Hydra, und die Sünde

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Hydra Wassertaxi
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„Und den Sack Müllbeutel, legen Sie den da drüben hin. Wird von oben abgeholt!“  (Nein nein, ich hab da nichts rausgenommen für meine Müllbeutelsammlung, ehrlich! Und bestimmt hat das Kloster, das wir besichtigen wollen, diese auf Plastikbeutel dressierten Wachhunde. Wachhunde, die die griechische Drogenfahndung im Rahmen der Sparmaßnahmen entlassen mußte …)
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Mittwoch. Teil C unserer Wanderpläne: Tagestour nach Osten, zum Kloster Gennisi Theotokou Zourvas. Liegt sinnigerweise am Nordhang der Zourva-Bergkette, auf einer Hochebene. Man kommt von da aus noch vier Kilometer weiter nach Osten, bis zum letzten Leuchtturm, wenn man will … aber das kostet Zeit. Und wir sind keine Frühaufsteher. Wir kommen ja schon mit dem Super-Fast-Wassertaxi an, in der einsamen Ledheza Bucht. Aber sooo spät ist es noch nicht, den Taxifahrer blendet noch die Morgensonne. Er muß auf der Vollgas-Tour durch die nervöse Brandung sein oberes gischtversalzenes Frontfenster herunterschieben und stehend steuern.
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Hydra Wassertaxi
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Vom Anleger geht es über Treppen steil hoch. 700 Meter lang ist dieser Serpentinen-Weg, und der sei schon das schwierigste Stück der Strecke, hat Katharina gelesen:
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Hydra Zourvas Ledheza
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Insgesamt ein einsamer Fußweg heute, auf dem fast niemand zu hören und zu sehen sein wird. Zunächst geht es nach Osten, zum Kloster selbst:
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Hydra Moni Zourvas
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Das Tor ist mal wieder zu. Doch drinnen hört man Frauenstimmen. Was tun? Ich weiß nicht mehr, wer zuerst sagte: „Was ist mit Anklopfen?“ Uns läßt so etwas wie eine Praktikantin aus Athen rein, die hier gerade aushilft. Eine Novizin scheint sie nicht zu sein:
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Hydra Moni Zourvas
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Hier ist schon Mittagsessenszeit. Wir werden zum Eingang der Klosterkirche gebeten. Dort stehen Bänke für die Pilger. Eine der Nonnen muß allerdings vor dem Essen noch die Stundenglocke läuten:
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Hydra Moni Zourvas
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Die Nonnen huschen sonst nur im Hintergrund herum. Schön. Auf die Begegnung mit Nonnen lege ich keinen so großen Wert. Meine Tante war Nonne, lebte in einem klostergeführten Waisenhaus in Köln. Besuche in diesem Haus waren mir als Kind immer unheimlich. Der Kindergarten, in den ich als Vierjähriger sollte, wurde auch von schwarzverhüllten Nonnen geleitet. Ich hatte den Besuch erfolgreich und nachhaltig verweigert, es kam mir dort vor wie ein Kinder-Knast. So etwas wie ein mildes Nonnen-Trauma ist bis heute geblieben …
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Ich hoffe, die nette „Praktikantin“ aus Athen findet noch einen anderen Beruf, trotz der Krisenzeiten. Sie öffnet uns die Kirche zum Gucken und Spenden, doch halt, Katharina und Hedi sind nicht angemessen gekleidet! Da müssen erst mal zwei topmodische Röcke her, um die Wanderhosen abzudecken. Ich kriege keinen Rock. Dabei hätte Katharina das so gerne fotografiert …!
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Hydra Moni Zourvas
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Die Praktikantin versorgt uns (noch gar nicht hungrige) Wanderer auch mit einem Imbiß, samt Kaffee in Wunschausführung und einem Teller mit ostereigroßen Dattel-Nuß-Schoko-Pralinen:
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Hydra Moni Zourvas Imbiss
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Die Pralinen sind erstklassig. Katharina überlegt, mit verzücktem Gesicht, wie viele wir von den Pralinen wohl essen dürfen, gemessen an unserem Betrag in der Spendenkasse:
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Hydra Zourvas Katharina
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Ich überlege, wie viel Jahre Fegefeuer es den Nonnen wohl einbringt, uns in der Karwoche dazu zu verführen, die Fastengebote zu brechen. (Oder gibt es, wie bei den Katholiken, in der orthodoxen Kirche auch Ausnahmeregelungen, für Schwerarbeiter zum Beispiel und für müde Tageswanderer …?)
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Na ja, ich gehöre ja inzwischen sowieso zu den Heiden, Kirchenaustritt 31.12.1971, ich kann gar nicht sündigen, aber die Nonnen wissen das ja nicht …
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Irgendwann reißen wir uns los von unserem Mittagsmahl und ziehen los, westwärts. Der Weg ist nicht zu verfehlen:
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Hydra Fußweg Zourvas
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Leider hat es hier vor einiger Zeit großflächig gebrannt, im knöchelhohen Grün stehen überall noch kahle Baumgerippe. Was überlebt hat, wie dieses Feigenbäumchen, muß mit Maschendraht vor den Ziegen geschützt werden:
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Hydra Feigen
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Der Weg geht leicht aufwärts, bis zu einer Kapelle mit Aussicht (auch die ist dem Propheten Ilias gewidmet), und wieder leicht abwärts in ein Hochtal, das gleich von drei Klöstern besetzt ist, Aghios Nikolaos Thalassinos, Aghia Matroni und Aghia Triada. „Wie in der Toskana hier!“ staunt Hedi.
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Hydra Aghia Triada Kloster
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Am Aghia Triada Kloster machen wir den Fehler, nicht nach rechts zur Bucht von Mandraki abzusteigen. Wir ignorieren die Schotterstraße, gehen nach links, steigen am Ende über den gerölligen, überwucherten, steilen und mies markierten Fußpfad zum Dorf ab. Es dauert nicht lange, bis ich mich wieder vertrete. Dabei hatte sich mein linker Fuß doch seit gestern so gut erholt. Bis zum Café am Hafen fluche ich wieder vor mich hin. Hat mir mein Arzt empfohlen, sowas unbedingt rauszulassen, denn es staut den Blutdruck, wenn man Ärger in sich reinfrißt … 🙂 …
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Am nächsten Tag, Gründonnerstag, müssen meine beiden Damen weiter. Für Ostern haben sie ein Zimmer auf Poros gebucht. Ich bleibe noch ein paar Tage auf Hydra. Am Anleger steigen sie in den fliegenden Delfin:
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Hydra Delfini Boot
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Ob sie das Fastenbrechen im Kloster noch gebeichtet haben? Oder ob sie es wenigstens bereuen? Ich weiß es nicht. Das Boot legt ab. Und ja, die einen gehen, die anderen kommen:
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Hydra Maultiere
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Diese Dame bringt gleich zwei komplette Betten mit. Sie lächelt erwartungsvoll, während sie hinter ihrer Vierbein-Spedition herzieht. Welche Sünden will sie wohl hier begehen?
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Ich habe oben schon ein Bett. Ich bringe mir also zwei Damen mit:
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Hydra Retsina
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🙂 … ja, 1,40 die Flasche Retsina-to-go. Sündhafte Preise haben die Supermärkte hier nicht.
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