTube nach Encardia & Roberto Licci. Oder nach Encardia mit Nikos Portokaloglou (Agapi Mou Fidella)!
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Übrigens: Über den Pfeil ganz rechts unten im YouTube-Fenster kommt man zu einer Übersicht über weitere Encardia-Videos. Die Videos finden Sie auch auf der Website von Encardia: encardia.gr .
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Nebenbei: Es ist sensationell, was man aus der traditionellen Musik Apuliens rausholen kann! Hier Teresa de Sio & Raiz mit unglaublichen 5 Minuten “Tammurriata Nera”, und zwar live. Das holt mich umgehend aus der schlimmsten Herbst-Depression (die letzten beiden Minuten des Videos sind irre gut, unbedingt laut hören, obwohl es an der Tonqualität mangelt!):
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Oder hier noch mal klassisch, und hinreißend getanzt … Pizzica Salento BTQ mit “La core meu”:
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Bei
rootsworld finden Sie Hintergrundwissen über Musik und regionale Geschichte des Griko (englischer Text)!
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“Kalos Irtate” ist erschienen bei Melodiko Karavi, 04.2008
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VATOMOURA – Vasilis Papakonstantinou
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Ist das schon das dreissigste Album, das er in den letzten 30 Jahren produziert hat? Möglich. Jedenfalls ist es das Abwechslungsreichste und Rockigste und Lockerste, was er seit Jahren auf die Beine gestellt hat. Der gequälte Balladen-Vortragsstil, der in der letzten Zeit öfter mal dominierte und mich leicht nervte, ist auch abgesagt. Der größte Teil der Musik stammt von Stamatis Mesimeris, und ist zum Glück kein so wuseliger Photoshop-Trip wie das Cover. Kati Meni oder Ntou ist gute Autobahnmusik (linke Spur) …
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Minos, erschienen 06.2008
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APOLITHOMA ANTHROPOU – Stigma 90
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Gut, noch was aus dem Jahr 2006. Hab mich gefreut, dieses Album vor ein paar Wochen bei Metropolis in Thessaloniki im Regal zu finden. Stigma 90 waren nach meinem Wissen die erste Frauen-Rockband Griechenlands (vom GitarristenSakis mal abgesehen). Sie hatten 1994 bei Wipe Out ihr einziges Album Feygo Geia veröffentlicht.
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Stigma 90 im letzten Jahrhundert …
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Das Vinyl-Album habe ich sehr geschätzt, tue ich immer noch … und Marietta in ihrem Plattenlädchen in Hermopoulis war so froh, daß sie ihr einziges und ungeliebtes Exemplar der Platte endlich los war … :-). Aber die Band war anschließend im Nichts verschwunden. Noch 2001 fand ich über die Internet-Suchmaschinen nur diese kleine Bemerkung:
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Nein, auch ihr ehemaliges Label wußte nichts mehr von ihnen. Und dann fand ich Anfang September bei Google plötzlich die Adresse www.stigma90.gr ! Ja, Stigma 90 ist wieder da, aber nur Sängerin Vivi (siehe oben) und Sakis sind aus der Original-Besetzung noch dabei, und auf der website kann man auch zwei Live-Videos sehen.
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Atlantis 011, erschienen 2006
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3 comments

  1. Hallo theo,
    jetzt kruschlel ich in meinen alten kasetten rum, nach Musik der Griechen in Süd-Italien, anstatt auszumisten.
    Vielleicht kann ich ja beides miteinander verbinden ;-))

    Danke für die informative ( mir unbekannten Gruppen ) Seite,
    und euch ein ganz schönes WoEnde! Ich denk an euch!
    Marga

  2. “The first prize for a Greek film over 45 minutes went to Angelos Kovotsos’s “Encardia, the Dancing Stone,” which follows a Greek band inspired by the rich musical tradition of southern Italy.”
    Ekathimerini 17.03.2012
    Beim Dokumentarfilm-Festival 2012 in Thessaloniki wurde also ein Film über ENCARDIA präsentiert und prämiert. Bin gespannt, wann man den Film mal zu sehen kriegt!

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